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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Seite - 82 -
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82 wohl aufdeckten, aber nicht zu heilen vermochten. Aber anch die protestantische Kirche in Österreich trug bereits den Keim des Verfalles in sich. Die Kirchcnagende, weit entfernt dem widerlichen Gezänke der Pastoren ein Ziel zu setzen, gab vielmehr zu fortgesetztem Hader den Anlaß. Die größte Gefahr aber für die gedeihliche Entwicklung des Protestan- tismus iu Österreich lag in dem Mangel eines inländischen Consistorinms und in dem dadurch bedingten Überwiegen des ausländischen Elementes unter den evangelischen Predigern, die, ans den verschiedensten Gegenden berufen, die verschiedensten Lehrmeinungen mit sich brachte» und nicht selten durch ihreu Zelotismus, um dessentwillen man sie anderswo vertrieben hatte, ihre nene Heimat in wilde Gährung versetzten. Und während so fanatische Wiedertäufer und zelotische Calviner, gemäßigte Lutheraner und ihre flaeianischen Wider- sacher sich wechselseitig den Boden streitig machten, während anderseits die alten Klöster verödeten, die einstigen Klosterschulen verfielen oder den besser geleiteten protestantischen Schulen weichen mußten, während also die alte wie die neue Kirche iu völliger Auflösung begriffen war, erhob sich aus dem allgemeinen Ruin, dem das öffentliche Leben entgegen- trieb, nm so entschiedener die zunehmende ständische Macht, der die Theilung Österreichs und die damit zusammenhängende Schwächung der landesfürstlichen Gewalt zustatten kam, uud es ist gewiß keiu zufälliges Zusammentreffen der Umstände, sondern ein Symbol dieses Aufschwunges ständischer Libertät, daß man gerade damals zu Wien wie zn Linz den Bau eines neue» Landhauses begauu, in dessen Räume der veränderte Geist der Zeit seinen Einzug hielt. Im Gegensatz zu seinem Bender Maximilian war Ferdinand von Tirol, einst Statthalter seines Vaters in Böhmen, der kunstsinnige Gemal der Angsbnrger Patricier- tochter Philippine Welser, stets streng katholisch gesinnt. Er fand zwar in Tirol ebenfalls zahlreiche Anhänger der neuen Lehre vor. Allein in dieser Parteinahme für die Reformation lag doch mehr ein Gegensatz gegen die Übel in der Kirche als eine entschiedene Lossagung von derselben. Nur die Wiedertäufer hatten organisirte Gemeinden, und gerade mit dieser Secte hatte bereits die frühere Negierung gründlich aufgeräumt. Die lutherisch Gesinnte» brachten es weder zu einer Verbindung noch zu einer Umgestaltung des Kirchenwesens. Auch der Umstand, daß das allgemeine Concil gerade in Tirol abgehalten wurde, konnte nicht ohne nachhaltigen Einfluß a»s das dortige Volksthum bleiben. Daher fand Ferdinand, als er, »»terstützt vo» den Jesniten und den Bischöfen des Landes, das Werk der Gegen- reformation in Angriff nahm, keinen erheblichen Widerstand. Er hat dem Lande Tirol seinen entschieden katholischen Charakter gegeben; wie aber die Reformation wesentlich deutschen, die Gegenreformation romanischen Ursprunges war, so gewann hier, an der Grenzscheide der beiden Nationen, der Sieg des einen Princips über das andere zugleich eine nationale Färbnng.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
Band
3
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1887
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.64 x 22.39 cm
Seiten
278
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Geschichtliche Übersicht der österreichisch-ungarischen Monarchie 1
    1. Ethnographische Einleitung 1
    2. Geschichtliche Übersicht 33
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild