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Lande und den Fähnlein aus dem Reiche auch die Blüte des französischen Adels und die
Contingente italienischer Fürsten mustern. Auch eilte von da an das osmanische Reich
unaufhaltsam seinem Verfalle entgegen, wenn dies auch zunächst noch im Innern verborgen
blieb. Während der herrliche Sohn Habsbnrgs, Don Juan d'Anstria, bei Lepanto die
maritime Macht der Türken zertrümmerte, setzte zugleich der coutineutaleu Macht derselben
die militärische Einrichtung der Grenzen, als deren erster Schöpfer Erzherzog Karl von
Österreich — dieser „neue Markgraf Luitpold" — zu betrachte« ist, feste Schranken.
Unter Maximilian II. beginnen auch die Bewerbungen der Habsburger um die Krone
Polens, wozn das Erlöschen des Mannesstammes der Jagellonen den Anlaß bot. Es war
das erste Mal, daß auf dem Bodeu dieses Reiches die Häuser Frankreich und Habsburg
ihre Kräfte maßen. Des Kaisers Sohn Erzherzog Ernst, der Candidat der österreichischen
Partei, unterlag im Wahlkampse seinem glücklicheren Nebenbuhler Heinrich von Anjon, nnd
als man nach des letztere» Flucht den Thron neu besetzte, wurde zwar Kaiser Maximilian
selbst von seiner Partei gewählt, aber von seinen Gegnern der Wojwode von Siebenbürgen
Stefan Bäthory zum Gegeuköuig ausgerufen. Dem Ausbruche eiues Krieges zwischen den
beiden Wahlkönigen beugte der Tod des Kaisers vor. Bäthory behauptete den Thron. Ein
späterer Versuch Maximilians, des Hoch- und Deutschmeisters, den nach Stefans Tode
die österreichische Partei auf den polnischen Thron berief, endete mit dessen Gefangenschaft
und dem von Kaiser Rudolf zu Guusteu des schwedischen Bewerbers Sigismund ein-
gegangenen Benthener Vertrage.
Maximilian II. starb am 12. Oetober 1576 zu Regensburg kurz »ach der Wahl seines
ältesten Sohnes Rudolf, der uach ihm auch in Österreich, Böhmen und Ungarn folgte, zum
römisch-deutschen König. Kaiser Maximilian war in einer Zeit erzogen, als man über die
religiösen Lehren stritt und vermittelte und aus dem Gewirre der Meiuuugeu erst allmälig
bestimmte Bekenntnisse sich sonderten. Die Jugend Rudolfs II. dagegen fiel in die Zeit, da
die katholische Kirche ihre Lehren klar gefaßt hatte und uuumehr auf keinen Ausgleich,
sondern auf Unterwerfung ihrer Widersacher ausging. Wie daher Maximilian im Geiste
des Zweifels aufgewachsen war, so wurde sei» Sohn im Dienste der neuen nnd bestimmten
Richtung erzogen. Der Tod Maximilians bezeichnet den Wendepunkt, infoferne der
allgemeine Zug der Gegenreformation, welcher fortan die Regiernngskreise und die katho-
lische Hierarchie beherrschte, jeue, weil sie im Protestauteuthum vor Allem die politische
Unbotmäßigkeit bekämpfen zu müssen glaubten, diese, da es sich um die Rückgewiuuuug
der herrschenden Stellung für den alten Glauben handelte, allmälig zum Dnrchbrnche
gelangte. Die ersten Versuche eiuer Gegeuresormatiou wurden in Jnnerösterreich gemacht,
wo Erzherzog Karl durch die Berufung der Jesuiten und die Gründung ihres Kollegiums
an der ihnen übergebeneu Grazer Universität den Prädikanten des „Eggenberger Stiftes"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch