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übergehen werde, war längere Zeit hindurch höchst zweifelhaft. Karl V. wünschte, daß sein
Sohn Philipp zum Nachfolger Ferdinands als römischer König gewählt werde; Ferdinand
nnd sein ältester Sohn Max hatten hiezu, wenn auch mit innerlichem Widerstreben, ihre
Zustimmung ertheilt. Es erhob sich die Frage, ob die Kaiserkrone dereinst dem deutschen
oder dem spanischen Zweige des habsbnrgischen Hauses znsalle», ob die Verbindung des
deutschen Reiches mit der spanischen Monarchie fortbestehen sollte oder nicht. Die Absicht
Karls wurde von Frankreich und von den Protestanten durchkreuzt. So eigenthümlich
gestalteten sich die Verhältnisse, daß Ferdinand, ohne mit den protestantische» Fürsten im
Bunde zu stehen, doch in dem
Siege derselben zugleich den
Sieg seiner eigenen Sache er-
blicken mußte. Indem Karl den
Entschluß faßte, Deutschland
seinem Bruder zu überlassen,
verzichtete er zugleich auf Phi-
lipps Nachfolge im Reiche.
Nach Karls Abdankung (1558)
wurde Ferdinand zum Kaiser
gekrönt.
Ferdinand erlebte es noch,
daß fast die ganze, in seinen
Händen ruhende Machtfülle auf
seinen Sohn Maximilian über-
ging, indem derselbe sowohl im
Reiche als auch in Böhmen und Ungarn zu seinem Nachfolger gewühlt ward. Nur bezüglich
der althabsburgischeu Stammlande fand eine Ausnahme statt. Sie gingen nicht insgesammt
an Maximilian über, sondern wurden nach den für dieselben geltenden Hausgesetzen noch
einmal getheilt, und zwar so, daß dem ältesten Sohne Maximilian II. Österreich unter und
ob der Euus, den« zweiten Sohne Ferdinand Tirol und die Vorlaude, dem jüngsten Karl
Steiermark, Kärnten, Krain und Görz zufielen; doch sollte Maximilian als der älteste eine
Art Oberhoheit über seine Brüder besitzen. Ferdinand verkannte nicht die Gefahr, welche
für die Machtstellung seines Hauses iu der Zersplitterung seiner ererbten Besitzungen lag.
Ausdrücklich hatte er in dem Testamente von 1543, welches an die Stelle eines älteren
von 1532 trat, seine Söhne ermahnt, ihre Länder „als nngetheilte Brüder" zu regiereu.
Daß er sodauu iu seinem letzten Testamente von 1554 diesen Gedanken fallen ließ und
zu dem Gewohnheitsrechte der Theilungen znrückgriff, dazu mochte ihn die Überzeugung
Medaille mit den Bildnissen Karl V.. Ferdinand I.. Maximilian II. und Maria.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch