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Missia, Jakob
Bezugsperson jeweils ihre eigene → Muttersprache
spricht, da mit Sprache auch emotionale Ebenen ver-
bunden sind, die eben der jeweiligen Muttersprache
vorbehalten sind. In einer Kommunikationssituation, in
der Sprecher mehrerer Sprachen zusammentreffen und
ein Kind involviert ist, muss jede Person jeweils ihre
Muttersprache mit dem Kind sprechen und nicht in
ein situationsbezogenes Sprachgemisch verfallen bzw.
es soll dem Kind nicht das Gefühl vermittelt werden,
dass Kommunikation über eine andere Sprache geführt
werden kann.
Will man Pidginisierung vermeiden und dem Kind in
einem mehrsprachigen Umfeld helfen, die verschiede-
nen Sprachsysteme zu unterscheiden, um nicht in eine
M. zu verfallen, dann bedarf es einer entsprechend päd-
agogisch wertvollen Kommunikation. Dabei geht es im
Wesentlichen darum, die sprachlich unkorrekt ausge-
drückte Aussage oder Frage des Kindes inhaltlich in
einer sprachlich korrekten Weise wieder aufzuneh-
men und erst dann zu antworten oder den Dialog
mit dem Kind weiterzuführen. Derart hat das Kind das
Gefühl, die Sprache (in der es Verbesserungsbedarf hat),
durchaus zu verstehen, weil es seine Aussage mit der der
Bezugsperson unmittelbar mit dem Gesagten in Verbin-
dung bringen kann und gleichzeitig seinen Wortschatz
und die Grammatik trainiert und in einem ersten Schritt
passiv erweitert. Die nachfolgende Aussage der Bezugs-
person setzt dann die Ausgangsaussage bzw. Frage in ei-
nen weiteren semantischen Kontext, was zur Festigung
des Sprachwissens des Kindes beiträgt. Das Kind hat
dann in der Regel genügend kontextuell und situati-
onsbezogen gelernt, dass es richtig antworten kann. Das
wiederum verstärkt sein subjektives Gefühl, die Sprache
(in der es ursprünglich eine Schwäche hatte) auch tat-
sächlich zu können, was innere Blockaden lockert und
auflöst und einen normalen, dem Alter entsprechenden
Lernprozess ermöglicht (vgl. Schnabl 2010 : Poučna
balada
…).
Historisch gesehen hat in Kärnten/Koroška die slo-
wenische Kirchen- bzw. → Liturgiesprache mit ihren
Litaneien und Wiederholungen mit denselben Lern-
methoden einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt und
zur Entwicklung der Sprache beigetragen. Hingegen ist
die methodisch richtige Ausrichtung des Schulunter-
richts in Hinblick auf dieses Phänomen zu beachten
bzw. ev. sind im Kärntner → Schulwesen dazu drin-
gend entsprechende Anpassungen vorzunehmen.
Lit.: A. Issatschenko : Windisch – keine Mischsprache, sondern slowe- nische Mundart : Gotscheer Mundart ebenso deutsch, wie die elsässische.
In : Kärntner Tageszeitung (KTZ), Nr. 245 vom 25. 10. 1972, S. 3 ;
G. Fischer : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen
Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und
Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschafts-
wissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980 ; Comité européen
pour la défense des réfugiés et immigrés (CEDRI) (Hg.) : Gemeinsam
oder getrennt ? Die Situation der slowenischen Minderheit in Kärnten
am Beispiel der Schulfrage. Bericht einer internationalen Beobachter-
kommission 1985, Basel 1985 ; E. Montarini : Wie Kinder mehrsprachig
aufwachsen. Ein Ratgeber. Frankfurt/Main 2000 ; L. Ogorevc-Feinig
(Hg.) : Korak za korakom … In zwei Sprachen leben. Fachinformation
zur zwei- und mehrsprachigen Erziehung im Vorschulalter/Strokovna
informacija o dvo- večjezični vzgoji predšolskega otroka. Klagenfurt/Ce-
lovec, DS privatnih dvo- in večjezičnih vrtcev/AG privaten zwei- und
mehrsprachigen Kindergärten 2001 ; C. Laurén : Die Früherlernung
mehrerer Sprachen, Theorie und Praxis. Bolzano/Bozen, Klagenfurt/
Celovec 2006 ; E. Montarini : Mit zwei Sprachen groß werden. Mehr-
sprachige Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule. München
2007 ; T. Feinig : Slovenščina v šoli, zgodovina pouka slovenščine na
Koroškem – Slowenisch in der Schule. Die Geschichte des Slowenischun-
terrichts in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008 ; V. Wakounig : Der
heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung. Die zweisprachige Schule
in Kärnten. Klagenfurt/Celovec 2008 ; B.-I. Schnabl : Poučna koroška
balada o veseli večjezičnosti. In : B.-I. Schnabl : Asimilacija in sindrom
posttravmatskega stresa, KK 2011. Celovec 2010, 127–130 ; M. Piko-
Rustija [e. a.] : Dvo- in večjezičnost v družini : 12 spodbud za sožitje
v družini/Zwei- und Mehrsprachigkeit in der Familie : 12 Impulse für
Sprachenvielfalt in der Familie. Celovec [e. a.] 2011 ; Š. Vavti : Včasih ti
zmanjka besed ; Etnične identifikacije pri mladih Slovenkah in Slovencih
na dvojezičnem avstrijskem Koroškem. Klagenfurt/Celovec 2012.
Bojan-Ilija Schnabl
Missia, Jakob (1838–1902), Bischof von Ljubljana,
→ Drobtinice, → Gorizia/Gorica/Görz, → Sodaliteta
presvetega Srca Jezusovega ; → Krek, Janez Evangelist.
Mišic, Jakob/Jaka, vulgo Zilan (Tscherberg/Čergo-
vice), Liedersammler, Kulturaktivist, → Liedersamm-
lung, handschriftliche ; → Šmihel. Slovensko katoliško
izobraževalno društvo za Šmihel in okolico [Slowenischer
katholischer Bildungsverein für St. Michael und Um-
gebung].
Mišič, Dr. Franc (Mischitz, * 2. November 1881 Do-
browa/Dobrava [Ferlach/Borovlje], † 1. Jänner 1969
Maribor), Lehrer und ethnopolitischer Aktivist
Die Volksschule besuchte M. in → Ferlach/Borovlje,
das Gymnasium in Klagenfurt/Celovec absolvierte er
mit Auszeichnung (1895–1903). Danach studierte er in
Wien (1903–1906) und Graz, wo er 1908 promovierte.
1909 machte er die Lehramtsprüfungen für Griechisch
und Latein im Hauptfach und 1910 noch die Prüfun-
gen für Slowenisch sowie 1913 für Deutsch. Er selbst
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur