Seite - 947 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Namenkunde
Ortsvezeichnis, Volksgrup-
penbüro tal, Gailtal] umschrieben. Das heißt, dass die Benen-
nung auch mittelbar Auswirkungen auf das Selbstbild
der Slowenen hatte, ebenso wie auf die Wahrnehmung
von außen. Deshalb scheint die Bezeichnung des slo-
wenischen Zentralsüdkärntner Dialektes nach einem
einzigen Tal mit vier Mundarten, nicht aber etwa
nach dem Dialektgebiet in seiner Gesamtheit (etwa
osrednjekoroško slovensko narečje [Zentralsüdkärntner
slowenischer Dialekt] in der terminologischen, psycho-
linguistischen und historischen Perspektive zumindest
diskussionswürdig. Analoges gilt für den slowenischen
ethnografischen Begriff → Rož.
Quellen : I. Koschier : Volkskunde. In : Das Landesmuseum für Kärn-
ten und seine Sammlungen. Klagenfurt 21987, 137–150 ; F. W. Leit-
ner : Kurzer Abriss der Kärntner Geschichte vom Frühmittelalter bis
1920. In : Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen.
Klagenfurt 21987, 91–101 ; G. Piccotini, H. Vetters †, mit Ergänzun-
gen von H. Dolenz : Führer durch die Ausgrabungen auf dem Magda-
lensberg, Verlag des Landesmuseums für Kärnten. Klagenfurt 1999,
22003, 151 f.
Lit.: ES (F. Jakopin : Imenoslovje, J. Šašel, J. Kastelic : Imenski prežitki).
– L. Wittgenstein : Tractatus logico-philosophicus, Logisch-philosophi-
sche Abhandlung, 5.6. (Erstauflage 1921), Frankfurt am Main 2003 ;
H. Haas, K. Stuhlpfarrer : Österreich und seine Slowenen. Wien 1977 ;
G. Fischer : Das Slowenische in Kärnten, Bedingungen der sprachlichen
Sozialisation. Eine Studie zur Sprachenpolitik. Wien, Sprache und
Herrschaft, Zeitschrift für eine Sprachwissenschaft als Gesellschafts-
wissenschaft, Reihe Monographien Nr. 1 /1980 ; B. Grafenauer : Ur-
ban Jarnik, Andeutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o
germanizaciji Koroške. Klagenfurt 1984 ; A. B. Mitzman : Vom histo-
rischen Bewusstsein zur mythischen Erinnerung. Nationale Identitäten
und Unterdrückung im modernen Europa. In : J. Rüsen, J. Straub (Hg.) :
Die dunkle Spur der Vergangenheit, Psychoanalytische Zugänge zum
Geschichtsbewusstsein, Erinnerung, Geschichte, Identität 2. Frank-
furt/Main 1998, 397–416 ; J. Hösler : Vom »Kampf um das Deutschtum«
über die »Ostforschung« zur »Freien Sicht auf die Vergangenheit« – Krain
und die Untersteiermark des 19. Jahrhunderts im Spiegel der deutschspra-
chigen Geschichtsschreibung. In : V. Rajšp [e. a.] (Hg.) : Melikov zbor-
nik. Ljubljana 2001, 121–151 ; P. Zdovc : Slovenska krajevna imena
na avstrijskem Koroškem, razširjena izdaja. Die slowenischen Ortsnamen
in Kärnten, erweiterte Auflage, Ljubljana 2010 ; M. Piko-Rustia : Un-
terwäsche der traditionellen Frauenfesttracht aus dem Gailtal. In : Lan-
desmuseum Kärnten (Hg.) : Dessous. Eine Kulturgeschichte hautnah,
Begleitheft zur gleichnamigen Sonderausstellung im Landesmuseum
Kärnten – Rudolfinum. Klagenfurt 2012, 25–27 ; B.-I. Schnabl :
Celovško polje, neznani zaklad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In :
KK 2013. Celovec [2012], 107–122 ; B.-I. Schnabl : Aspekti novejše
slovenske terminologije s koroškega vidika : izsledki enciklopedijskih razis-
kovanj. In : Obdobja 32. Ljubljana 2013, 365–374.
Bojan-Ilija Schnabl
Namenkunde. Die N. (Onomastik, slow. imenoslovje)
ist eine Teildisziplin der Sprachwissenschaft. Da uns
Namen in vielen Lebensbereichen begegnen, berück- sichtigt die N. auch deren Sachbezüge und arbeitet
daher eng mit den historisch-philologischen Wis-
senschaften zusammen. Ähnlich wie die historische
Sprachforschung versucht sie die Namenentstehung
und die Geschichte der Namen in Zusammenhang
mit Namengebern, Namenbenutzern und wechselnden
Benennungsmotiven und/oder -situationen (auch un-
ter dem Aspekt von → Sprachkontakt, → Entlehnung,
→ Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit) aufzuzei-
gen. Namen sind ein fester Bestandteil des Wortschat-
zes der Sprache. In der Grammatik wird auch das Sub-
stantiv (und Adjektiv) mit dem Fachausdruck Nomen
(von lat. nomen ›Name‹) bezeichnet. Daher unterschei-
det die Sprachwissenschaft zunächst zwischen Eigen-
name (nomen proprium) und Gattungsname (Appellativ),
wobei der Eigenname an ein bestimmtes Individuum
bzw. an ein bestimmtes Objekt gebunden ist : der Ei-
genname ist die unterscheidende Bezeichnung für ein
Einzelwesen im Gegensatz zu anderen derselben Gat-
tung. Im Grunde genommen repräsentieren die Namen
jeder Sprache zwei große Gruppen, Personennamen
und geografische Namen. Dazu kommen dann noch ei-
nige andere kleinere Gruppen. Die →
Personennamen
(Anthroponyme) lassen sich in zwei große Gruppen
teilen, in die (historisch älteren) Vornamen und in die
(jüngeren) Familiennamen (Haus-, Hof- und Famili-
ennamen). Die Vornamen werden von den Eltern den
Kindern nach ihrer Geburt gegeben, deren Auswahl
stark von der Tradition, Religion und Mode abhängig
ist. Der Familienname hingegen ist erblich, meist nach
dem Vater ; in unserem Raum kamen sie im Mittelalter
auf und sind seit dem Beginn der Neuzeit allgemein
geworden.
Eine wesentlich größere Vielfalt bieten die geo-
grafischen Namen (Toponyme). Am ältesten sind die
→ Gewässernamen (Hydronyme), die nächste große
Gruppe sind die Siedlungsnamen, die → Ortsnamen
in engerem Sinn, Namen der Dörfer und Städte, Wei-
ler und Streusiedlungen. Eine weitere größere Gruppe
sind die Wohnstättennamen, das sind Haus- und Hof-
namen, Namen von Schlössern, wichtigen Gebäuden
und vergleichbaren Objekten ; dazu kann man auch
die Straßennamen zählen. Die letzte große Gruppe
sind die → Flurnamen, wobei die → Bergnamen (Oro-
nyme) oft als eigene Gruppe geführt werden. Bleiben
noch die Namen der Landschaften und geografischen
Räume (→
Gegendname), von denen Einwohnerna-
men gebildet werden ; viele von ihnen sind zu Stammes-
und Völkernamen (→ Ethnonym) geworden. Eine
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur