Seite - 918 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Mirnigg, Georg
u. a. m. Variierende Rubriken : Leitartikel, Neuigkei-
ten aus Kärnten/Koroška und den übrigen slowenisch
besiedelten Ländern, aus anderen Zeitungen, der Po-
litik, der Kirche, Wirtschaftliches, Vereinsnachrichten,
Belehrendes, Unterhaltung, Leserbrief, Verschiedenes,
Feuilleton, u. a.
m.
Der M. vertrat die slowenische nationalpolitische
Elite in Kärnten/Koroška und war lange Zeit die ein-
zige kulturpolitische Zeitung der hiesigen Slowenen.
Er war lokal gefärbt und daher konservativ positioniert.
Anfänglich kooperierte er zwar mit den deutschen kon-
servativen Katholiken, distanzierte sich dann wegen
der stetig anwachsenden deutschnationalen Ideologie.
Schließlich begegnete der M. auch der slowenischen
Geistlichkeit mit Skepsis, so dass er vorübergehend mit
dem slowenischen Volksverlag → Mohorjeva brach und
sich an die christlichsoziale slowenische Volkspartei
(Slovenska ljudska stranka, SLS) von Janez Evangelist
→ Krek anlehnte. Nach der Einstellung von Einspie-
lers Zeitung →
Slovenec 1867 wurde die Wiederbele-
bung eines politischen Presseorgans mit hohen Abon-
nentenzahlen bestätigt. Bereits im Juni 1882 lag die
Auflage bei 2.100 Exemplaren, im Folgejahr bei 2.500,
1884 bei 2.780, Tendenz steigend. Während des Ersten
Weltkrieges erschien der M. zweimal pro Woche streng
zensuriert. Ende März 1919 boykottierte die Post die
Zustellung des M., der kurz darauf von der Landesre-
gierung verboten wurde, schließlich galt er unter den
Deutschnationalen als »Unfriede« bzw. »Unruhestif-
ter« u. Ä. Während der jugoslawischen Verwaltung von
Kärnten/Koroška ging der M. vorübergehend wieder
in Druck. In den Sommermonaten vor der → Volks-
abstimmung 1920 fungierte er im Besonderen als pro-
jugoslawisches Propagandablatt, erschien daher mit ei-
ner Auflage von 5.000 Stück dreimal wöchentlich bzw.
als Tagesblatt in der Woche vor der Abstimmung. Der
M. spiegelte die Forderungen nach einem administrativ
und ethnisch geeinten Slowenien innerhalb der Mon-
archie und nach Gleichberechtigung der slowenischen
Sprache an Schulen und Ämtern wider (→ Zedinjena
Slovenija) und zeugte von der Zuspitzung des Natio-
nalitätenkonflikts, der in Kärnten/Koroška besonders
spürbar wurde. Nach der Volksabstimmung berichtete
der M. von Wahlbetrug sowohl bei der Abstimmung als
auch bei der Auszählung der Stimmen sowie von häu-
figen Gewaltübergriffen auf Slowenen (→ Vertreibung
1920). Er rief diese dazu auf, ihre Heimat nicht zu ver-
lassen. Es wurde beanstandet, dass die Entente-Mächte,
welche für die plebiszitären Kommissionen verantwort- lich waren, auch Fremden ein Abstimmungsrecht zu-
gestanden hatten, was gemäß dem Friedensabkommen
nicht geschehen hätte dürfen (→
Vertrag von Saint-
Germain). So konnten z. B. in → Bleiburg/Pliberk die
Österreicher die Oberhand gewinnen, obwohl sie den
Slowenen zahlenmäßig unterlegen waren. Das Ender-
gebnis der Auszählung bedingte wohl auch die baldige
Auflösung des Vereinsorgans.
Quellen : NUK.
Lit.: SBL ; PSBL ; ES ; OVSBL. – R. Cefarin : Beiträge zur Geschichte
des kärntnerischen Tagesschrifttums. In : Car I 142 (1952) 540–609 ; J.
Pleterski : Politični profil koroškega časopisa »Mir«. In : ZČ X–XI (1956–
1957) 183–216 ; A. Malle : Die slowenische Presse in Kärnten 1848–
1900. Klagenfurt/Celovec 1979 ; J. Stergar : Mir – glasilo koroških Slo-
vencev. In : Slovenska Kronika XX. stoletja. Ljubljana 1995–96, 94–95.
Web : www.mindoc.eu (Edition) (7. 8. 2014).
Maja Francé
Mirnigg, Georg, 1624–1627 Bürgermeister der Stadt
Klagenfurt/Celovec, → Windisch, Christoph.
Mischkulnig, Miro (Vereinsobmann, Kulturaktivist),
→ Edinost Škofiče. Slovensko prosvetno društvo »Edinost«
Škofiče [Slowenischer Kulturverein Edinost (Einheit)
Schiefling].
Mischsprache, im Kärntner Kontext ideologisierter
Begriff der → Windischentheorie der suggerierte, der
Gebrauch von Fremd- und → Lehnwörtern im Slowe-
nischen sowie die Interferenzen mit dem Deutschen
hätte eine vom Slowenischen zu unterscheidende spe-
zifische M. hervorgebracht, was linguistischem Grund-
wissen widerspricht (→ Sprachmischung, mittelalter-
liche ; → Slowenisch in Kärnten/Koroška). Durch die
deutschnationalen Ideologen der Windischentheorie
wurde der Begriff in den gesellschaftlichen Diskurs ein-
gebracht und gleichzeitig als politische Zielkategorie
zur Schaffung der psycholinguistischen strukturellen
Grundlagen für die →
Assimilation der Slowenen de-
finiert. Dementsprechend wurde ein gesellschaftliches
Umfeld gefördert, das einerseits die Sprachkompetenz
der Slowenen in der → Muttersprache materiell ver-
ringerte (utraquistisches →
Schulwesen, Bekämpfung
des Slowenischen als → Liturgiesprache, pädagogisch-
linguistische Einbahnstraßen der → zweisprachigen
Schulbildung) und andererseits propagandistisch das
subjektive Sprachkompetenzempfinden im Hinblick
auf das Slowenische infrage stellte. Unter dem Einfluss
der Phänomene der subjektiven und gesellschaftlichen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur