Seite - 935 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Murko, Matija
Matija Murko, 1936 ten Weltkrieges. Vom 20. Dezember 1945 bis zu seiner
Pensionierung 1974 war er Pfarrer in Diex/Djekše, von
wo aus er zeitweise weitere Pfarren auf der → Saualpe/
Svinja mitbetreute.
M. war Mitglied der slowenischen Priestervereini-
gung → Sodaliteta (Sodalitas) und teilte fast sein gesam-
tes Einkommen mit den sozial Schwachen. Insbeson-
dere unterstützte er Schüler und Studenten finanziell
wie auch geistig, er motivierte sie, bereitete mit ihnen
Prüfungen vor und gab ihnen Nachhilfeunterricht. Er
kümmerte sich um die Verbreitung slowenischer katho-
lischer Periodika und Bücher (→ Publizistik, → Mo-
horjeva). M. wirkte bei slowenischen → Kulturvereinen
mit (so z. B. bei Theatervorstellungen in Gorentschach/
Gorenče und in Ruden/Ruda) (→
Völkermarkter Hü-
gelland/Velikovško podgorje, Kulturvereine). Er veröf-
fentlichte Beiträge über die Kärntner Slowenen, über
ihre Sprache und Kultur in Kärntner- und in zent-
ralslowenischen Blättern. Er war Autor und Ko-Autor
von Reiseberichten über → Südkärnten/Južna Koroška
und seine einzelnen Orte. 1976 wurde er zum geistli-
chen Rat der Diözese → Gurk/Krška škofija ernannt.
Werke : R. Andrejka, I. Muri : Jezersko. Ljubljana 1921, 47 S.; Na-
torog il Šanzop : Na Koroško ! [vodnik]. Maribor 1926, 192 S.; Ko-
rotanec : Naša Koroška. In : Slovenci v desetletju 1918–1928 : zbornik
razprav iz kulturne, gospodarske in politične zgodovine. Ljubljana
1928, 1–62 ; Korotanec : Naša ljubezen do naroda. In : Nova pot, glasilo
Cirilmetodijskega društva katoliških duhovnikov SRS. 6 (Ljubljana
1954) 7–8, 228–231 ; (Korotanec) : Dolžnost naroda do samega sebe. In :
Nova pot, glasilo Cirilmetodijskega društva katoliških duhovnikov
SRS 6 (Ljubljana 1954) 10–12, 406–408 ; Zamejski Slovenec : Mo-
ritz Zmuegg [über die Eindeutschung slowenischer Familiennamen
in Kärnten/Koroška]. In : JiS 5 (1959/60) 1, 28 ; Zamejski Slovenec :
»Gvaj, gvaj, Maža !« [über den Jauntaler Dialekt]. In : JiS 5 (1959/60,
februar 1960) 5, 152–153.
Lit.: J. M. [J. Mahnič] : Ali poznamo dovolj svojo zemljo ?. In : JiS
2 (1956/57) 8, 383–384 ; M. Zwitter, J. Stergar : Hodil po zemlji
sem naši … In : Mladinec, glasilo dijakov II. gimnazije v Ljubljani.
Ljubljana 1966–1967, Nr. 1, 10–13 ; Pogreb u. župnika Ignacija Mu-
rija. In : Nedelja (Celovec) 7. 12. 1975 ; [o. N.] : Štefan Marktl : na-
rodnjak, poštenjak. In : Naš tednik (Celovec) 21. 8. 1980 ; J. Messner :
Gorše storije. Celovec 1988, 151–154, 182 ; J. Zerzer : Dobri pastirji :
Naši rajni duhovniki – 1968–2005. Celovec [e. a.] 2006, 236–238 ; M.
Vrečar (Hg.) : Južna Koroška in njena cerkvena podoba v 20. stoletju :
ob 100-letnici Sodalitete, združenja slovenskih duhovnikov na Koroškem
(1906–2006). Celovec 2007, 164, 404, 420, 431, 438, 446 ; J. Mahnič :
Sence in lučí z moje potí. Ljubljana 2009, 122–123.
Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Murko, Matija (* 10. Februar 1861 Drstelja [Destrnik,
Štajerska], † 11. Februar 1952 Prag), Philologe, Litera-
tur- und Kulturhistoriker, Ethnologe. In den Jahren 1880–1886 studierte M. an der Uni-
versität Wien Germanistik und Slawistik (bei Franz
→ Miklosich), wurde 1886 in Germanistik promo-
viert. 1887–1889 studierte M. als Stipendiat in Russ-
land, nach seiner Rückkehr unterrichtete er u. a. an der
Konsularakademie (der sog. Orientalischen Akademie) in
Wien die russische Sprache. Er habilitierte sich 1897
in slawischer Philologie in Wien, wurde 1902 ordentli-
cher Professor in Graz, 1917 Nachfolger A. Leskiens
in Leipzig. Er erhielt 1920 Berufungen von den Uni-
versitäten Zagreb und → Prag und entschied sich für
Prag, wo er bis zu seiner Pensionierung 1931 lehrte. Er
organisierte dort das »slavische Seminar« neu, begrün-
dete zusammen mit J. Hujer die Zeitschrift Slavia und
wurde 1928 Mitglied des Slovanský ústav [Vorläufer der
tschechischen Akademie der Wissenschaften, heute
Slovanský ústav Akademie věd České republiky] in Prag,
dessen Vorsitzender er von 1932–1941 war. Er gründete
und redigierte neben der Slavia (Prag) wissenschaftli-
che Zeitschriften (Wörter und Sachen, Heidelberg) und
Buchreihen (Slavica, Heidelberg). 1929 hatte M. den
ersten internationalen Kongress slawischer Philologen
in Prag organisiert. Als Miklosich-Schüler und des-
sen Mitarbeiter (u. a. beim Etymologischen Wörterbuch
der slavischen Sprachen, Wien 1886) finden sich unter
seinen frühen Arbeiten auch solche, die auf positivisti-
schen Grundsätzen aufgebaut und sprachwissenschaft-
lich ausgerichtet waren, es folgten Abhandlungen über
ältere russische sowie andere slawische Literaturen ; im
Sinne einer ganzheitlichen Slawistik wandte er sich der
vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte zu.
Mit seiner Habilitationsschrift über Deutsche Ein-
flüsse auf die Anfänge der slavischen Romantik (1897) ist
er der erste slowenische Autor, der eine Monografie
aus vergleichender → Literaturgeschichte verfasste ;
darin wird die Formierung der neuzeitlichen Litera-
tur bei den österreichischen Slawen (Tschechen) mit
der Konstituierung moderner Staatenbildung und
der nationalen Identität gesehen. Die ältere, insbe-
sondere die mittelalterliche Literatur stellte M. als
Ausdruck des gemeinsamen kulturellen und sozialen
Lebens der slawischen Völker dar (M.s komparative
Methode vertiefte sich in der synthetisierenden Mo-
nografie Geschichte der älteren südslawischen Literaturen,
1908. Darin hat M. noch vor P. van Tieghem mit der
theoretischen Einschränkung und literarhistorischen
Beweisführung für größere literarische Einheiten, vor
allem der südslawischen Literaturen, begonnen). In den
1920er-Jahren hatte er auf ähnliche Weise die Bedeu-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur