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mit dem Kaiser und in eine evangelische mit dem Schwedenkönige an der Spitze oder die
Aufrichtung eines skandinavischen Kaiserreiches mit Einschluß der deutsche» Ostseeküste
bezweckten, jedenfalls für das Reich wie für das Haus Habsburg gleich verderblich waren.
Jetzt war auch der Augenblick gekommen, um jene Verhandlungen mit Sachsen wieder
anfznuehmen, die Wallenstein bereits vorher begonnen hatte, die aber an dem Argwohn
des Schwedenkönigs gescheitert waren: denn Wallensteins Mission war nicht allein
militärischer, sondern zugleich diplomatischer Art. In der Überzeugung, daß die kaiserliche
Macht für sich allein nicht allen ihren Feinden auf die Dauer gewachsen sei, suchte
Wallensteiu die letzteren zu treunen uud die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg
zu dem Kaiser herüberzuziehen, um den Reichsfeind, sei es mit Gewalt oder auf friedlichem
Wege, zur Räumung des deutschen Bodens zu bewegen. Die Aufhebung des Restitntions-
edietes uud die Wiederherstellung des religiösen und politischen Zustandes im Reiche, wie
derselbe im Jahre 1618 gewesen war, sollten der Preis ihres Abfalles von der Sache
Schwedens sein, lind indem Wallenstein an dies allgemeine sein persönliches Interesse
knüpfte, hoffte er bei Herstellung des Friedens zugleich auch die eingebüßte reichsfürstliche
Stellung wieder zu erlangen und gegen Mecklenburg süddeutsche Gebiete — namentlich die
Unterpfalz — einzutauschen.
Man wird von diesem Standpunkte ans auch den Feldzug des Friedläuders im
Jahre 1633 zu beurtheilen haben, welcher vorzüglich gegen die sächsisch-schwedische Armee
in Schlesien gerichtet war, um den Verhandlungen mit Sachsen durch militärische Actionen
den nöthigen Nachdrnck zu geben, der aber zugleich auch die Deckung Böhmens gegen
einen schwedischen Einfall von Baiern her im Auge behielt. Es ist hier nicht der Platz,
über Wallensteins Schuld oder Unschuld zu entscheiden. Noch sind die Acten über diese
Frage uicht geschlossen. Doch haben glänzende Untersuchungen unserer Zeit manches
Actenstück ans Licht gefördert, das wenigstens zu dessen theilweiser Entlastung diene» mag.
Zwar steht es fest, daß Wallenstein im Jahre 1633 neuerdings — namentlich durch
Bubna — ohne Vorwissen des Kaisers mit Schweden unterhandelte; aber es fällt doch
ins Gewicht, daß er den ihm zngemntheten Entschluß „die böhmische Kroue auf sich zu
ziehen" diesmal als ein „großes Schelmenstück" bezeichnete. Auch wird man ihm den
Vorwurf nicht ersparen können, daß er die Anträge Frankreichs unbeantwortet ließ uud
uicht vielmehr mit aller Entschiedenheit von sich wies, so wie er auch dadurch, daß er nach
allen Seiten hin unterhandelte, allgemeines Mißtrauen erwecken mußte; aber von einer
hochverräterischen Verbindung mit Frankreich kann für das Jahr 1633 nach den heute
dafür vorliegenden Beweisen nicht die Rede sein und nur das steht fest, daß Wallensteiu
de« Franzose» jeden Vorwand zu einer bewaffneten Einmischung in den deutschen Krieg zu
eutzieheu suchte und eben deßhalb den Marsch der Spanier unter Feria, ganz abgesehen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch