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Ortsrepertorium
LGBl. Kärnten/Koroška
6/1854
Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae et moder-
nae completa, 1688, und die Die Ehre des Hertzogthums
Crain, 1689. Wilhelm Wadl berichtet hic loco von
einem frühen amtlichen zweisprachigen Ortsverzeich-
nis aus dem Landgericht → Bleiburg/Pliberk um 1780
(vgl. →
Slovenica im Kärntner Landesarchiv). Bedeu-
tend für die →
Namenkunde im Rahmen der theresia-
nischen, josephinischen und der franziszeischen Refor-
men sind außerdem die → Kataster, die zum Zwecke
einer staatlichen Bodenerfassung für eine einheitliche
Grundsteuerbemessung erstellt wurden. Sie führten
zu einer systematischen kartografischen Erfassung der
Kronländer, wobei alle frühen kartografischen Werke
(so die josephinischen Militärkarten) die slowenische
Mikrotoponymie bzw. slowenische → Flurnamen wie-
dergeben und so Hinweise zur territorialen → Identität
geben (→ Flurnamen in St. Thomas am Zeiselberg/
Šenttomaž pri Celovcu und Umgebung). Die → Orts-
namen sind hingegen vielfach auf Deutsch und unab-
hängig von der ethnischen Situation angeführt.
Mit der grundlegenden Veränderung der gesell-
schaftlichen Verhältnisse nach der Märzrevolution
1848 im Hinblick auf die Auflösung des feudalrecht-
lichen persönlichen Abhängigkeitsverhältnisses (»Ab-
stellung jedes bäuerlichen Untertänigkeits- oder Hö-
rigkeits-Verbandes«) und der daraus resultierenden
Abschaffung der patrimonialen Gerichtsbarkeit und
Verwaltung ging das Erfordernis einer Modernisierung
und Neuordnung der Verwaltungsstrukturen einher,
d. h., dass eine systematische Neueinteilung und Neu-
aufzeichnung der territorialen Verwaltungsstruktur im
Rahmen von O. notwendig wurde, die in den entspre-
chenden → Landesgesetzblättern kundgemacht wur-
den. Diese haben somit neben einer verwaltungshisto-
rischen Bedeutung eine gesetzliche sprachhistorische
Relevanz. Die Bestimmung zur neuen Wahlordnung in
der zweisprachigen → Landesverfassung vom 30. De-
zember 1849 enthält so in § 3 eine zweisprachige Auf-
zeichnung der Wahlkreise bzw. der Orte, die diese aus-
machen (→ Wahlkreise, Kärntner ; → Wahlordnungen
und Nationalitätenpolitik vor dem Ersten Weltkrieg).
Gleichzeitig wurde in Wien die Statistische Central-
Commission (heute Österreichisches Statistisches Zentral-
amt) eingerichtet, deren Aufgabe es war, Daten über die
Länder (Bevölkerung, Sprachen/→
Umgangssprachen,
→ Schulwesen, Religion) aufgrund von Volkszählungen
zu sammeln (→ Sprachenzählung). Die Zählungen
fanden jeweils alle 10 Jahre zu runden Jahren statt. Das erste, ganz Kärnten/Koroška umfassende zweispra-
chige O. ist jenes, das im Zuge der Verwaltungs
reformen
nach 1848 von der dafür zuständigen → Landes organi-
sierungskommission/Politična uravnavna de želna ko-
misija erstellt wurde, und zwar gemäß Erlass (»Cur-
rende«) vom 23. Dezember 1849 (kundgemacht am 16.
März 1850) »über die Eintheilung, den Umfang und
Beginn der politischen Behörden im Kronlande Kärn-
ten« (→ Landeseinteilungs-Erlass 1). Darin sind beide
Sprachvarianten gleichermaßen authentisch. Die ver-
fassungrechtliche Grundlage dafür bildet die → Okt-
royierte Märzverfassung vom 4. März 1849, die Lan-
desverfassung von Kärnten/Koroška vom 30. Dezember
1849 sowie das Reichs- und Landesgesetzblatt-Patent
vom 4. März 1849 (→ Kundmachung [1]). Ein wei-
teres zweisprachiges O. wird im Zuge einer weiteren
Verwaltungs- und Justizreform 1854 (→ Landeseintei-
lungs-Verordnung, ministerielle vom 5. Februar 1854)
im Kärntner Landesgesetzblatt kundgemacht (→ Lan-
deseinteilungs-Erlass 2). Diesen Ortsrepertorien ist
gemein, dass sich erstens ihr Rechtscharakter aus der
Veröffentlichung im Kärntner → Landesgesetzblatt
herleitet und dass die umfassende → Zweisprachigkeit
als Ausdruck der (verfassungs-)rechtlichen Binationali-
tät des Landes bzw. der Konstitutionalität beider Völker
bzw. → Volksgruppen im Lande gewertet werden muss.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur