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wollte er Österreich, das ihm auch den erzherzoglicheu Titel verdankt, gleichsam zum Mittel-
punkt seiner Läuder erheben und hat er deren staatsrechtliche Verschmelzung für die Folge
angebahnt. Er war der Erste seines Hauses, der, die italienischen Verhältnisse ins Auge
fassend, hier eine selbständige Politik entwickelt hat. Und wie sein gleichnamiger Ahnherr
griss auch er mit seinen kühnen Hofsnungen über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus
und faßte in dem wahrscheinlich aus seiner Initiative hervorgegangenen Erbvertrage zu
Brünn (1364), den er mit Kaiser Karl IV. schloß und dem bereits ein früherer mit König
Ludwig von Ungarn vorausgeschickt war, die einstige Vereinigung Ungarns und Böhmens
ntit den österreichischen Erbländern ins Auge. Aber Rudolf vermochte die kaiserliche
Anerkennung des Nnws nicht zu erlangen und der österreichische Staatsgedanke, den er
vorbereiten wollte, trat nach seinem Tode hinter der Theilungspolitik seiner Brüder nnd
deren trüben Folgen wieder zurück.
Im Gegensatze zu anderen Herrscherhäusern hatten die Habsburger bisher in unge-
theiltem Besitze ihre Länder gemeinsam regiert und noch Albrecht II. hatte in seinem
Hausgesetze von 1355 bestimmt, daß die Herzoge, „der älteste wie der jüngste und der
jüngste wie der älteste mit einander lieblich, tugendlich und brüderlich in allen Dingen
leben sollten." Daneben hatte Rndols der Stifter im wohlverstandenen Interesse des
Ganzen einen gewissen Vorrang des ältesten unter den Brüdern zu begründen gesucht. —
Allein bei der Verschiedenheit der Charaktere, wie sie zwischen Rudolfs Brüdern nnd
Nachfolgern, Albrecht III. und Leopold III. bestand, kam es zu einer Reihe von Theilungs-
verträgen unter denselben, von denen der letzte (1379) der wichtigste ist, da derselbe zur
Bildung zweier Linien führte, der albrechtinifchen in Österreich und der leopoldinischen in
den übrigen Ländern. Von diesen Linien hat sich die letztere späterhin in zwei weitere
Zweige, den steirischen und den tirolischen getheilt. Erst mit dem nachgebornen Ladislaus
(1457) erlosch die albrechtiuische Linie und wurde von der steirischen beerbt, die (1490)
wieder alle Länder vereinigte.
Die Theilungen schwächte» das Haus Habsburg uach außen und hatten im Innern
viele, selbst blutige Zerwürfnisse zur Folge. Wohl führte die Niederlage bei Sempach die
Habsburger zur Einsicht, daß ihre Kraft in ihrer Eintracht liege; die Söhne Leopolds III.,
der im Treffen gegen die Eidgenossen gefallen war, baten ihren Oheim Albrecht III., er möge
mit Aufhebung der früheren Theilung auf Lebenszeit auch die Verwaltung ihrer Länder
übernehmen. Auch kamen den Habsbnrgern die Wirren, welche nach dem Tode der beiden
mächtigen Nachbarfürsten, Kaiser Karls IV. und König Ludwigs des Großen, deren
Reiche Böhmen und Ungarn erfüllten, infoferne zustatten, als in diesen Stürmen die
stolzen, der habsburgischeu Machtentwicklung nicht ungefährlichen Entwürfe der Luxem-
burger uud der Aujous scheiterten. Aber seit Albrechts III. Tode sind auch im Hause
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch