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Jahre Rudolf aus dem Leben ab, und als Albrecht wider die Böhmen, die gegen ihr Ver-
sprechen Meinhards Sohn, Heinrich von Kärnten, auf den Thron beriefen, zum Schwerte
griff, raffte auch ihn ein grauenhaftes Verhängniß hinweg.
Für die Habsburger iu Österreich trat mit Albrechts Tode eine Zeit schwerer
Prüfungen ein. Vergebens hatte Albrecht, sowie einst sein Vater, die deutsche Königswürde
in seinem Hause erblich zu machen gesucht; vielmehr wendeten nach seinem Tode die
Kurfürsten ihre Stimmen dem Grafen Heinrich von Luxemburg zu, dessen Sohn Johann
später auf den Thron Böhmens gelangte. Und als nach Heinrichs VII. Tode die habs-
bnrgischen Brüder sich neuerdings um die deutsche Krone bewarben, wurden in zwiespältiger
Wahl Friedrich der Schöne von Österreich und Ludwig der Baier erkoren. Zwischen den
beiden Gewählten entbrannte der Kampf um das Reich, in welchem nach langem Ringen
die Habsbnrger nnterlagen. Immer weiter sahen sich diese von den glänzenden Zielen der
Politik ihres Ahnherrn abgedrängt. In richtiger Würdigung der Verhältnisse gaben nach
Friedrichs des Schönen Tode die Habsburger die Bewerbung um die deutsche Krone auf
und suchten vielmehr nach dem Beispiele der anderen großen Fürsten des Reiches rnhig aber
ttiianfhaltfam ihren Besitz zu mehreu und ihre Macht möglichst selbständig zu begründen.
Drei mächtige Häuser: Habsburg, Luxemburg und Wittelsbach hielte» sich damals in
Deutschland das Gleichgewicht, das aber irgend ein neuer Machtzuwachs in ein Übergewicht
des einen derselben verwandeln konnte. Der Tod Heinrichs, des Herzogs von Kärnten und
Grafen von Tirol, der nur Töchter hinterließ, bot die nächste Aussicht auf einen solchen
Länderzuwachs dar, und die Ausdauer, mit welcher die Habsburger dieses Ziel verfolgten,
wurde durch die Erwerbung zweier herrlicher Länder, Kärntens und Tirols belohnt.
Die Erwerbung Kärntens ist mit der Erinnerung an einen der weisesten und besten
Fürsten jener Zeit, an Albrecht den Lahmen verknüpft; jene Tirols dankt das Haus
Habsburg einem seiner begabtesten Söhne, dessen Name noch heute in herrlichen Stiftungen
fortlebt. Mit all dem Feuereifer, der seine jugendliche Brust durchglühte, erging sich
Rudolf der Stifter während eines leider nur kurz bemessenen Lebens in den kühnsten
Entwürfen, um die Ehre Österreichs und seines Hauses zu erhöhen. In edlem Wetteifer
mit seinem kaiserlichen Schwiegervater Karl IV. gründete er die Universität in Wien und
förderte er den Bau der neuen Stefanskirche. Es verdroß ihn, daß die goldene Bnlle
Österreichs Fürsten, die doch an Macht und Ansehen bereits alle anderen überragten, aus
dem Kurcollegium definitiv ausschloß, und er suchte daher wenigstens diesem Österreich,
das er aus seinem großen Siegel als „Schild und Herz des Reiches" bezeichnete, alle die
Vorrechte zuzuwenden, deren sich die kurfürstlichen Territorien erfreuten, und indem er
diese Vorrechte, wie sie vornehmlich in dem sogenannten k>j(lericianrim maius zum Aus-
drucke gelangen, zugleich auch für alle übrigen Habsburgischen Länder in Anspruch nahm,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch