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einzelne Mitglieder ihres Hauses znweilen das Grafenamt bekleidet hatten. Erst später,
als die Grafschaften bereits erblich zn werden begannen, wurde den Habsburgern die
Landgrafschaft im Elsaß, die Grafschaft im Zürichgau und die Grafschaft im Aargau zu
theil, womit sie zugleich die Vogtei über verschiedene Kläster und Antheile an dem Erbe
der Lenzbnrger und der Kybnrger verbanden. Doch ragten die Habsburger nicht durch
Reichthum und Macht hervor und hatten sich überdies durch Theilung in zwei Linien —
in die ältere Habsburgische, welcher Rudolf angehörte, und die jüngere lanfenbnrgische —
geschwächt, ein Umstand, der Rudolf in den Augen der Kurfürsten empfahl, die aus Eifer-
sucht auf ihre eigene Stellung von vornherein entschlossen waren, ihre Stimme einem minder
mächtigen Fürsten zu geben. Was aber sodann ihre Blicke gerade auf Rudolf lenkte, war
der Ruf seiner edlen Persönlichkeit, die in ihrem zugleich impvnirenden und gewinnenden
Wesen der Typus des ganzen Geschlechtes geworden ist. Sein frommer Sinn, seine Klugheit
uud Mäßigung, seine Gerechtigkeitsliebe, seine biedere Ritterlichkeit, ja vielfach selbst seine
Gestalt sind das Erbtheil seines Hauses geworden.
Rudolf betrachtete es vom Beginne feiner Regierung au als seine Pflicht, die seit
dem Sturze der Staufer dem Reiche widerrechtlich entfremdeten Besitzungen an dasselbe
zurückzubringen. Dies galt insbesondere von den Ländern, die Ottokar während des
Zwischenreiches au sich gebracht hatte. Rudolf forderte daher Ottokar auf, diese Läuder
au das Reich zurückzugeben und seine Erblande, Böhmen und Mähren, wie es das
Herkommen verlangte, von ihm zu Lehen zu nehme». Da aber Ottokar den an ihn
ergangenen Vorladungen nicht Folge leistete, wurde er geächtet und ihm der Reichskricg
erklärt. Gleich zu Beginn des Krieges gelaug es Rudolf, Ottokars mächtigsten Verbündeten,
den Herzog von Baiern, von diesem abzuziehen. Schon früher hatten sich die in Österreich
reichbegüterten Bischöfe von Salzburg, Passau und Regensburg dem römischen König
angeschlossen. Einer der wichtigsten und trenesten Bundesgenossen Rudolfs war ferner der
Graf Meinhard von Görz-Tirol, dessen Tochter Elisabeth des Königs ältester Sohn Albrecht
als Gemalin heimführte. Noch mehr aber als die sich bildende Allianz benachbarter Fürsten
förderte Rudolfs Sache die Unzufriedenheit in Ottokars eigenen Ländern, namentlich in
Steiermark, wo sich der Adel nicht länger unter das strenge Regiment des Premysliden
und seines Hauptmannes, des Böhmen Milota von Dieditz beugen wollte. Selbst in
Böhmen gährte es, als der Krieg begann.
Rudolf zog mit dem Reichsheere längs der Donau bis vor Wien, während Graf
Meinhard von Görz-Tirol von Süden über Kärnten und Steiermark herankam, wo im
Kloster Reun in großer Anzahl die steirischen Edelleute zusammentraten und sich gegenseitig
eidlich gelobten, als Reichsvasallen ihrer Pflicht gemäß dem König Rndolf zu dienen nnd
sich nur durch den Tod von einander zu trennen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch