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letzterer gingen die Generalmandate hervor, unter denen hier insbesondere die ans dem
Angsbnrger Münzvertrage beruhende Münzordnnng von 1562 hervorzuheben ist, da
sie auch den Beifall der Ungarn fand, welche sich bereit zeigten, den Wiener Münzfuß
anzunehmen.
Dieselbe Stellung wie die Hofkanzlei nahm als oberste Centralstelle in militärischen
Angelegenheiten der ständige Kriegsrath, aus dem sich der Hofkriegsrath entwickelt hat,
ein und auch die Hofkammer erlangte naturgemäß eiue allgemeinere Bedeutung als die
böhmische und ungarische Kammer. Ja es wurde bereits damals der Versuch gemacht,
wenigstens in Böhmen das Deutsche zur Amtssprache zu machen. Die böhmische Kammer
erhielt schon 1528 den Auftrag, deutsch zu amtireu, und 1555 befahl Ferdinand allen
nicht nach der Laudesordnnng Recht sprechenden böhmischen Gerichten, sich der deutschen
Sprache zu bedienen. Auch die Entstehung eines österreichischen Gesammtadels durch das
Zusammentreffen der ihrer Nationalität wie ihrem Stammsitze nach verschiedenartigsten
Adelselemente am österreichischen Hofe, durch Verkehr und Verschwägerung dieser Elemente
unter sich, durch wechselseitigen Gütererwerb in den verschiedenen Theilen des Reiches und
durch Judigenatsverleihungen reicht in diese Zeit zurück. Auch auf parlamentarischem
Wege suchte, hierin dem Beispiele Maximilians folgend, Ferdinand die Königreiche und
Länder, die sich unter seinem Scepter zusammengefunden hatten, mit einander enger zn
verbinden. Wiederholt berief er Delegirte der verschiedenen Länder zu gemeinsamen
Versammlungen, besonders um über eine gemeinsame Rüstung wider die Türken zu berathen.
Diese Versuche scheiterten indeß zunächst an der Abneigung der Böhmen, den älteren Erb-
landen zuzuziehen, sodann, als dies Hinderniß durch die Nachgiebigkeit der süus nieder-
österreichischen Länder, deren Depntirte sich nach Prag begaben, und durch die Bitte
der Ungarn nm die Einberufung einer alle Königreiche lind Länder repräsentirenden
Versammlung ständischer Natur behoben schien, an der ablehnenden Haltnng der Tiroler,
die zwar zuletzt ebenfalls erschienen, aber sich gleich den anwesenden Ungarn von den
Congreßverhandlungen fern hielten und sich auf einen Schriftwechsel mit dem König
beschränkten. Sv vermochte Ferdinand den Partieularismns der Provinzen nicht völlig zu
überwinden, und anch sonst konnte Osterreich damals noch nicht als Staat im modernen
Sinne gelten, aber die ersten Fundamente hat Ferdinand doch gelegt, so daß er auch in
diesem Sinne als der Begründer der österreichischen Monarchie zu betrachten ist.
Ferdinand hat die Kronen Ungarns nnd Böhmens dauernd an sein Haus gebracht;
zur vollen Verwirklichung dessen, was Rndols von Habsburg einst als erhabene Vision
geschaut, fehlte ihm nnr der Besitz der deutschen Krone. Aber die Kaiserkrone schmückte das
Haupt seines Bruders und er selbst war als römischer König zu dessen Nachfolger im Reiche
designirt. Ob freilich dereinst nach Ferdinands Tode die deutsche Kroue auf feinen Sohn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch