Seite - 694 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Bild der Seite - 694 -
Text der Seite - 694 -
694
Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeichnis.
zu stärken. So ist auch die Rolle der Slowenen in der ös-
terreichischen und slowenischen Geschichte pervertiert
(→ »Entethnisierung«). Da noch heute unter österrei-
chischen Germanisten die Kenntnis slawischer Spra-
chen, insbesondere des heimatlichen Slowenisch, kaum
gegeben ist, wird K. weiterhin von germanistischen
Fachkollegen als der kompetente Fachmann für slawis-
tische Fragen gehalten und zitiert : nach dem landes-
üblichen Motto slavica non leguntur. Die slawistischen
Ansichten und Äußerungen (Sprachgeografie, Chro-
nologie von Lautveränderungen) sind aus slawistischer
Sicht unfachmännisch laienhaft. Ein bemerkenswerter
Irrtum ist z. B. auch die Behauptung, dass es östlich der
Linie Salzburg-Villach/Beljak keine Romanität gibt.
Der literaturübliche Name Wiener Schule kennzeichnet
sich (positiv) durch eine groß angelegte dialektologische
Feldforschung und onomastische Studien. Besonders
wertvoll sind die Angaben zur mundartlichen Ausspra-
che slowenischer Namen, die in den meisten Ortsver-
zeichnissen überhaupt nicht erwähnt werden und heute
schon nahezu unbekannt sind. Negativ zu beurteilen ist
allerdings das latente germanozentristische Weltbild
dieser »Schule«. So sind viele Ideen von → Wutte
hinsichtlich des Slowenischen erstaunlicherweise in
der österreichischen Universitätsgermanistik bis heute
erhalten geblieben. Die Sprachinselforschung, die hin-
tergründig das Aufspüren nicht vorhandener Germa-
nenreste (Zimbern, Goten, Langobarden) in den Alpen
zum Ziel hat, und z. T. die Namenkunde, diminuieren
völlig die Bedeutung des Ladinischen (→ Altladinisch,
→ Kontinuität) und Slowenischen in der Sprachge-
schichte des Alpenraums und begünstigen politisch mo-
tivierte Perversionen wie die »Regermanisierung« und
die →
Windischentheorie. Generell wird dadurch jede
Option nicht germanischer Etymologien (→ Ostarrichi,
→ Bagoaria, → Walchen, → Altbairisch, → Altladi-
nisch) zu einem feindlichen und »unwissenschaftlichen«
Angriff auf »historische (=
germanistische) Wahrheiten«.
Werke : Sprachschichten und Sprachbewegungen in den Ostalpen. Wien
1931 ; Zur Ortsnamenforschung im Grenzland. In : Zeitschrift für Orts-
namenforschung 10 (1933/34) 105–148 ; Die ältesten deutschen Ansied-
lungen in Kärnten. In : Beiträge zur Geschichte und Kulturgeschichte
Kärntens 1936, 28–33 ; Die wichtigsten Kärntner Ortsnamen. I. Das
Zollfeld (Veröffentlichungen des Instituts für Kärntner Landesfor-
schung der Universität Graz in Klagenfurt, Bd. 2). Klagenfurt 1944 ;
Die deutschen Lehnwörter in der slowenischen Volkssprache. Laibach
1944 ; Die Bergnamen Österreichs. Wien 1955, 1968² ; Historische Laut-
geographie des gesamtbairischen Dialektraums. Wien 1956 ; Ortsnamen-
buch von Kärnten. 2 Bde. Klagenfurt 1956/1958.
Lit.: H. Schmeja : Der Mythos von den Alpengermanen. Graz 1968 ; H. Hornung : Verzeichnis der Schriften von Eberhard Kranzmayer und der
unter seiner Leitung an der Wiener Universität entstandenen Disserta-
tionen (Festgabe zu seinem 70. Geburtstag). Wien 1969 ; Aus dem
Namengut Mitteleuropas : Kulturberührungen im deutsch-romanischen-
slawobaltischen Sprachraum (Festgabe zum 75. Geburtstag). Klagen-
furt 1972 ; H. Schaller : Die Rolle der Geisteswissenschaften im dritten
Reich. 1933–1945. München 2002 ; O. Kronsteiner : Nichts als Namen.
Kulturwissenschaftliche Wahrnehmungen aus Österreich und Umgebung.
Ljubljana 2003.
Web : F. Krahberger : Germanistik – eine befangene Wissenschaft. In :
www.ejournal.at/essay/germanistik.html (Besprechung von P. Wie-
singer und D. Steinbach, 150 Jahre Germanistik in Wien. Außeruni-
versitäre Frühgermanistik und Universitätsgermanistik). Wien 2001.
Otto Kronsteiner
Kranzmayer, Ortsnamen, alphabetisches Verzeich-
nis. Das vorliegende alphabetische Verzeichnis erfasst
jene Ortsnamen, die → Kranzmayer insbesondere in
ihrer mundartlichen Form (slm.) im Ortsnamenbuch,
Teil 2, aus dem Jahr 1958 repertoriert hat und die in
der Regel nicht oder nur teilweise von neueren Orts-
namenrepertorien berücksichtigt wurden, zumal die
→ Ortsrepertorien von Zdovc im Hinblick auf die üb-
rigen Ortsnamen des heute → zweisprachigen Gebie-
tes → Südkärnten/Južna Koroška als maßgebliche Ko-
difizierung der standardsprachlichen Norm angesehen
werden können (→ Standardsprache). Der linguistische
Wert dieser Ortsnamen liegt darin, dass Kranzmayer
von zahlreichen Orten (vereinzelt auch von →
Berg-,
→ Flur- und → Gewässernamen) authentische ortsüb-
liche Benennungen erfasste, die heute nicht oder nur
noch schwer mit derselben Feldforschungsmethode ve-
rifiziert werden können. In zahlreichen Fällen bilden
diese sogar die einzige →
Quelle eines ansonsten ver-
loren gegangenen Namengutes. Zudem bilden gerade
die mundartlichen Namenformen (abgesehen von der
veralteten Schreibung des mundartlichen ves für vas
[Dorf]) in zahlreichen Fällen die relevanten Ausgangs-
formen für die standardsprachliche Normierung des
jeweiligen → Ortsnamens.
Angeführt werden in der Folge zudem in Anlehnung
an Kranzmayer relevante differenzierende Hin-
weise, die eine eindeutige Zuordnung der jeweiligen
Orte ermöglichen sollen. Es wurde Kranzmayers
historische Kategorisierung der Orte übernommen, so
in Klammer die jeweilige historische Gemeinde, so-
weit der Ort nicht selbst Hauptort einer gleichnami-
gen Gemeinde ist (D. = Dorf, E. = Einschicht, Gem. =
Gemeinde, M. = Markt, R. = Rotte, Rn. = Ruine, S. =
Schloss, W. = Weiler, ZH. = zerstreute Häuser ; konstr. =
konstruiert [nach Kranzmayer]). Angeführt werden
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur