Seite - 14 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Bild der Seite - 14 -
Text der Seite - 14 -
14
Südlich der Donau, in Untersteiermark und Unterkärnteu, trat die deutsche Colcmi
sation mit weit geringerer Krast der ohnedies dichteren slvvenischen Bevölkerung gegenüber
auf. Auch in Krain, dessen politische Verhältnisse ziemlich verworren und schwankend
waren, behauptete das Slaveuthum seiue Existenz. Allerdings gab es auch hier deutsche
Ansiedluugeu, doch büßten dieselben zum Theil ihre Nationalität ein und nur die Städte
erhielten sich in jenen Ländern als deutsche Sprachinseln.
In Jstrien und Dalmatieu konnte das Deutschthum niemals Wurzel fassen. Trotz
der frühzeitigen Einverleibung Jstriens in das Territorium des deutschen Reiches als
Theil der Friauler Mark (^.ustria Italine) unter Karl dem Großen blieb es stets ein
Kampfgebiet zwischen Deutschland und Venedig und den culturellen wie politischen
Einwirkungen des mächtigen Inselstaates ausgesetzt, welcher ja auch das Erbe der
byzautinischeu Macht im nördlichen Dalmatien antrat. Zudem dauerte die Nachwirkung
der Römerzeit in den Städten Jstriens und Norddalmatiens doch noch geraume Zeit fort.
Im Innern Jstriens findet man wohl kaum uoch altromanische Volksreste. In den Städten
der Westküste von Jstrien von Mnggia bis Pola herab, in Zara, Sebenico, Trau, Ragusa,
Spalato sind vielleicht zwei romanische Volksschichten übereinander gelagert, von denen
man die ältere besonders in den höheren Ständen der dalmatinischen Städte erkennen will.
Auch auf einigen Inseln wurde unter dem Einflüsse der Schiffahrt und des Handels die
italienische Sprache heimisch (Lesina, Brazza, Eurzola), wie sie ja überhaupt an der ganzen
Küste verstanden wird.
Das Schicksal des deutschen Görz unterschied sich nicht wesentlich von jenem der
zahlreichen deutschen Orte Venetiens, welche nachweislich erst vom Ende des XVI. Jahr-
hunderts ab italienisirt wurden. Die meisten von ihnen haben Jahrhunderte lang dem
Romanismus widerstanden, bis die Reformation den Nachschub von Geistlichen aus
Deutschland allmälig abschnitt.
Die Landbevölkerung Jstriens und Dalmatiens besteht aus Ablegern der meisten
südslavischen Stämme, Sloveneu, Serben, Serbo-Kroaten, denen sich, um den Türken, auch
wohl der einheimischen Blutrache zu entgehen, zahlreiche Flüchtlinge aus Bosnien, der
Hercegovina, sogar aus Montenegro anschlössen. Begünstigt durch die mannigfaltige
Gliederung der dalmatinischen Küste finden wir dort vom IX. Jahrhundert ab mehrere
kleinere patriarchalische Sippenverbände <?Ieinsn», krntslva) von äußerst kriegerischer
Färbung, welche ganz selbständig waren, weun sie auch nominell unter dem Schutze einer
größeren Macht standen. Besonders gefürchtet als Seeräuber waren im X. Jahrhundert
die Nareutauer, auf deren Gebiete sich später Jahrhunderte lang die erbittertsten Kämpse
mit den Türken abspielten. Auch die Republik Eattaro, deren Schutzmacht Serbien, dann
Ungarn, zuletzt Venedig war, beruhte auf gauz slavisch-nationaler Grundlage, welche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch