Seite - 921 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Mitsch, Josef Anton
schrieb nieder, dass er als national- bzw. identitätsbe-
wusster Kärntner Slowene (→ Identitätsbewusstsein)
keine Anstellung in Kärnten/Koroška bekam. Als Sup-
plent unterrichtete er 1908/09 an der Lehrerbildungs-
anstalt für Männer in →
Maribor, danach am Gymna-
sium in Kranj sowie während des Ersten Weltkrieges
in → Gorizia/Gorica/Görz, Ljubljana, → Trieste/Trst/
Triest und in → Celje. 1919/20 war er zur Zeit der ju-
goslawischen Verwaltung Direktor der Bürgerschule in
Ferlach/Borovlje.
In der Zeit vor der → Volksabstimmung war er Prä-
sident des → Narodni svet [Nationalrat] in Ferlach/
Borovlje sowie Präsident des Narodni svet für den po-
litischen Bezirk Ferlach/Borovlje. Als solcher trat er in
allen größeren politischen Veranstaltungen auf. 1921
organisierte er die Teilnahme der Slowenen bei den
Gemeinderatswahlen in der Umgebung von Ferlach/
Borovlje und wurde im selben Jahr in den Kärntner
Landtag gewählt (→ Abgeordnete). Die Wahlkom-
mission bestätigte allerdings sein Mandat nicht unter
dem Vorwand, er sei Jugoslawischer Staatsbürger. Im
selben Jahr erhielt er vom Bezirkshauptmann Rainer
den Bescheid über seine → Vertreibung aus Österreich.
1922 bis 1932 unterrichtete er an der Realschule bzw.
am Gymnasium in Maribor. Er war aktiv im → Klub
koroških Slovencev Maribor [Klub der Kärntner Slowe-
nen Maribor].
Bereits 1904 gründete er den Slovensko akademsko
ferialno društvo »Korotan« [Slowenischer akademi-
scher Ferialverein »Korotan«] mit Sitz in Klagenfurt/
Celovec, dessen Vorsitzender er auch war. In Ferlach/
Borovlje gründete er den Jagdverein »Artemis«, den
Tamburizzaverein »Strel« (→ Tamburizzamusik), einen
Zweigverein der →
Družba sv. Cirila in Metoda [Ky-
rill und Method- Verein]. Weiters gab er den Anstoß
zur Gründung der Hranilnica in posojilnica [Spar- und
Darlehenskasse] sowie 1908 für die Gründung des ers-
ten Sokol-Vereins in Kärnten/Koroška. In der vorple-
biszitären Zeit gründete er Sokol-Vereine in Weizels-
dorf/Svetna vas und in Maria Rain/Žihpolje sowie den
Ferlacher Zweigverein der → Slovenska prosvetna zveza
[Slowenischer Kulturverband]. Er setzte die Initiative
für die Übersiedlung der Ferlacher Waffenschmiede
nach Kranj. M. schrieb für zahlreiche Zeitschriften, so
z. B. für den → Mir [Friede], den → Koroški Slovenec
[Der Kärntner Slowene], für Mariborski večernik Jutra,
Nova doba, Narodni dnevnik, war wichtigster Mitarbei-
ter des → Korošec (→ Publizistik), schrieb für die Pra-
ger Zeitung Union über die Verhältnisse in Kärnten/ Koroška, war Korrespondent von Sava, Lovec, Slovenski
narod, Dan sowie zahlreicher deutschsprachiger Zeit-
schriften. Er schrieb auch für die →
Mlada Jugoslavija
[Junges Jugoslawien] über das lokale Gewerbe sowie
über Märchen und Erzählungen im Unteren →
Rosen-
tal/Spodnji Rož und berichtete über die Verhältnisse
Kärnten/Koroška. M. schrieb auch Reiseberichte. In
→ Jugoslawien beobachtete er die deutschen Kärntner
Propagandaschriften.
Werke : Nekaj spominov na moje šolanje na Koroškem. In : Svoboda 3
(1950), Nr. 6–7, 176–187.
Lit.: SBL (Franjo Baš). – Večer, 25. 11. 1953, Nr. 278, S. 2 ; J. Stergar
[e. a.] : Kronološki pregled zgodovine koroških Slovencev od 1848 do 1983.
In : J. Liška [e. a.] (Hg.) : Koroški Slovenci v Avstriji včeraj in danes.
Ljubljana 1984, 21985, 184, 214.
Danijel Grafenauer ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Mitsch, Josef Anton (* 16. Jänner 1754 St. Peter/
Šentpeter bei [heute in] Klagenfurt/Celovec, † 16.
März 1848 in Gurnitz/Podkrnos), slowenischer katho-
lischer Priester, Propst, Humanist, Philosoph, Aufklärer,
Freimaurer, Mitglied der Freimaurerloge »Zur wohltä-
tigen Marianne« in Klagenfurt/Celovec.
St.
Peter/Šentpeter war damals ein Dorf in der Nähe
von Klagenfurt/Celovec mit slowenischer bäuerlicher
Bevölkerung. M. hatte Verständnis für die Maßnahmen
Josephs II. auch im kirchlichen Bereich. M. verband
christliche Glaubenslehre und freimaurerische Ethik,
beides waren Grundlagen für seine pastorale Tätigkeit,
bei der er bemüht war, seine ihm anvertrauten Gläubi-
gen, die zu jener Zeit in seinem Wirkungsgebiet Slo-
wenen waren, im aufklärerischen Sinne auch für das
praktische und geistige Leben zu bilden. Im Sinne der
freimaurerischen Humanität und christlichen Caritas
pflegte er tätige Nächstenliebe, dazu gehörte auch die
Gründung einer Kleinkinder-Bewahranstalt in Klagen-
furt/Celovec. Die Erlöse für seine Schriften widmete
er dem Elisabethinenkloster in Klagenfurt/Celovec.
Er blieb nach der Auflösung der Freimaurerloge »Zur
wohltätigen Marianne« 1786 im Geheimen Freimaurer
und bewahrte seine freimaurerischen Insignien bis zu
seinem Tode auf.
Quelle : ADG.
Werke : Etwas über die unsterbliche Seele nach philosophischen Ansichten.
Klagenfurt 1817 (bei Anton Gelb) ; Aphorismen moralisch philosophi-
schen Inhalts. Klagenfurt 1840 (Kleinmayr) (Auszüge nachgedruckt
in : E. Nussbaumer : Geistiges Kärnten. Literatur- und Geistesgeschichte
des Landes. Klagenfurt 1956, 291–294.)
Lit.: R. Cefarin : Kärnten und die Freimaurerei. Wien 1932 (Saturn),
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur