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Herzogs von Württemberg zu Urach das von Primus Trüber und Anderen begonnene
Werk des slavischen Bücherdruckes in dem Sinne einer mächtigen Propaganda für die
evangelische Lehre nicht nur unter den Slovenen Krains nnd ihren stammverwandten
Nachbarn, sondern auch unter den im türkischen Reiche seßhaften Slaven, ja unter den
Türken selbst förderte. Aber zugleich läßt sich doch anch nicht in Abrede stellen, daß diese
lautere Gesiuuung keineswegs überall den Ausschlag gab, daß vielmehr namentlich im
Adel die neue Lehre auch deßhalb so lauten Anklang fand, weil sie die Aussicht auf die
Einziehung von Kirchengut, auf die Erweiterung der grundherrlichen Befugnisse zum
Nachtheil der bisher geltenden geistlichen Rechte nnd auf die Befestigung der ständischen
Macht znm Schaden des Landesherrn darbot, zumal fortan die mit den politischen
Forderungen Hand in Hand gehenden kirchlichen Beschwerden des Adels der Nimbus der
Bolksthümlichkeit umgab.
Ferdinand erkannte wohl, daß eine neue Zeit angebrochen sei und mit derselben
zugleich das Bedürfniß neuer Formen des staatlichen Lebens. „Die Länf in der Natnr",
sagt er, „ringen furt mit neueu Geschichten nnd erzaigen sich in sonderer Form nnd Gestalt,
daraus dann neue Satzung und Ordnung der Zeit und ihrer Anzaiguug gleichförmig zu
bedenken". Wohl stieß das Streben Ferdinands, diesem Bedürfnisse des modernen Staates
zu entsprechen und in die fendalen Zustände mittelalterlicher Art die Anfänge fürstlicher
Sonveränetät hinein zu bauen, naturgemäß auf de» Widerstand der dadurch zunächst
betroffenen Stände; aber gerade die Bewältigung der ständischen Opposition, wie ihm die-
selbe zuerst in Österreich, dann in Tirol, endlich in Böhmen gelang, hat ihm die Erfüllung
seiner Aufgabe wesentlich erleichtert. So wie sein Großvater Maximilian ging auch
Ferdinand darauf aus, die verschiedenen Provinzen zu einem staatlichen Ganzen zusammen-
zuschmelzen. Daher stellte er, als er in den alleinigen Besitz der österreichischen Erbländer
kam, im wesentlichen die von seinem Großvater getroffenen Einrichtungen — namentlich
den Hofrath als oberste Justiz- und die allgemeine Hofkammer als oberste Finanzbehörde —
wieder her. Ebenso dauerten unter ihm die von Maximilian eingesetzten Regimenter
(Regierungen) für Nieder-, Ober- und Vorderösterreich fort, welche als oberste Gerichtshöfe,
sowie als oberste politische und Verwaltungsbehörden der betreffenden Ländergruppen
fnngirten. Für die Appellationen aus dem Reiche, über die nach Ferdinands Wahl zum
römischen Könige eine Zeitlang der österreichische Hofrath entschieden hatte, wnrde 1559
ein eigener Reichshofrath, für das gesammte Kriegswesen 1556 der Hofkriegsrath eingesetzt.
An Wichtigkeit überragte die genannten Institute der geheime Rath, der gewissermaßen
als die älteste Form des österreichischen Ministenums zu betrachten ist. Er ging aus dem
Hofrathe hervor, indem wichtige geheime Sachen, die sich ihrer Natur uach der Berathung
in einem großen Colleginm entzogen, dem Hofrathsplennm entrückt und nur mit wenigen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch