Seite - 900 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Miklauz, Anton
Gregor Miklautsch beherrschte wie seine Eltern
Deutsch, Slowenisch und Englisch, doch galt er in
der Dorfschule in Nötsch/Čajna als der »kleine Ame-
rikaner«, »was in diesen Zeiten kein Lob bedeutete«
(Zöchling). Johann Miklautsch (John Jr.) kehrte
1956 in die USA zurück, trat in die US-Army ein und
wurde zu den Nukleartests in Nevada abkommandiert,
weshalb er unter gesundheitlichen Spätfolgen litt.
Quellen : Johann Miklautsch : (R)Emigration. Nötsch – Milwaukee
– Nötsch [Autobiographie, niedergeschrieben am 24. Juni 1977]. In :
Werner Koroschitz : Der Onkel aus Amerika. Aufbruch in eine Neue
Welt. Villach 2006, 257–262.
Lit./Web : Ch. Zöchling : Schmutzige Immigranten. In : Profil (25. 1.
2010) 30–34 (http://www.welthaus.at/data/zugast/ghana/Profil_Mi-
gration.pdf). Mit besonderem Dank an Werner Koroschitz.
Bojan-Ilija Schnabl
Miklauz, Anton (* 9. September 1700 → Eisenkappel/
Železna Kapla, † 1. Juni 1743 Klagenfurt/Celovec), Je-
suit, Volksprediger und Sprachwissenschafter.
Als slowenischer Prediger begann er sich gemäß den
Gewohnheiten der Zeit mit Sprachwissenschaften zu
beschäftigen und versuchte bei der zweiten Edition des
viersprachigen Wörterbuchs von → Megiser seinen
Dialekt durchzusetzen. Er verstarb vor dem Abschluss
der Arbeiten, sein unbekannter Nachfolger lehnte die-
sen Ansatz ab und kehrte zur Tradition der damaligen
slowenischen Schriftsprache zurück (→ Standardspra-
che).
Lit.: SBL (J. Glonar).
Stane Granda ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Miklav, Janez (Bibliothekar, Kulturaktivist), → Srce.
Slovensko katoliško izobraževalno društvo za Dobrlo vas
in okolico [Srce. Slowenischer katholischer Bildungsver-
ein für Eberndorf und Umgebung].
Miklav, Katarina (vulgo Šrtevka, * 1904 Leppen/Le-
pena [→ Eisenkappel–Vellach/Železna Kapla–Bela],
† 1. Juli 1944 KZ Ravensbrück), Bäuerin, Volkspoetin.
M., geborene Haderlap, vulgo Vinkel, verheiratete
Miklav, vulgo Šrtev, war eine Verwandte des Redak-
teurs Filip → Haderlap und des Organisten Franc
Haderlap. Im Jahr 1942 wurde sie ins Lager Ravens-
brück deportiert, ihr Mann kam ins Lager Dachau, wo
er verstarb. M. starb am 1. Juli 1944 im Lager Ravens-
brück an den Folgen der Wassersucht. Drei Tage vor
dem Tod überreichte M. ihre handschriftlichen Ge- dichte an Angela → Piskernik. Die Gedichte wurden
im Jahr 1951 in der Monatszeitschrift Svoboda [Frei-
heit] veröffentlicht. Angela Piskernik wies im Artikel
auf den dokumentarischen Wert der Gedichte für die
Geschichte des Freiheitskampfes in Kärnten/Koroška
hin. Die Verse sind schlicht und beschreiben das große
Heimweh und die Ungerechtigkeit des Schicksals von
M. (→ Bukovništvo).
Lit.: Dr. Angela Piskernik : Ljudska pesnica kmetica Katarina Miklav, p.
d. Šrtevka, v Lepeni pri Železni Kapli. In : Svoboda. Celovec 4 (1951)
1–2, 25
f.; B. Entner : Wer war Klara aus Šentlipš/St.
Philippen ? Kärnt-
ner Slowenen und Sloweninnen als Opfer der NS-Verfolgung. Ein Ge-
denkbuch. Klagenfurt/Celovec 2014, 211.
Martina Piko-Rustia
Miklavič, Janez (Rinkenberg/Vogrče), Händler, Mes-
ner und Organist, Kulturaktivist, → »Dobrač«, Slovensko
tamburaško in pevsko društvo [Slowenischer Tamburizza
und Gesangsverein »Dobrač« (Dobratsch)].
Miklavič, Pavel (* 26. Juni 1862 Rinkenberg/Vogrče
[Bleiburg/Pliberk], † 18. Dezember 1910 ebd.), Land-
wirt (?), langjähriger Mesner, Kulturaktivist und Bür-
germeister der Gemeinde Moos bei Bleiburg/Blato pri
Pliberku.
Als identitäts- und selbstbewusster Kärntner Slo-
wene forderte M. am 4. November 1909 gemäß den
Vorschriften der Eisenbahn für sprachlich gemischte
Kronländer – und angeblich als Erster konsequent –
seine Fahrkarte am Bahnhof in Klagenfurt/Celovec
in slowenischer Sprache. Da die Schalterbeamtin da-
raufhin ostentativ den Schalter schloss und der Ord-
nungsmann ihn aufforderte, deutsch zu sprechen, stieg
M. ohne Fahrschein in den Zug. Zwei Ordnungsleute
zerrten den → Bürgermeister mit Gewalt aus dem Zug
und führten ihn gefesselt zum Magistrat. M. erhielt eine
Verwaltungsstrafe ebenso wie nach ihm noch mehrere
Personen, die seinem Beispiel folgten. So wurde An-
ton Erat am 10. November 1909 wegen angeblichen
»ungehörigen Benehmens« für 24 Stunden eingesperrt,
weil er ebenso seine Fahrkarte auf Slowenisch verlangt
hatte. Die Nichtbeachtung des Slowenischen bei der
Eisenbahn, u. a. im Villacher Bahnhof, führte zu einer
mehrwöchigen Kampagne, zu Protesten auf politischen
Märschen und zu Diskussionen im Kärntner Landtag.
Franc → Grafenauer stellte am 4. Dezember 1909
im Reichsrat eine parlamentarische Anfrage. Im Rah-
men der vier Tage dauernden Debatte zwischen 24. Fe-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur