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Anführung des Jpeker Erzbischofs Arsen Cernovie ins Land. Nach der Vertreibung der
Türken wurde der sogenannte Banat mit Deutschen und anderen Kolonisten bevölkert. Diese
Kolonisation namentlich mit Deutschen wurde unter Maria Theresia und Josef II. fortgesetzt.
Auch die Umgegend von Ofen und Pest und das Tolnaer Comitat erhielten ihre deutsche
Bevölkerung nach dem Abzug der Türken. Jedoch kamen nicht alle Colonisten aus dem
Auslande. Aus den nordwestlichen Comitaten Ungarns stammen die großen evangelisch-
protestantischen Gemeinden im Pester, Bekeser und Szabolcser Comitat, die slavisch waren.
Die sogenannten Nebenländer der heiligen Stefanskrone werden heute allein durch
das Königreich Kroatien repräsentirt. Zur Zeit der römischen Herrschaft war dieses
zwischen Paunonien und Dalmatieu getheilt; diesem gehörte das Küstenland an, jenem der
Landstrich zwischen der Dran und der Save. Die Bevölkerung war, wie wir saheu, theils
illyrisch, theils keltisch und latinisirte sich unter der Römerherrschaft sehr bald. Als die
Avaren im ganzen heutigen Ungarn hausten, gestattete die byzantinische Politik, daß sich
Chrovaten (Kroaten) und Serben nm 634 im Süden der Save ansiedelten als Schutzwall
gegen die Avaren. Die Heimat der Kroaten und Serben war im Norden der Karpathen,
in dem jetzigen Galizieu. Aus dem hinterkarpathischen Lande waren auch jene Slavenzüge
gekommen, welche schon früher die Balkanhalbinsel überflutet hatten: die Kroaten und
Serben kann man als die letzten slavischen Zuzüge betrachte». Die Kroaten verbreiteten
sich auch diesseits der Save und nach der Constitnirnng des Königreichs Ungarn kam der
Name Slavonien (Sclavonia) für den Landstrich zwischen der Save und Drau aus. Die
Gründung des Bisthnms von Agram durch Ladislaus den Heiligen um 1085 befestigte
und sicherte für die Zukunft dort die römisch-katholische Kirche. Der Agramer Bischof
ward Snffragan des Graner Erzbischofs, des Primas von Ungarn. Dieser engere Verband
mit dem Hauptlande leistete der Verbreitung der Kroaten in dem westlichen Theile Ungarns
bedeutenden Vorschub. Heute findet man Kroaten (Wasserkroaten) auch in den Comitaten
von Wieselburg und Ödenburg. Das Land jenseits der Save, das eigentliche Kroatien,
sowie auch Dalmatien brachte um 1102 König Koloman unter die Stefanskrone und die
ungarischen Könige führten von nun an in ihrem Titel auch den „König von Kroatien
nnd Dalmatien" oder ,rex Lroatiae et Oulniatiue".
Zur ethnographischen Wandlung gehört auch, daß die Serben in das durch die
Türkenkriege entvölkerte südliche Ungarn nnd in den östlichen Theil Slavoniens einzogen.
Diese Serben gehören der orientalischen Kirche an. Die Militärgrenze hatte Sieben-
bürgen im Norden, Osten nnd Süden, Ungarn nnd Slavonien im Süden, Kroatien aber
im Osten umsaßt. Sie ist nun insgesammt aufgelöst und in die Civilverwaltung getreten und
bietet nirgends eine ethnographische Besonderheit. Die Grenzer waren Walachen, Szekler,
Serben, Slavonier, Kroaten, wie die Provincialen, von denen sie abgetrennt wurden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch