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Ljubljana
omizje), die bereits in Kärnten/Koroška zur Tradition
geworden waren (so etwa das → Beljaško omizje [Vil-
lacher Kreis] und die Kreise in →
Klagenfurt/Celovec,
→ Völkermarkt/Velikovec u. a.). Bereits vor der Volks-
abstimmung und bald danach richteten die Kärntner
slowenischen Vertriebenen auch einige Vereine ein. So
schufen Studenten in Lj. bereits 1919 den Klub koroških
akademikov [Klub der Kärntner Akademiker], dessen
Ziel es war, die breitere Öffentlichkeit in → Jugoslawien
und insbesondere in Slowenien für die Volksabstim-
mung zu interessieren. Danach übernahm der Verein
die Sorge um die Kärntner slowenischen Flüchtlinge
und half bei verschiedenen Aktionen auch der sloweni-
schen Volksgruppe in Kärnten/Koroška. In den frühen
20er-Jahren wurde mit einer ähnlichen Zielsetzung in
Lj. der Verein → Gosposvetski zvon [Maria Saaler Glo-
cke] (mit einer Außenstelle in Prevalje) gegründet, der
jedoch bald nach der Volksabstimmung seine Tätigkeit
einstellte. Im Jahr 1924 nahm der → Klub koroških
Slovencev v Ljubljani [Klub der Kärntner Slowenen in
Ljubljana] seine Tätigkeit auf, im Dezember 1927 der
→ Klub Korošcev [Klub der Kärntner] als Vorläufer des
Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowenen],
jedoch noch ohne Statuten.
Einen Wendepunkt bei der organisierten Tätigkeit
der Kärntner Slowenen, jener in Lj. ebenso wie jener,
die sich in anderen Orten und anderen Regionen Ju-
goslawiens niedergelassen hatten, stellte die Gründung
des Klub koroških Slovencev [Klub der Kärntner Slowe-
nen] dar, den slowenische Emigranten am 14. Oktober
1928 in → Celje gegründet hatten. Die formale Grün-
dung des Klubs war von dem Wunsch getragen, noch
stärker für die Kärntner Slowenen im Rahmen eines or-
ganisierten Klubs mit Statuten zu wirken. Dies fiel au-
ßerdem mit den Bemühungen der Kärntner Slowenen
zusammen, mit denen sie sich um die Einrichtung einer
besonderen → Kulturautonomie für ihre Gemeinschaft
in Kärnten/Koroška einsetzten und die gerade zu jener
Zeit ihren Höhepunkt erreicht hatten. Bereits bei der
Gründungsgeneralversammlung in Celje wurde be-
schlossen, den Sitz des Klubs in Lj. einzurichten und
daneben noch Ausschüsse in →
Maribor und in Celje
zu schaffen. Bald folgte die Einrichtung von Ausschüs-
sen des Klubs in einigen weiteren Orten in Slowenien
sowie in Zagreb und in Beograd. Ziel des Klubs war »…
die Bindungen mit den Kärntnern in Kärnten aufrecht
zu erhalten, die Öffentlichkeit in Jugoslawien über die
Situation ›unserer‹ Minderheit in Kärnten zu infor-
mieren, eine Evidenz unserer Minderheit in Kärnten und der deutschen Minderheit in Jugoslawien zu füh-
ren, die slowenische Minderheit aus Kärnten/Koroška
im internationalen Bereich zu vertreten, so in Jugos-
lawien und anderswo, wo dieses notwendig erscheinen
würde …«. Der Klub legte am 20. August 1929 den
Behörden seine Statuten vor, die am 5. September 1929
vom Leiter des Verwaltungsgebietes Ljubljanska oblast
Dr. Fran Vodopivec bestätigt wurden, der auch ehe-
maliges Mitglied der Volksabstimmungskommission in
Klagenfurt/Celovec war, sowie vom Leiter des Verwal-
tungsgebietes Mariborska oblast Dr. Franc → Schau-
bach, der selbst aus Draschitz/Drašče im → Gailtal/
Ziljska dolina stammte, der aber als Jurist bereits 1910
Kärnten/Koroška verlassen musste, weil er keine An-
stellung fand.
Die Mitglieder des Klubs sammelten in der Zwi-
schenkriegszeit ansehnliche Summen an Geld, das
sie für die Unterstützung von Kärntner slowenischen
Schülern, Studenten und Priesterseminaristen einsetz-
ten. Bis zum → »Anschluss« 1938 organisierte und fi-
nanzierte der Klub alljährlich Ausflüge von Kärntner
Maturanten durch Slowenien und Jugoslawien, gab
mehr als 45 Broschüren slowenischer Vereine in Kärn-
ten/Koroška heraus, gründete mehrere Tamburizza-
Vereine, denen er die Instrumente zur Verfügung stellte
ebenso wie Notenmaterial (→ Tamburizzamusik). Der
Klub unterstützte auch mehr als 40 Chöre, insbeson-
dere Kirchenchöre in den am meisten bedrohten slo-
wenischen Pfarren (→
Chorwesen), unterstützte die
Chorleiter, die Verfolgungen ausgesetzt waren oder die
ihre Arbeit verloren hatten. Er unterstützte private slo-
wenische Sprachkurse in einigen Gemeinden und für
mehr als 150 Familien abonnierte bzw. organisierte
er verschiedene slowenische Jugend- und Kulturzeit-
schriften sowie Zeitungen. Er half bei der Heraus-
gabe der illustrierten Beilage der Zeitung → Koroški
Slovenec [Kärntner Slowene], unterstützte Kärntner
slowenische Schüler aus Landwirtschaftsschulen und
Schülerinnen aus Haushaltsschulen in Slowenien so-
wie Kärntner Schüler der Genossenschaftsschule in Lj.
Der Klub organisierte zahlreiche Gastspiele Kärntner
slowenischer Chöre in Slowenien und zahlreiche an-
dere Propaganda-Veranstaltungen. So wurde der Klub
in Lj. rasch zur zentralen Organisation für die Hilfe für
Kärntner Slowenen in Österreich und seine Mitglieder
zu bedeutenden Forschern über die nationale Frage in
Kärnten/Koroška.
Neben den Mitgliedern des Klub koroških Slovencev
[Klub der Kärntner Slowenen] befassten sich mit Fra-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur