Seite - 704 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Krek, Janez Evangelist
ber die Wichtigkeit der slavischen traditionellen Literatur
als Quelle der Mythologie (1869) wurde zur Grundlage
für sein Hauptwerk Einleitung in die slavische Literatur-
geschichte (1874). Die zweite, stark erweiterte Ausgabe
(1887) behielt noch lange ihre Gültigkeit, weil in ihr
die ältere und die zeitgenössische Fachliteratur kritisch
berücksichtigt wurden.
Sein informativer Überblick über die slowenische
Literatur in Die Österreichisch-ungarische Monarchie in
Wort und Bild (1891) lässt sich in die slowenische Li-
teraturgeschichte einreihen. Der Popularisierung slawi-
scher Poesie im deutschsprachigen Sprach- und Kul-
turraum ist seine Slavische Anthologie (1895) gewidmet,
in deren Einleitung er die Wichtigkeit guter Überset-
zungen aus dem Slowenischen betonte.
Mit Kärnten/Koroška ist K. v. a. als Mitbegründer
und wichtigster wissenschaftlicher Mitarbeiter der
Zeitschrift → Kres verbunden, die zeit ihres Bestehens
(1881–1886) das wichtigste Publikationsorgan für die
frühe literarische Folkloristik war (→ Publizistik). Hier
veröffentlichte K. eine Reihe philologischer und my-
thologischer Abhandlungen ; zu den bedeutendsten ge-
hört seine Edition und wissenschaftliche Erstbeschrei-
bung O novoslovenskem rokopisu zgodovinskega društva
koroškega (1881) der → Klagenfurter Handschrift
(Celovški rokopis). Darin berührte er Fragen der Ko-
dikologie, der Paläografie, Datierung, der historischen
Bedingungen zur Entstehung, der Sprache, des Inhalts,
des Zwecks und des Zielpublikums. Zudem verglich er
die Handschrift mit den anderen bekannten Beispie-
len mittelalterlichen slowenischen Schrifttums. Seine
fundierten Feststellungen und Vermutungen behielten
in der Hauptsache ihre Gültigkeit und wurden durch
spätere Forschungen (Ivan → Grafenauer) nur noch
präzisiert, erweitert und vertieft.
An seinen akademischen Lehrer Franz Miklosich,
der auch bei seiner Habilitationsarbeit sein Mentor war,
stattete er symbolisch seinen Dank ab, als er 1883 die
große, wie ein → Tabor aufgezogene Feier zu dessen
70. Geburtstag in Ljutomer ausrichtete, an der an die
5.000 Personen teilnahmen (vgl Matija → Murko).
Quellen : K. Sturm-Schnabl : Der Briefwechsel Franz Miklosich’s mit
den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča z Južnimi Slovani.
Maribor 1991, Briefe 108, 135, 144, 157, 241, 348, 352, 451, 451a,
456, 485d, 597.
Werke : Einleitung in die slavische Literaturgeschichte und Darstellung
ihrer älteren Perioden. Graz 1874 ; O novoslovenskem rokopisu zgodo-
vinskega društva koroškega. In : K 1 (1881) 173–190 ; Papeška pisma
britanskega museja in sv. Methodij. In : K 1 (1881) 345–354 ; Einlei- tung in die slavische Literaturgeschichte. Akademische Vorlesungen, Stu-
dien und kritische Streifzüge. Graz 1887. [Erw. Ausg. von 1874] ; Die
slovenische Literatur. In : Die österreichisch-ungarische Monarchie in
Wort und Bild. Kärnten und Krain. Wien 1891, 429–448 ; Slavische
Anthologie. (Hg.) Stuttgart 1895.
Lit.: SBL ; EJ ; ÖBL ; LPJ ; ES ; OVSBL. – M. Murko : Vatroslav Ob-
lak. Ein Beitrag zur Geschichte der neueren Slavistik. Wien 1902. [Gek.
Version von 1899] ; I. Prijatelj : Ustanovitev »Ljubljanskega Zvona« in
celovškega »Kresa«. In : RDHV 3 (1926) 175–253 ; St. Hafner : Ge-
schichte der österreichischen Slawistik. In : Beiträge zur Geschichte der
Slawistik in nichtslawischen Ländern. Wien 1985, 52 f.; E. Prunč,
L. Karničar : Materialien zur Geschichte der Slawistik in der Steiermark.
Graz 1987, 126–149 ; I. V. Čurkina : Russkie i Slovency. Naučnje svjazi
konca XVIII v – 1914. Moskau 1986, 217 s. v. Krek G.; Zum 100.
Todestag von Gregor Krek. In : AnzSPh 33 (2005) 11–113. [Themat.
Block, Hg. W. Eismann] ; Gregor Krek (1840–1905). Filologija in
slovanstvo. In : Traditiones 35/2 (2006) [gleichzeitig als Supplement-
band, Hg.: J. Fikfak] ; M. Stanonik : Gregor Krek, prvi univerzitetni
raziskovalec slovenske folklore. In : Folkloristični portreti iz treh stoletji.
Ljubljana 2012, 229–290.
Darko Dolinar, Marija Stanonik ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Krek, Janez Evangelist (* 27. November 1865 Sv.
Gregor [Sodražica, Dolenjska], † 8. Oktober 1917 Št.
Janž na Dolenjskem), Theologieprofessor, Soziologe,
Politiker, Reichsratsabgeordneter, Landtagsabgeordne-
ter in Krain/Kranjska und Organisator des Genossen-
schaftswesens.
Der frühe Tod des Vaters stürzte die Familie mit
sechs Kindern in große existenzielle Probleme, sodass
K. schon als Kind ein ausgeprägtes soziales Bewusst-
sein entwickelte. Nach der Matura am Gymnasium in
→ Ljubljana entschied er sich für den Priesterberuf. Er
beendete das theologische Studium 1888 und erhielt
vom Bischof Missia die Priesterweihe. Außerdem er-
möglichte er ihm anschließend weitere Studien in Wien,
die er 1892 mit dem Doktorat abschloss. Er wohnte im
Augustineum, wo er die beginnende christlichsoziale
Bewegung kennenlernte und die Zeit für den Erwerb
von Sprachkenntnissen nützte. Seine Kaplantätigkeit in
Ribnica war sehr kurz, da ihn der Bischof zum Dom-
vikar in Ljubljana bestellte und als Privatdozenten für
Philosophie ins Priesterseminar berief. 1895 wurde
K. erster Inhaber des neu gegründeten Lehrstuhls für
Fundamentaltheologie und thomistische Philosophie.
In der Zeit seiner parlamentarischen Verpflichtungen
vertraten ihn Aleš Ušeničnik und Fran Grivec.
Erstmals wurde er 1897 über die allgemeine Kurie in
den Wiener Reichsrat gewählt. Weil ihm jedoch diese
Tätigkeit nicht zusagte, verzichtete er auf eine neuerli-
che Kandidatur. Er hielt nämlich die politische Arbeit
in → Krain/Kranjska für wichtiger und kandidierte
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur