Seite - 747 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Kutej, Anton
Radoslav Kušej zentralen slowenischen Bildungseinrichtung. K. berei-
tete seine Dozentur in Kirchenrecht vor. Nach seiner
Rückkehr 1906 war er einige Monate dem Bezirksge-
richt in → Celje zugeteilt, im Herbst desselben Jah-
res dem Landesgericht in Graz. 1908 veröffentlichte
er ein umfangreiches historisches Werk über die Di-
özesanreformen in → Innerösterreich (Joseph II und
die äussere Kirchenverfassung Innerösterreichs. Stuttgart
1908 ; vgl. auch →
Josephinismus), das ihm großes
internationales Ansehen brachte. 1911 wurde er zum
ständigen, 1912 zum Bezirksrichter am Landesgericht
in Graz. Er selbst schrieb nieder, dass er den Posten
bekommen hatte, weil ihm die österreichische Regie-
rung keinen Posten in seiner Kärntner Heimat oder in
der Spodnja Štajerska (Untersteiermark) geben wollte
(→ Assimilationszwang). Nach dem Zusammenbruch
der Habsburgermonarchie ernannte ihn die Narodna
vlada [Nationalregierung] in Ljubljana am 16. Novem-
ber 1918 zum provisorischen Leiter des Bezirksgerichts
in Gornja Radgona (Oberradkersburg) und bereits am
23. November zum Landesgerichtsrat und Leiter des
Bezirksgerichtes Bleiburg/Pliberk. Am 27. November
1918 übernahm er mit Unterstützung von →
Mal-
gaj die Leitung des Gerichtes und blieb in Bleiburg/
Pliberk bis 4. Mai 1919, als sich die Beamten des Kö-
nigreiches SHS (→ Jugoslawien) zusammen mit den
Truppen zurückziehen mussten. Als Ende Mai 1919
die jugoslawischen Truppen Klagenfurt/Celovec be-
setzt hatten, hatte K. die Aufgabe, die Leitung des Lan-
desgerichtes Klagenfurt/Celovec zu übernehmen, doch
kam es wegen des Rückzugs der jugoslawischen Trup-
pen nicht dazu (→ Grenzfrage, → Vertrag von Saint-
Germain). K. wurde dem Bezirksgericht in Celje zu-
geteilt, im September 1919 wurde er zum Gerichtsrat
in Ljubljana ernannt. Noch 1919 habilitierte er sich an
der neu gegründeten rechtswissenschaftlichen Fakul-
tät in Ljubljana als Professor für Kirchenrecht. Am 27.
Jänner 1920 wurde er zum außerordentlichen, am 27.
August 1920 zum ordentlichen Professor gewählt. K.
war Prodekan und Dekan der rechtswissenschaftlichen
Fakultät (1922–23, 1928–29 und 1931–32) sowie Rek-
tor (1937–39) und Prorektor (1939–41) der Universität
Ljubljana. Bei der Gründung der (Slovenska) akademija
znanost in umetnosti ([S]AZU) [(Slowenische) Akade-
mie der Wissenschaft und Künste] 1938 wurde er zu
ihrem ordentlichen Mitglied gewählt.
K. publizierte mehrere Werke über katholisches Kir-
chenrecht und dessen Geschichte. Er berücksichtigte
auch die orthodoxe Kirche (Cerkveno pravo katoliške in pravoslavne cerkve s posebnim ozirom na razmere v Kral-
jevini Srbov, Hrvatov in Slovencev. Ljubljana 1923 und
Cerkveno pravo katoliške cerkve s posebnim ozirom na raz-
mere v Kraljevini Srbov, Hrvatov in Slovencev. Ljubljana
1927). In weiteren monografischen Werken behandelte
er insbesondere das Verhältnis zwischen Kirche und
Staat und zweifelte dabei an der Durchführbarkeit des
Konkordats in Jugoslawien, was er jedoch ohne politi-
sche Wirkung rechtlich begründete. K. befasste sich zu-
dem mit dem äußerst komplexen Eherecht in Jugosla-
wien. Er setzte sich für ein fakultatives ziviles Eherecht
ein, für die ausschließliche Zuständigkeit des Staates
bei zivilrechtlichen Fragen des Eherechtes und damit
für ein einheitliches staatliches Recht in Ehesachen. Als
einem der Klassiker der slowenischen Rechtswissen-
schaft gelang es ihm, historische Erklärungsansätze mit
der Suche nach neuen gesetzgeberischen Lösungen und
der Darstellung des geltenden Rechtes zu verbinden.
K. war Vorsitzender des nach dem Ende des Ers-
ten Weltkrieges gegründeten nationalverteidigenden
Vereins → Gosposvetski zvon [Maria Saaler Glocke].
Im September 1931 wurde er zum Vorsitzenden der
→ Ciril-Metodova družba (CMD) [Bruderschaft des hl.
Kyrill und Method] gewählt und behielt diese Funk-
tion bis 1933. Er interessierte sich für die sog. Kärnt-
ner Frage und rief dazu auf, alle mögen gemeinsam den
Kärntner Slowenen helfen.
Archive : Zgodovinski arhiv in muzej Univerze v Ljubljani (ZAMU),
IV., 29/486, Personalna mapa dr. Rado Kušej.
Werke : Joseph II und die äussere Kirchenverfassung Innerösterreichs.
Stuttgart 1908 ; Cerkveno pravo katoliške in pravoslavne cerkve s po-
sebnim ozirom na razmere v Kraljevini Srbov, Hrvatov in Slovencev.
Ljubljana 1923 in Cerkveno pravo katoliške cerkve s posebnim ozirom
na razmere v Kraljevini Srbov, Hrvatov in Slovencev. Ljubljana 1927 ;
Prošnja s severne meje. In : Slovenski narod, Jg, 54, Nr. 205, 14. 9. 1921,
S. 1 ; etc.
Lit.: SBL ; ES. – J. Polec : Dr. Rado Kušej. In : Zbornik znanstvenih
razprav, let. 18, Ljubljana 1941/42, 1–22 ; Koledar šolske Družbe
sv. Cirila in Metoda v Ljubljani za prestopno leto 1932, let. XLVI.
Ljubljana 1931 ; G. Kušej : Rado Kušej. In : Annuario dell´Accademia
di scienze ed arti di Lubiana/Letopis Akademije znanosti in umet-
nosti v Ljubljani, Volume primo/Prva knjiga, 1938–1942–XXI. Lubi-
ana/Ljubljana 1943, 185–190.
Danijel Grafenauer ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Kutej, Anton (* 13. Juli 1909 in Klagenfurt/Celovec,
† 16./19. Februar 1941 KZ Dachau). Priester, Symbol-
figur des frühen Widerstandes gegen die Nazis.
Mit zehn Jahren kam K. mit seiner alleinerziehenden
Mutter aus Klagenfurt/Celovec nach Globasnitz/Glo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur