Seite - 719 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Kuchling, Anton
Buchcover, Mohorjeva
›Schote, Hülse‹) oder Munggen und Talggen (alte bäu-
erliche Speisen aus Hafer-, Gersten und Bohnenschrot,
aus frühem *mǫka, heute slow. moka ›Mehl‹ bzw. aus
einem heute nicht mehr existierenden *tălk- wie pol-
nisch tłokno, russisch toloknó, eine Art Haferbrei).
Weiters Gaislitz, eine gesäuerte Speise aus Hafermehl
(aus kiselica ›Säuerliches‹). Die am meisten verbrei-
tete slowenische Entlehnung im Deutschen ist Jause
›Zwischenmahlzeit, kleiner Imbiss‹, die auf južina
›Mittagessen‹ beruht, welche Bedeutung Jause bei den
alten Bauern im Lesachtal (Lesna dolina) noch heute
hat. Parallel zur Bedeutung von Jause im Deutschen
wurde dann slow. mala južina (gekürzt zu mundartlich
máwžna) gebildet – ein gutes Beispiel für die wech-
selseitige Beeinflussung beider → Landessprachen.
Das Wort Jause ist heute in fast ganz Österreich ver-
breitet, eine ähnliche Verbreitung hat auch slow. pogača
›Hefekuchen‹ (aus dem romanischen focatia bzw. fo-
cacea) erfahren, z. B. in Wien Grammel-pogatscherl.
Als typisch Kärntner slowenische Speisen gelten ei-
nige mit Estragon (Bertram, slow. pehtran) zubereitete
Gerichte (z. B. Bertramstruckel (pehtranovi štrukelj),
Bertramreinling (pehtranova pogača) oder Dober močnik
(Unterkärntner Schmalzmus). Ein spezifisch Kärntner Getränk ist Lauer, Laber, slow. laver, ein Früchtetrunk,
der v. a. zu Ostern zubereitet wird (zu lateinisch lorea
›Tresterwein‹). Sowohl bei der deutsch- als auch slo-
wenischsprachigen Bevölkerung sind Nudelgerichte
(z. B. Käsnudeln (sirnati oder skutni krapi), Kletzennudeln
(kvočni krapi oder nudelni) sowie čompavi krapi (›Nudeln
mit Kartoffelfülle‹) und Kuchen aus Hefeteig (Rein-
ling s. o., Potitze [potica <aus povitica ›Rollkuchen‹>),
weiters die Kirchtagssuppe (kisla juha oder mundartlich
čisva župa (eigentlich ›saure Suppe‹) besonders beliebt.
Als slowenische Spezialität gilt die Gibanica (dt. auch
Vierlingsstrudel) (vgl. Slovenska kuharica von Magdalena
→ Knafelj-Pleiweis, → Kirchtag).
Lit.: T. Angerer : Hausmannskost aus Südkärnten. Klagenfurt [e. a.]
1997 ; T. Angerer : Koroška kuharica. Celovec/Klagenfurt 1998 ; H.-D.
Pohl : Die Sprache der Kärntner Küche. Klagenfurt 2004 [darin weitere
Literatur].
Heinz-Dieter Pohl
Kucher, Josef, vulgo Ruš (Ausschussmitglied Kultur-
aktivist), → Edinost Šenttomaž. Katoliško slovensko izo-
braževalno društvo Edinost Št. Tomaž pri Celovcu [Ka-
tholischer slowenischer Bildungsverein St. Thomas].
Kuchling, Anton (* 11. Juni 1903, Hart/Dobrava
[Eberndorf/Dobrla vas], † 1. Oktober 1988, Völker-
markt/Velikovec), Priester und Literat.
Der Bauernsohn K. besuchte vorerst die Volksschule
in Eberndorf/Dobrla vas und seit 1917 als Zögling des
fürstbischöflichen →
Marianums das Gymnasium in
Klagenfurt/Celovec, wo er 1925 maturierte. Zwischen
1919 und 1921 hatte er – wie Jožko → Tischler, Aleš
→ Zechner, Zdravko und Vinko → Zwitter – zu
jenen Kärntner Slowenen gehört, die das Gymnasium
in Kranj besucht hatten. Zu den Studienkollegen der
Klagenfurter Schulzeit gehörten u. a. der spätere Gur-
ker Bischof Josef Köstner und der spätere evange-
lische Superintendent von Kärnten/Koroška, Literat
und Komponist Gerhard Glawischnig. Zwischen
1925 und 1930 studierte K. Theologie in Klagenfurt/
Celovec und wurde am 30. Juni 1929 zum Priester ge-
weiht (Primiz am 7. Juli 1929 in Eberndorf/Doblra
vas). 1930–1932 war Kuchling Kaplan in Kappel an
der Drau/Kapla ob Dravi, von wo aus er auch die Pfarre
St. Johann/Šentjanž mitbetreute. 1932 wurde er zum
Administrator, 1933 zum Provisor und schließlich 1936
zum Pfarrer von Feistritz an der Gail/Bistrica na Zilji
ernannt.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur