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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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829 Linhart, Anton Tomaž Klagenfurt 1995, 28–31 ; P. Zdovc : Slovenska krajevna imena na avstrijskem koroškem, Razširjena izdaja = Die slowenischen Ortsna- men in Kärnten. Erweiterte Ausgabe. Ljubljana 2010 ; T. Simetinger : Historično antropološka anliza plesne kulture na južnem Koroškem. Phil. Diss. (Ljubljana, 2015). Bojan-Ilija Schnabl Lingua franca, auch transnationale Verkehrssprache, Sprache, die in einem mehrsprachigen Umfeld, Ge- biet, Staat oder Staatenbund die Kommunikation bzw. den sprach (grup pen-)übergreifenden Verkehr ermög- licht bzw. gewährleistet. In diesem Sinn sind Englisch, Französisch, Spanisch und deren Pidgin-Varianten internationale Verkehrssprachen, das Lateinische die historische Verkehrssprache innerhalb der katholischen Kirche und der Gelehrtenwelt bis zur →  Aufklärung und war Serbokroatisch bzw. ist Bosnisch/Kroatisch/ Serbisch (BKS) einst transnationale Verkehrssprache aller Völker und Volksgruppen im ehemaligen →  Jugo- slawien (→  Wiener Schriftsprachen-Vereinbarung). In der Habsburgermonarchie setzt sich seit den zentralisti- schen, von Aufklärung und Merkantilismus getragenen Reformen Josephs II. die pragmatische Idee durch, das Deutsche als moderne L.  f. innerhalb des Vielvölker- reiches zu institutionalisieren (→  Josephinismus), was ein Abgehen der traditionellen, sozial differenzieren- den Konzepte von →  Adelssprache versus Volkssprache darstellte (auch unterscheidet sich dieses Konzept von jenem der →  Goldenen Bulle aus 1356, das vom Prin- zip ausging, dass die Herrscher auch die Sprachen der slawischen Untertanen beherrschen mussten – formell war die Goldene Bulle bis 1806 in Kraft). 1784 wird das Deutsche zur inneren →  Amtssprache erhoben, während es weiterhin zur →  Übersetzung von Patenten und Kurrenden in die verschiedenen →  Landessprachen kommt, so ins Slowenische in Kärnten/Koroška und in →  Krain/Kranjska, ebenso wie zum Gebrauch des Slo- wenischen vor Gerichten (→  Eidesformeln). Abgese- hen davon wird die Sprache eines Teils der Elite auch Vektor des gesellschaftlichen Aufstiegs in den Stand des modernen Beamtentums und erhält eine rechtlich- institutionelle Rolle als transnationale Verkehrssprache innerhalb des Habsburgerreiches bzw. insbesondere in den Ländern der österreichischen Krone. In Verbindung mit der Bedeutung des Deutschen im Gesamtreich wird es über die Generationen hinweg etwa auch zur L.  f. im Sinne von transnationaler Kommunikationssprache für viele ethnische Ungarn in Transleithanien (was es bis heute teilweise auch geblieben ist) ebenso wie für viele Slowenen →  Innerösterreichs (für die Slowenen Istri- ens und des Küstenlandes/Litorale/Primorje war es das Italienische oder Friulanische ebenso wie für zahlreiche Slowenen aus dem →  Gailtal/Zilja). In einer unhistorischen Perspektive werden die L.  f. bzw. die zugrunde liegenden funktionalen Fremdspra- chenkenntnisse als →  Umgangssprache uminterpre- tiert und teilweise suggestiv als Synonym für →  Mut- tersprache (→  Sprachenzählung). Doch ebenso wenig wie man für Ungarn mit Deutsch als L.  f. eine deutsche Ethnizität annimmt, ebenso wenig gilt dies für Slowe- nen in Kärnten/Koroška (→  Identität, territoriale). Von einer →  »Zweisprachigkeit« bzw. von gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit, wie man es aus heutiger Perspektive bei →  »Minderheiten« annimmt, kann nicht gespro- chen werden. Aufgrund von soziolinguistischen Phänomenen wie →  Relevanz und Redundanz von Sprache kann aller- dings in der Etablierung des Deutschen als L.  f. ein Vorlaufstufe der Festigung einer öffentlich wahrge- nommenen →  Umgangssprache gesehen werden, die ihrerseits einen Aspekt im Assimilierungsprozess dar- stellt (→  Assimilation, →  Germanisierung). Die L.  f. und die damit einhergehenden funktionalen Fremd- sprachenkenntnisse sind jedoch per se nicht Ausdruck einer neuen Ethnizität (die »Zweisprachigen«), wie es die →  Zweisprachigkeitsideologie suggeriert und wie dies aufgrund von kognitiven Dissonanzen unreflek- tiert vermittelt wird (→  Windischentheorie, →  Ge- schichtsschreibung und kognitive Dissonanz). Lit.: E. Bradler-Rottmann : Die Reformen Kaiser Josephs II. Göppingen 21976 ; G. Fischer : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprach- lichen Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschafts- wissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1/1980 ; T. Domej : Die Slo- wenen in Kärnten und ihre Sprache mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters 1740 bis 1848 (Phil. Diss. Universität Wien). Wien 1986 ; R. de Cillia : Burenwurscht bleibt Burenwurscht, Sprachenpolitik und gesell- schaftliche Mehrsprachigkeit in Österreich. Klagenfurt/Celovec 1998 ; K. Sturm-Schnabl : Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938–1945 v političnem okraju Celovec. Dokumentacija o slovenskem življu do 2. svetovne vojne. In : Obdobja 26 – Metode in zvrsti. Slovenska narečja med sistemom in rabo. Ljubljana 2009, 371–391 ; B.-I. Schnabl : Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In : KK 2013. Celovec 2012, 107–122. Bojan-Ilija Schnabl Linhart, Anton Tomaž (Anton Thomas, * 11. Dezem- ber 1756 Radovljica [Gorenjska], † 14. Juli 1795) Auf- klärer, Historiker, Dichter, Dramatiker.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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