Seite - 63 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
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einen wesentlichen Fortschritt gegenüber den Zuständen der früheren Zeit, Daß es
Maximilian nicht an der Befähigung zur Durchführung innerer Reformen gebrach, das
hat er in seinen Erblanden gezeigt, die sein Vater durch die cillische, er selbst durch den
Rest der görzischen und einen Theil der landshntischen Erbschaft erweiterte und die er nach
dem Tode seines Vaters und seit demErlöschen der Tiroler Linie seines Hauses allein regierte.
Maximilian ist der erste österreichische Fürst, welcher die verschiedenen bisher losen
Bestandtheile seiner Hansmacht zu einem Staate zu vereinigen und die Grundlagen einer
geregelten Administration zu schaffe» suchte, wobei ihm theils burguudisch-französische
Einrichtungen, theils die unter günstigen Verhältnissen bereits consolidirte Verwaltung
Tirols als Vorbilder dienten. Zu diesem Zwecke wurden die österreichischen Erblande in
drei größere Gruppen: Nieder-, Ober- und Vorderösterreich vereinigt und iu jeder Gruppe
ein eigenes Regiment eingesetzt, welches im Namen des Landesfürsten die Regierung der
ihm untergeordneten Länder zu führen hatte. Niederösterreich bestand aus Österreich ob
und unter der Erms, Steiermark, Kärnten und Kram; Oberösterreich aus Tirol, dem
größeren Theil der ehemals görzischen Besitzungen, Vorarlberg und den übrigen Gebieten
im östlichen Schwaben; zu Vorderösterreich wurden die österreichischen Besitzungen im Elsaß,
Rheingau und auf dem Schwarzwalde gerechnet. Der Sitz der Regierung Oberösterreichs
war in Innsbruck, jener der Vorlande in Ensisheim, während der Sitz der nieder-
österreichischen Regierung wiederholt wechselte. Als Centralbehörde rief Maximilian einen
Hofrath ins Leben, der als oberste Justizstelle fuugireu sollte, dem er aber später einen
erweiterten Wirkungskreis zudachte. Von der politischen und Justizverwaltung trennte er
das Finanzwesen, welches er theils der Hofkammer, an deren Spitze ein Generaleinnehmer
oder Kammermeister stehen sollte, theils der Raitkammer zu Innsbruck als oberster
Rechnnngs- uud Controlsbehörde zuwies. Damals hatten auch die Stände bereits eine
hervorragende Bedeutung im Staatsleben gewonnen, da sich der Landessürst in vielen
Fällen — namentlich im Kriege — auf deren Verwilliguugeu au Geld und Truppen
angewiesen sah. Es ist beachtenswerth, daß Maximilian auch das Ständewesen zn
organifiren suchte, indem er, um sich für den Fall eines Angriffes von außen, besonders
aber zur Bekämpfung der iinmer gefährlicher werdenden Türken der Unterstützung aller
Länder zu versichern, (1518) nach Innsbruck einen sogenannten Ausschußlandtag berief,
welcher, den heutigen Delegationen vergleichbar, aus Abgeordnete« der einzelnen Landtage
bestand und als erster Versuch einer Gesammtvertretuug der österreichischen Länder zu
betrachten ist. Die Einrichtungen Maximilians unterlagen zwar noch manchen Wandlungen,
im Ganzen aber bildeten sie die Basis für die Verwaltung der deutsch-österreichischen Länder
bis zur Zeit Maria Theresias. Auf der Grundlage, welche Maximilian geschaffen, baute
sein Enkel und Nachfolger Ferdinand I. weiter.