Seite - 795 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Lavant, Diözese
Loška cerkvena pesmarica,
Radio Agora Zahl und Vielfalt macht deutlich, dass die Frömmigkeit
in der ersten Hälfte des 19. Jh.s sehr stark von der Pas-
sion Christi geprägt war und in der Fastenzeit ihren
Höhepunkt erreichte.
Die Leitung der Erstellung des Latschacher Kir-
chenliederbuches lag in den Händen von Simon W.
Wiegele, der im Jahr 1825 Lehrer in Latschach/Loče
war. Man findet seine Unterschrift auf der Titelseite
des Buches. Es ist davon auszugehen, dass Wiegele
das Kirchenliedbuch nicht selbst geschrieben hat. Im
Buch finden sich mehrere Handschriften, die auf die
Urheberschaft mehrerer Personen verweisen. Verwen-
det wurde es von Jožef Wohinz, der Kirchensänger
und wahrscheinlich auch Eigentümer des Kirchen-
liedbuches war. Im Inneren des Buches hat er als Joshef
Wohinz zerkouni peuz (Jožef Wohinz Kirchensänger)
unterschrieben. Das Kirchenliedbuch wurde in der
bohoričica (mit wenigen Ausnahmen in der gajica) im
slowenischen Oberrosentaler →
Dialekt geschrieben
und lässt damit den Schluss zu, dass damals auch in
dieser Sprache in der Kirche gesungen worden war. Ge-
funden wurde es im Pfarrhof Latschach/župnišče Loče.
Heute wird es im → Archiv der Diözese Gurk in Kla-
genfurt/Celovec aufbewahrt.
Die Texte des Latschacher Kirchenliedbuches wur-
den von Wissenschaftlern aus Österreich und Slowe-
nien aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet
und so in Raum und Zeit, in den Gang der Geschichte,
in die Entwicklung der slowenischen Sprache, der
Theologie, der Liturgie und in die Entwicklung des
Kirchengesanges eingebunden.
Archive : ADG.
Lit.: S. Trießnig, P. Svetina (Hg.) : Loška cerkvena pesmarica = Latscha-
cher Kirchenliedbuch. Celovec 2012.
Simon Trießnig
Laurentius de Oberburg (1426 Professor an der Uni-
versität Wien), →
Wien.
Lavant, Diözese, slow. Lavantinska škofija. Lavant
wurde am 10. Mai 1228 in → Sankt Andrä im La-
vanttal (Šentandraž v Labotski dolini) als ein kleines,
territorial zwischen Kärnten/Koroška und der Steier-
mark/Štajerska aufgesplittertes und vom Erzbistum
→
Salzburg völlig abhängiges Bistum gegründet. Bis
spät ins 18. Jh. blieb das Bistumsgebiet auf die Städte
Sankt Andrä (Šentandraž), Lavamünd/Labot, Dravo-
grad, die Märkte Radlje ob Dravi, Muta, Schwanberg, St.
Florian, Landsberg und sechs Klöster (u. a. → Sankt
Paul/Šentpavel) begrenzt, wobei seine Jurisdiktion nur
über die zwei Sankt Andräer Klöster fiel. Ab 1318 er-
hielten die Bischöfe den Fürstbischofstitel und waren
oft in weltlichen Diensten, auch wegen der niedrigen
Einkünfte des Bistums. Die erste Synode wurde 1414
gehalten. In der Reformzeit von Kaiser Josef II. wurde
L. mit der Inkorporation von den Kreisen → Celje und
→ Völkermarkt/Velikovec 1786 wesentlich vergrößert.
Damit veränderte sich auch die Bevölkerungsstruktur
des kleinen, überwiegend deutschsprachigen Bistums
zu einem, in dem mehrheitlich slowenisch gesprochen
wurde. Der slowenische Klerus gewann langsam an
Bedeutung und ab Fürstbischof Ignaz Franz →
Zim-
mermann (1825–1843) beherrschten alle Lavanter
Bischöfe die slowenische Sprache. Ab 1843 waren die
Bischöfe ausschließlich Slowenen. 1853 wurden unter
Fürstbischof Anton Martin → Slomšek (1846–1862)
wieder die Verhandlungen über die Verlegung des Bi-
schofssitzes nach → Maribor gestartet. Diese Verle-
gung wurde am 3. September 1859 vollendet, wobei L.
seine Kärntner Gebiete (das Lavanttal/Labotska do-
lina und den Völkermarkter Distrikt) an die Diözese
→
Gurk/Krška škofija verlor und mit der Inkorporie-
rung des Kreises Maribor zu einem steirischen Bistum
wurde. Ab Slomšek wurde L. in der entscheidenden
Zeit des deutsch-slowenischen Nationalitätenkonflikts
einer der bedeutendsten kulturellen Stützpfeiler der
slowenischen Nationalbewegung, v. a. im → Schulwe-
sen. Infolge des Zerfall Österreich-Ungarns und der
politischen Neuordnung aufgrund des → Vertrages
von Saint-Germain wurde 1923 der Bischof von L. mit
Sitz in Maribor apostolischer Verwalter von 3 Seckauer,
13 Gurker (die → Mežiška dolina [Mießtal] und Dra-
vograd) sowie 18 Pfarren des Bistums von Szombat-
hely (das Prekmurje [Übermurgebiet]), während die
Pfarre Soboth/Sobota pri Radljah an den Bischof von
→
Seckau abgetreten wurde. Dieser Prozess der An-
gleichung der Bistumsgrenzen an die Staatsaußen-
grenzen wurde 1964 abgeschlossen. Mit der direkten
Unterstellung der Diözese unter Rom am 1. Mai 1924
verlor Salzburg endgültig das Bistum. 1962 wurde das
Bistum in Mariborsko-lavantinska škofija umbenannt
und 2006, mit der Herauslösung bzw. Einrichtung der
Bistümer → Celje und Murska Sobota, zu einem Erz-
bistum erhoben. Gleichzeitig wurde die Kirchenpro-
vinz von Maribor eingerichtet.
Quelle : NAŠMb.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur