Seite - 690 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Krain
Višnjegorski), die Traungauer, die Grafen von Bogen
und die Heunburger (slow. Vovberžani) (vgl. dazu auch
→ Herzöge von Kärnten/Koroška). Aufgrund der ter-
ritorialen Zersplitterung hatten die Patriarchen von
Aquileia keine reelle Möglichkeit, ihre Macht in K.
auszubauen. In Wahrheit regierten ihre Stellvertreter,
denen der Patriarch die Gewalt über die Grenzmark in
K. als Lehen übergab.
In der zweiten Hälfte des 12. Jh.s konnten sich in K.
als weltliche Stellvertreter Angehörige der Andechser
durchsetzen, nach ihrem Aussterben (1228) das Kärnt-
ner Herzogshaus Spanheim. Dieses machte Ljubljana
ab 1250 zum Mittelpunkt seiner Besitzungen in K. und
so zum Landeszentrum, was Ljubljana als zukünftige
Hauptstadt prädestinieren sollte. Nach dem Aussterben
der Spanheimer trat Otokar Přemysl als Landesherr
auf (bis 1276), danach fiel K. formal an die Habsbur-
ger, die bereits 1279 ihrem tiroler-görzischen Verbün-
deten Graf Meinhard damit beliehen. Das sensible
Gleichgewicht zwischen den Habsburgern und den
Grafen von Görz wurde Anfang des 14. Jh.s mit dem
Kampf um die tschechische Krone gestört. Als Folge
dieses Widerstreits ging das Becken von Celje (Celjska
kotlina) endgültig an die Steiermark/Štajerska. Die
Grenze von K. verschob sich bis an den Unterlauf
des Flusses Sava. In die Hände der Habsburger fiel K.
schließlich 1335, nach dem Tod des Herzogs Henrich
von Görz.
Ab Mitte des 13. Jh.s bis zur Übernahme von K.
durch die Habsburger bildete sich allmählich der Mi-
nisterialadel heraus, dessen Identität auf der Zugehö-
rigkeit zum Landesherrn und einem gemeinsamen
Recht basierte. Im September 1338 wurde dem Krainer
Adel die Landhandfeste übergeben, die als grundle-
gendes Dokument der älteren Krainer Verfassung gilt
und die Grundlage für die Herausbildung K.s als Land
darstellte.
Nach der formalen Übernahme von K. begannen
die Habsburger aggressiv ihr Machtgebiet in Richtung
Kras (it. Carso, dt. Karst) bis an die Adria zu erwei-
tern. Zwischen 1342 und 1378 gewann man auf Kos-
ten des Patriarchen von Aquileia Vipava, Lož, Postojna
und die Höhlen von Postojna (Postojnska jama, dt. hist.
Adelsberger Grotte) und verleibte die Territorien K.
ein. Die Herren von Duino (slow. Devin, dt. hist. Ty-
bein) ordneten sich ihnen 1366 unter, 1382 auch die
Stadt →
Trieste/Trst/Triest. 1364 wurde K. zum Her-
zogtum erhoben. 1374 kam nach dem Aussterben des
s. g. istrischen Familienzweigs der Grafen von Görz (→ Herzöge von Kärnten/Koroška) auch Pazin hinzu
sowie die Grafschaft in der Mark (die sog. »Windische«
Mark, slow. Slovenska krajina) und Metlika (Möttling),
die jedoch bis Ende des 16. Jh.s einen Sonderstatus in-
nerhalb Krains bewahren konnte. Die Krise, welche die
Habsburger im Konflikt mit den Luxenburgern Ende
des 14. Jh.s und zu Beginn des 15. Jh.s erlebten, spiegelt
sich in K. durch die Emanzipierung einiger Adelsge-
schlechter. Die Ortenburger (slow. Ortenburžani, grofje
Ortenburški) erlangten 1395 den Status eines reichs-
unmittelbaren Grafengeschlechts, 1423 die → Grafen
von Cilli (slow. Celjski grofje), die 1436 sogar in den
Reichsfürstenstand erhoben wurden, die walseeischen
Besitztümer Kras und Kvarner wurden 1434 Reichs-
grafschaft. Aus ihrer misslichen Lage konnten sich
die Habsburger erst in der zweiten Hälfte des 15. Jh.s
befreien, als sie zunächst aufgrund eines Erbvertrages
die Grafen von Cilli beerbten (1456), später noch die
Herren von Walsee (1466–1472).
Nach diesen Veränderungen verschoben sich die
Grenzen von K. bis Beginn des 19. Jh.s lediglich in klei-
nerem Maße. Im 16. Jh. wurden die einstigen Krainer
Gebiete des Žumberak zusammen mit Marindol der
Militärgrenze (slow./kroat. Vojna krajina) angegliedert,
Mitte des 17. Jh.s wurden die Grundherrschaft Čabar
sowie das Gut Zrinski ausgegliedert. 1783 wurde K.
noch Idrija einverleibt. Mit den französischen (1811)
und den österreichischen (1814–1815) Verwaltungsre-
formen fiel das Gebiet von Duino/Devin in der Bucht
von Trieste/Trst/Triest an die gefürstete Grafschaft
Görz und Gradisca (it. Principesca Comtea di Gorizia
e Gradisca, slow. Goriško-gradiščansko poknežena grofija),
das Gebiet südlich des Tals der Reka in der Notranjska
mit dem Grafschaft Pazin (it. Pisino, dt. hist. Mitter-
burg) an Istrien/Istra. Auf diese Weise hat K. seine Ge-
stalt angenommen und bis 1918 beibehalten. Danach
ging das Land K. im neuen Slowenien auf (vgl. auch
→ Landeschefs und Landeshauptmänner von Krain/
Kranjska).
Lit.: ES (S. Granda : Kranjska). – L. Hauptmann : Krain. In : Erläute-
rungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer IV.
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Janez Milinar ; Üb : Maja Francé
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur