Seite - 827 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Limpel, Valentin
KS, 26. 1. 1926 ren Heimat, d. h. in Bosnien, Kroatien, Slawonien, in
der Militärgrenze (slow./bosn./kroat./serb. Vojna kra-
jina), Dalmatien, Serbien, in der Vojvodina, in Make-
donien und Montenegro tätig waren : Slovenski v tujini
službujoči šolniki [Im Ausland tätige slowenische Leh-
rer]. Zugleich schrieb er über die slowenischen Lehrer
im österreichischen Kaiserreich, d. h. in Böhmen und
Mähren, Schlesien, Galizien und in der Bukowina wie
auch im Königreich Ungarn und im Königreich Lom-
bardisch-Venezien. In seinen drei politisch-histori-
schen Studien aus dem Jahre 1927 argumentierte er die
berechtigte Forderung nach dem slowenischen Kärn-
ten/Koroška damit, dass die slawische Kultur älter als
die deutsche sei, dass an erster Stelle Österreich-Un-
garn, an zweiter Deutschland am Ausbruch des Ersten
Weltkriegs schuld gewesen wären. Die Rückforderung
der Alpenländer durch den tschechoslowakischen Staat
sei dadurch historisch begründet, dass der deutsche
König Rudolf von Habsburg dem König Otto-
kar II. unrechtmäßig und gewaltsam die Alpenländer
entrissenen habe. Aufgrund historischen Rechtes aber
sei ein Korridor zwischen der Tschechoslowakei und
Jugoslawien gerechtfertigt.
L. war ab Mitte der 1930er-Jahre Ehrenmitglied des
→
Klub koroških Slovencev v Ljubljani [Klub der Kärnt-
ner Slowenen in Ljubljana].
Werke : Über den deutsch-österreichischen Anschluß und über die Kriegs-
gefangenenfrage, Celje (3 Studien) ; Slovenski v tujini službujoči šolniki.
3. Celje 1933, 21935 (erw. Aufl.) ; Koroški Slovenci in nemški šolniki
od leta 1820–1914. Celje, 1935 ; Barbarische Verfolgungen der Slovenen
in Kärnten. Celje 1935 ; Anklage gegen die barbarischen Verfolgungen
der Kroaten und Slowenen in Italien. Celje [o. J.] ; Das oesterreichische
Problem und der Hitlerismus. Celje 1935.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – J. Orožen : Življenje in delo vladnega svet-
nika Emilijana Lileka. Celje 1941 ; M. Jeraj : Klub koroških Slovencev
v Ljubljani in njegovo arhivsko gradivo od njegove ustanovitve do da-
nes (1928–1992). In : Arhivi 16 (1993) 103–109 ; T. Bahovec (Hg.) :
Eliten und Nationwerdung. Elite in narodovanje. Klagenfurt/Celovec
[e. a.] 2003, 41.
Irena Gantar Godina ; Üb.: Katja Sturm-Schnabl
Limpel, Valentin (Limpl, * 15. Jänner 1871 Vorderberg/
Blače [St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji], † 1. Jän-
ner 1926 Maria Saal/Gospa Sveta), Priester, ethnopo-
litsch engagierter Aktivist.
Die Grundschule besuchte L. in Vorderberg/Blače
und in →
Hermagor/Šmohor, das Gymnasium in
→ Villach/Beljak, wo er 1891 mit Auszeichnung ma-
turierte. Nach dem Eintritt ins Klagenfurter → Pries-
terseminar war er in der →
Akademija slovenskih bogoslovcev [Akademie der slowenischen Priesterse-
minaristen] aktiv tätig, wurde im zweiten Studienjahr
deren Kassier, im dritten deren Bibliothekar sowie am
Ende des dritten Studienjahrs deren Vorsitzender. Diese
Funktion konnte er jedoch nicht übernehmen, weil er
weniger als zwei Monate später am 22. Juli 1894 bereits
zum Priester geweiht wurde. Er verfasste auch Beiträge
für die Zeitschrift Bratoljub (→ Publizistik). Im vierten
Studienjahr ernannte ihn der Bischof zum Präfekten
des → Marianums. L. war Priester in mehreren Orten
in Kärnten/Koroška : in → Keutschach/Hodiše, Monte
Lussari/Luschari/Sv. Višarji, Kammering, Rosegg/
Rožek, in Ojstrica bei Spodnji Dravograd (Unterd-
rauburg), St. Margarethen am Töllerberg/Šmarjeta pri
Velikovcu, ab 1901 in der zu jener Zeit noch zweispra-
chigen Pfarre Tultschnig/Čajnče (→ Ossiacher Tauern/
Osojske Ture und Moosburger Hügelland/Možberško
gričevje) sowie ab 1910 in Kappel an der Drau/Kapla
ob Dravi. Mehrere Jahre lang war er Vorsitzender der
→ Sodaliteta, der Vereinigung slowenischer Priester
in Kärnten/Koroška. In dieser Funktion hatte er eine
bedeutende Rolle nach dem Ersten Weltkrieg bei der
Klärung der Verhältnisse zwischen der → Mohorjeva in
Klagenfurt/Celovec und der Mohorjeva in Prevalje. In
der Zeit vor der → Volksabstimmung engagierte er sich
für die Vereinigung → Südkärntens mit dem Königreich
SHS (→ Jugoslawien), weshalb er bereits vor der Volks-
abstimmung seine Pfarre zeitweise verlassen musste.
Nach der Volksabstimmung war er starkem Druck der
Deutschnationalen ausgesetzt. 1910 hatte er sein Amt
in Kappel an der Drau/Kapla ob Dravi Deutsch-Kon-
servativen angetreten und schweren Tribut wegen seiner
ethnischen Angehörigkeit und Sprache leisten müssen.
Als er am 16. Februar 1921 zur Beichte in Reßnig/Res-
nik bei → Ferlach/Borovlje ging, wohin ihn ein junger
slowenisch sprechender Mann gerufen hatte, wurde ein
Schussattentat auf ihn verübt. Dabei wurde er schwer
verletzt. Der Täter wurde nie ausgeforscht und die poli-
zeiliche Untersuchung wurde rasch zu den Akten gelegt.
Nach dem Attentat genas L. nach längerer Rekonvales-
zenz mehr schlecht als recht und wurde als Propst in die
Pfarre Gurnitz/Podkrnos berufen. Diese Stelle konnte
er jedoch wegen seines schlechten Gesundheitszustands
nie antreten und in den Kärntner Zeitungen finden sich
scharfe Proteste gegen diese Berufung. Er starb 1926,
teilweise an den Folgen dieses Attentats.
Lit.: Naši rajni duhovniki. Celovec 1968, 152–167 ; D. Grafenauer :
Akademija slovenskih bogoslovcev v Celovcu in kratka biografija Podgorca,
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur