Seite - 1010 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Pannonisches Fürstentum
Markgrafen → Kocelj in Zalavár/Zolovar am Süd-
westrand des Balaton/Plattensee/Blatno jezero (bzw.
des Kis-Balaton/Kleiner Plattensee) vor dem Jahr 880
von einer Vielzahl an Geistlichen unterschiedlichen
sprachlich-dialektalen Ursprungs stattgefunden hat, so
dass alle ihre Eigenheiten eingebracht haben. Darunter
waren auch Karantaner Slowenen. Zudem zeigen die
Forschungen zum Ursprung der christlichen →
Termi-
nologie, dass bereits vor diesem Übersetzungswerk die
→ Salzburger Mission in → Karantanien Bibeltexte
ins Karantanische/→ Karantanerslowenische über-
setzte bzw. übertrug, was am → altladinischen Ur-
sprung der Terminologie abzulesen ist. Zudem lassen
sprachliche Analysen der → Freisinger Denkmäler
ebenso erkennen, dass bereits vor der Bibelübersetzung
durch Methods Kreis die Bibel zumindest teilweise
ins karantanische »Slowenisch« jener Zeit (→
Karanta-
nerslowenisch) übersetzt worden war (die Texte, die für
die Zwecke der Christianisierung geschaffen wurden,
stammen aus dem 8./9. Jh., deren Niederschrift fand
im späten 10. Jh./frühen 11. Jh. statt. Sie sind bereits
eindeutig dem Slowenischen als Sprache zuzuordnen).
Diese Texte flossen in der Folge in die Method-Ge-
samtübersetzung ein. Dies wiederum bestätigt nach
langen und durchaus ethnopolitisch motivierten Pole-
miken über die Frage, wer das Prestige der Anciennität
für sich beanspruchen kann, dass die P. T. Kopitars
durchaus, wenn nicht absolut, dann zumindest teil-
weise im Hinblick auf die geografische Lozierung ihre
Richtigkeit hatte. Nicht im Hinblick auf die Reihen-
folge Altkirchenslawisch > Slowenisch und nicht im
exklusiven Anspruch nur einer genealogischen Linie
der Sprachentwicklung, stellte sie aber insgesamt ange-
sichts des damals vorhandenen Quellenmaterials eine
Meisterleistung wissenschaftlicher Akribie dar.
Quellen : B. Kopitar : Glagolita Clozianus. Wien 1836 ; U. Jarnik :
Andeutungen über Kärntens Germanisierung. In : Carinthia XVI, 26
(1826) 106 ; B. Grafenauer (Hg.) : Urban Jarnik (1784–1844), An-
deutungen über Kärntens Germanisierung/Pripombe o germanizaciji
Koroške. Klagenfurt/Celovec 1984.
Lit.: ES (J. Zor : Panonska teorija). – T. Domej : Die Slowenen in
Kärnten und ihre Sprache, mit besonderer Berücksichtigung des Zeitalters
von 1740 bis 1848 (Phil. Diss.). Wien 1986, S. 302 ff.; M. Orožen :
Fran Miklošič – raziskovalec obredne teminologije. In : Miklošičev zbor-
nik. Maribor 1991, 137–163 ; K. Sturm-Schnabl : Der Briefwechsel
Franz Miklosich’s mit den Südslaven – Korespondenca Frana Miklošiča
z Južnimi Slovani. Maribor 1991, 350 f. und 484 ; K. Sturm-Schnabl :
Aktualnost Miklošičevega znanstvenega dela in misli. In : Jezikovni za-
piski. Glasilo inštituta zs slovenski jezik Frana Ramovša ZRC SAZU
10/2 (2004) 19–46 ; M. Orožen : Fran Miklošič – Raziskovalec slo- vanske obredne terminologije. In : V. Vrbnjak (Red.) : Miklošičev zbor-
nik, hg. Kulturni forum Maribor. Maribor 1991, 137–165.
Bojan-Ilija Schnabl
Pannonisches Fürstentum, → Kocelj.
Panslawismus, slowenisch panslavizem, eine politi-
sche Doktrin, die auf der Annahme beruht, dass alle
slawischen Nationen gemeinsam eine ethnische Ge-
samtheit bilden. Diese Annahme sieht vor, dass die
slawischen Völker auf kulturellem, politischem und
wirtschaftlichem Gebiet zusammenarbeiten müssen,
vor allem zur Verteidigung der gemeinsamen Inter-
essen und als Antwort auf das »Erwachen« anderer
großer ethnischer Gruppen (der germanischen, der ro-
manischen) (→ Preporod) etabliert zu werden. Die Zu-
sammenarbeit sollte sowohl über die kulturelle als auch
über die wirtschaftliche Schiene verlaufen, angedacht
waren auch gemeinsame politische Auftritte. In einer
der Varianten des P. war eine gemeinsame slawische
Sprache vorgesehen, in einer radikaleren ein gemeinsa-
mer slawischer Staat.
Bereits im 12. Jh. hatte die Nestor Chronik alle → Sla-
wen als eine Einheit abgehandelt, in der ersten Hälfte
des 17. Jh.s schlug Jurij Križanić ganz konkret die
Gründung eines slawischen Staates mit dem russischen
Zaren an der Spitze vor. Auf die große Bedeutung der
Slawen hatte auch Johann Gottfried herder hingewie-
sen ; unter seinem Einfluss trat Jan Kollár mit seiner
slovanska vzajemnost [slawischen Wechselseitigkeit] für
eine literarische und kulturelle Zusammenarbeit der
Slawen ein, die zu einer politischen Vereinigung führen
sollte. Aus den Ideen Herders und Kollárs schöpfte
auch die → Illyrische Bewegung (→ Illyrismus). In
der zweiten Hälfte des 19. Jh.s haben die Tschechen
(Havliček) den → Austroslawismus vertreten, der
unter den österreichischen Slawen (Jernej →
kopitar,
František → Palacký) mehrheitlich die Idee des Pan-
slawismus ersetzte. Der Austroslawismus betonte, dass
die Slawen die stärkste ethnische Gruppe in der Habs-
burgermonarchie darstellten, daher müssten sie unter
Zusammenarbeit aller österreichischen Slawen in der
Habsburgermonarchie die führende Rolle übernehmen.
Die Anhänger des Austroslawismus bemühten sich auch
um die Befreiung der Slawen vom »türkischen Joch«.
Der allslawische Kongress 1848 in Prag (→ Slawenkon-
gresse) verlief im Geiste des Austroslawismus, zeigte
aber die Gegensätze unter den slawischen Völkern auf
(russisch-polnisch, tschechisch-polnisch, serbsch-bulga-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur