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deutsche Kolonisation bereits im XIV. Jahrhundert ziemlich vollendet. Allerdings trafen
die hussitischeu Wirreu auf das härteste die Bevölkerung von Mähren und Böhmen, doch
finden wir trotzdem noch am Ende des XV. Jahrhunderts eine Menge deutscher Städte-
gründungen; auch während des dreißigjährigen Krieges griff die Germanisiruug um sich.
Noch im vorigen Jahrhundert wurden deutsche Colouieu in Böhmen gegründet.
Diese der Culturentwicklung Böhmens förderliche Verstärkung des deutschen Elementes
führte jedoch nicht zur Eutnationalisirung der ezechischen Bevölkerung; sie regte dieselbe zum
geistigen Wettkampfe mit dem Deutschthum und zur kräftigen Pflege ihrer Nationalität,
wurden 1366 unter König Kasimir vereinigt, doch gelang es dem culturkräftigeren Polen
trotz energischer Anläufe und der Einführung einer katholischen Hierarchie nur zum Theil,
das rutheuische Volk, welches an dem Großfürstenthum Moskau einen geistigen Stützpunkt
besaß, zu assimiliren. Nur der rutheuische Adel verschmolz allmälig mit dem polnischen.
Deutsche Städtegründungen nnd Dorfansiedlungen nach deutschem Rechte erfolgten vom
Jahre 1340 bis zum XVII. Jahrhundert. Auch die Bürger dieser Ausiedluugeu
polouisirten sich größtenteils, und zwar in einem verhältnißmäßig kurzen Zeitraume.
Die principielle Bevorzugung, welche König Kasimir dem deutschen Rechte gegenüber
„allen rutheuischeu Satzungen und Gewohnheiten" einräumte, sowie die vollständige
Gleichstellung von Deutschen und Polen trugen dem Polenthum reiche und rasche Erfolge
ein. Von den anderen Bevölkerungselementen der wichtigen Handelsstadt Lemberg: Armenier,
Italiener, Juden, Tataren, Sarazenen, dürften wenigstens die erstgenannten, welche
zur Theilnahme an der Cultur-
arbeit an, so daß die Czechen gegen-
wärtig zu den lebenskräftigsten und
entwickeltsten Völkern des öster-
reichischen Kaiserstaates gehören.
Die fremden Völkerschaften, welche
sich innerhalb dieser nordslavischen
Gruppe niederließen, wurden, wie
die über die Karpatheu einge-
drungenen Walachen, im nordöst-
lichen Mähren vollständig slavisirt.
Siegel Premysl Ottokars I. (1214.) Die beiden Hauptnationali-
täten Galiziens sind Producte
von alten Staatenbildungen, dem
katholischen Kleiupoleu und dem
schismatischen Rothrußland. Sie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch