Seite - 971 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Bild der Seite - 971 -
Text der Seite - 971 -
971
Ortsrepertorium
Liste der Gemeinden in
Kärnten (Wiki)
Seznam slovenskih imen
avstrijskih krajev (Viki) Gleichzeitig werden zweisprachige O. auch in den
anderen slowenischen Kronländern, in der Steiermark/
Štajerska und in → Krain/Kranjska, kundgemacht. In
deutsch-slowenischen und deutsch-italienischen O.
von 1854 in Küstenland/Litorale/Primorje werden
im slowenisch-deutschen Teil, so keine deutschspra-
chigen Entsprechungen bestehen, meist italienische
Ortsnamen verwendet. Hingegen ist jenes aus dem
Königreich Kroatien weitgehend einsprachig kroa-
tisch, wobei nur teilweise deutsche → Exonyme ver-
wendet werden.
Das → Ortsverzeichnis von 1860 ist wahrscheinlich
noch der Regierungszeit von Statthalter →
Schloiss-
nigg/Šlojsnik zuzurechnen. In diesem sind nur jene
Orte in beiden → Landessprachen angeführt, in denen
das Slowenische relevant erschien bzw. ortsüblich war,
wobei Orte in → Südkärnten/Južna Koroška durchge-
hend zweinamig ausgewiesen sind.
Seit 1869 gibt es Orts-Repertorien der im österreichi-
schen Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder, in
denen einzelne Orte zweisprachig angeführt wurden.
Aufgrund der Volkszählungen erschienen Spezial-Orts-
Repertorien und Ortschaften-Verzeichnisse, nämlich 1880
(Wien 1882 und 1883) und 1890 (1892) (→ Ortsver-
zeichnis 1860, 1880, 1883). 1900 (1902) erschien das
Gemeinde-Lexikon der im Reichsrat vertretenen König-
reiche und Länder. Die letzten Spezial-Repertorien auf
der Grundlage der Volkszählung von 1910 erschienen
1915 sowie 1918 (→ Ortsverzeichnis 1918). In diesen
O. finden sich die slowenischen Namen von Gemein-
den, Ortschaften, Post- und Bahnstationen für Kärn-
ten/Koroška, die Steiermark/Štajerska, Krain/Kranjska
und Küstenland/Litorale/Primorje.
Im O. von 1880/82 wird besonders darauf hingewie-
sen, dass »[b]ei allen Ortschaften, für welche sich eine
Bezeichnung in zwei Sprachen nach den amtlichen
Volkszählungs-Acten als ortsüblich ergeben hat, […]
auch immer beide Namen angeführt [sind]«. Im Lichte
dieser Interpretationsgrundlage geben die O. auch ei-
nen Hinweis auf die sprachliche Situation in den ein-
zelnen Orten, auf die historische → Sprachgrenze und
über die Jahrzehnte hinweg einen Hinweis über die
Veränderung der sprachlichen Gegebenheiten durch
→
Assimilation oder → Germanisierung sowie auch
auf mögliche wirtschaftlich bedingte → Binnenwande-
rungen in regionale wirtschafts- oder Industriezentren
(etwa in die regionalen Zentralorte wie Kötschach[-
Mauthen]/Koče[-Muta], Guttaring/Kotarče, Gmünd/
Sovodenj, Gurk/Krka). Ein Vergleich zwischen den Ortsverzeichnissen von
1880/82 und 1883 weist im zweiten deutlich mehr
zweinamig ausgewiesene Orte aus, und zwar auch sol-
che, in denen, abgesehen von einigen Orten im Obe-
ren → Gailtal/Zgornja Ziljska dolina keine Person mit
→ Umgangssprache Slowenisch ausgewiesen ist (etwa
im Gegendtal, um und nördlich von Feldkrichen/Trg
und Liebenfels). Eine sprachwissenschaftliche Sys-
tematik lässt sich daraus nicht ablesen, da nicht etwa
alle Nordkärntner Orte Namens Feistritz auch mit
der slowenischen Entsprechung Bistrica ausgewiesen
sind. Zudem handelt es sich dabei vielfach nicht um
Zentralorte, die in der Regel auch gebräuchliche regi-
onale slowenische Endonyme haben, sondern vielfach
um Dörfer, deren ausgewiesener slowenischer Name
nur selten eine Calque-Übersetzung darstellt. In man-
chen Fällen an der vielfach dargestellten historischen
Sprachgrenze, etwa im Bereich des Krähwaldes/Hre-
belja nordwestlich von Brückl/Mostič bzw. nordöstlich
des → Klagenfurter Feldes/Celovško polje hin zum
Görtschitztal/doline Krčice, im → Zollfeld/Gospos-
vetsko polje, im → Moosburger Hügelland/Možberško
gričevje oder im Villacher Feld/Beljaško polje um Vil-
lach/Beljak, kann im Vergleich der Angaben zur Um-
gangssprache der Prozess des →
Sprachwechsels in den
letzten Stadien durchaus nachvollzogen werden, wobei
manche Orte auch 1918 noch zweinamig ausgewiesen
werden (so der Ort Selezen/Železno, der 1883 noch
Personen mit slowenischer Umgangssprache aufweist,
1918 nicht mehr). Erklärungsgründe können eine grö-
ßere Toleranz für das Ausweisen slowenischer Ortsna-
men bzw. das intrinsische Landesverständnis sein oder
aber eine Unterscheidung zwischen öffentlich bzw. so-
ziolinguistisch dominanter →
Umgangssprache und der
Anerkennung einer weiterhin im Privaten gesproche-
nen → Muttersprache ohne Einschränkung auf einen
Mindestprozentsatz von im Ort repertorierten Slowe-
nen (→ Kryptoslowenen). Eine adäquate Erklärung für
weit nördlich gelegene Orte und Gebiete findet sich
allerdings in der Literatur nicht.
Bis 1848 waren die anderssprachigen (slowenischen)
Namensformen neben denen im Deutschen üblichen
eher zufällig vermerkt, oder in Originalsprache und
deutscher Orthografie wie die sonstigen geografischen
Namen. Unbekannt ist, wer die slowenischen Namens-
formen (Orthografie) etwa im Orts-Repertorium von
1869 festgelegt hat. Offenbar war dies kein themati-
siertes Problem, im Gegensatz zu der im Rahmen der
Straßenverkehrsordnung agierenden Ortstafelkommis-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur