Seite - 933 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Muri, Franc
Müller, Theresia, verehelichte Wiegele (1883–1972),
→
Aleksandrinke [Alexandrinerinnen].
Müller, Valentin (* 10. Dezember 1816 Glainach/
Glinje [Ferlach/Borovlje], † 6. Juni 1899 Klagenfurt/
Celovec), Dompropst, Direktor der Theologischen
Lehranstalt, Regens des Priesterseminars, erster Ob-
mann der Hermagoras-Bruderschaft.
Nach der Volksschule in → Ferlach/Borovlje stieg er
in die 2. Klasse der Hauptschule in Klagenfurt/Celo-
vec ein. Von 1829 bis 1835 war M. am Gymnasium u. a.
Schüler des Rosentalers Matija → Ahacel, der am
Lyzeum Mathematik und an der Theologischen Lehr-
anstalt in Klagenfurt/Celovec Volkswirtschaft lehrte.
Von 1835 bis 1841 studierte M. Philosophie und Theo-
logie. Nach der Ordination im Jahr 1840 betreute er die
Kaplanei St. Georgen im Gailtal/Št. Jurij na Zilji und
promovierte 1848 nach einem vierjährigen Studium
am → Frintaneum in Wien zum Doktor der Theolo-
gie. Nach der Rückkehr aus Wien wurde M. Provisor
in Augsdorf/Loga vas bei Velden/Vrba und kurze Zeit
danach Kaplan am Klagenfurter Dom (1848–1852).
Ab 1849 lehrte er alttestamentliche Bibelwissenschaft
am → Priesterseminar in Klagenfurt/Celovec. Er über-
arbeitete den mittleren Katechismus in slowenischer
Sprache. 1852 kam er nach Köttmannsdorf/Kotmara
vas. 1859, im Jahr der Verlegung des Lavanter Diöze-
sansitzes nach → Maribor und der Arrondierung der
Diözesangrenzen, erfolgte die Ernennung zum Dom-
kapitular (1859–1899) (Diözese → Lavant). Von 1860
bis 1869 war M. Schulinspektor für höhere Schulen in
Kärnten/Koroška und von 1869 bis 1896 Mitglied des
Landesschulrates. In Klagenfurt/Celovec war er Religi-
onsinspektor an mittleren Schulen und an Volksschu-
len. 1865 übernahm M. die Leitung des Knabensemi-
nars und führte es bis zum Jahre 1884. Ab 1878 war M.
auch noch die Direktion der Theologischen Lehranstalt
und des Priesterseminars übertragen worden. Von 1860
bis zu seinem Tod war M. 39 Jahre lang der erste Ob-
mann der → Mohorjeva/Hermagoras in Klagenfurt/
Celovec, die vom Gurker Bischof Valentin → Wiery
die Funktion einer Bruderschaft erhielt, was das Auf-
blühen der Mohorjeva/Hermagoras ermöglichte. 1873
hätte M. nach der Resignation des Bischofs Vidmar
von Ljubljana und nach dem Willen Kaiser Franz Jo-
sephs dort Bischof werden sollen, er verzichtete aber
auf eigenen Wunsch auf den Bischofsstuhl in → Krain/
Kranjska. Ab 1884 war er Dompropst und übte die-
ses Amt bis zu seinem Tod 1899 aus. Für Hermann Zschokkes Sammelband Die theologischen Studien
und Anstalten der katholischen Kirche in Österreich (1894)
schrieb er jeweils ein Kapitel über das Priesterseminar
und die Theologische Lehranstalt in Klagenfurt/Celo-
vec.
Quellen : ADG, Personalakt Müller.
Werke : Das Diöcesanseminar und die Theologische Lehranstalt in Kla-
genfurt, in : H. Zschokke (Hg.) : Die theologischen Studien und
Anstalten der katholischen Kirche in Österreich, Wien [e. a.] 1894,
725–743.
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – J. Rozman : Vodja družbe sv. Mohorja dr.
Valentin Müller, stolni prošt. In : KDM 1900, 9–10 ; J. Till : Kirche und
Geistlichkeit als Faktoren der »Nationalisierung« der Kärntner Slowenen.
In : T. Bahovec (Hg.) : Eliten und Nationwerdung/Elite in narodovanje.
Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2003, 143–221 ; K. H. Frankl [e. a.] (Hg.) :
Das »Frintaneum« in Wien und seine Mitglieder aus den Kirchenprovin-
zen Wien, Salzburg und Görz (1816–1918). Klagenfurt/Celovec [e. a.]
2006, 97.
Josef Till
Muri, Franc (Franz, * 2. Dezember 1846, Jezersko [his-
torisch Kärnten/Koroška, heute Gorenjska], † 31. Juli
1926 ebd.), Großgrundbesitzer, Bürgermeister, Land-
tagsabgeordneter.
M. vollendete die erste Klasse Gymnasium in Kla-
genfurt/Celovec 1862 und widmete sich der wirt-
schaftlichen Entwicklung seines Ortes, wo er 36 Jahre
lang, von 1873–1909, das Amt des → Bürgermeisters
bekleidete. Mit Unterstützung des → Prager Arztes
Karel Chodounsky wurde Jezersko (Seeland) zum
Luftkurort und zur Sommerfrische. M. errichtete das
Hotel Kazino, das insbesondere Tschechen und Kroaten
nutzten, was auch als Ausdruck der in Kärnten/Koroška
stark präsenten panslawischen Idee verstanden wurde
(→ Panslawismus). Im Kärntner Landtag vertrat M.
als → Abgeordneter 18 Jahre lang, von 1884 bis 1902,
die Landgemeinden des Völkermarkter Wahlkreises. Er
war 1900–1901 Mitglied des Wirtschaftsausschusses
sowie des Ausschusses zur Reform des Landtags- und
Gemeindewahlrechts. Er setzte sich für wirtschaftliche
Belange seines Wahlkreises ein, für die Eisenbahn über
den Seebergsattel/Jezerski vrh (1884), für Verbesserun-
gen der Straßenverbindung ebenda (1894, 1898) sowie
u. a. für eine Straßenverbindung von → Eisenkappel/
Železna Kapla nach Trögern/Korte (1900). Sein beson-
deres Verdienst ist es, dass Jezersko nach 17 Jahren po-
litischen Engagements am 15. Oktober 1889 die erste
slowenische Volksschule erhielt, die einzige von insge-
samt vier Volksschulen, die bis zum Ende der Monar-
chie bestehen bleiben sollte (→ Schulwesen).
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur