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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Seite - 126 -
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126 selbst in die Arme werfen werde. Im Bunde mit den Deutschen gedachte er alsdann die Barbaren zu vertreiben und in der Fülle des Ruhmes und der Macht als Retter der Christenheit durch Aeclamation das höchste Ziel seiner Wünsche, die römische Kaiserwürde zu erlangen. Und alles dies war nicht etwa blos das Gebilde einer erhitzten Phantasie; durch sehr nüchterne Verträge strebte damals Lndwig XIV. die Vorbereitung jenes Zieles an. Zum ersten Male kündete sich der keimende Gegensatz des aufstrebenden brandenburgischen Hauses gegen die Habsburgische Vorherrschaft in Deutschland in jenem erst in unseren Tagen bekannt gewordenen Vertrage des durch den letzten Friedensschluß tief verletzten Kurfürsten Friedrich Wilhelm mit Ludwig XlV. an. Der Kurfürst versprach dem König, ihm bei der nächsten Wahl zur Erlangung der Kaiserwürde behilflich sein, jedenfalls aber der Erhebung des jungen Erzherzogs Josef, des älteren Sohnes des Kaisers, auf den deutschen Thron entgegenwirken zu wollen. Und so wie Ludwig, statt den Zeitpunkt ruhig abzuwarten, in welchem er die spanische Krone zu erben hoffen durfte, vielmehr schon jetzt einen Demant um den andern mit Gewalt aus derselben brach, so ersann er auch bezüglich Deutschlands eine Theorie, auf die gestützt er mitten im Frieden Eroberungen machen konnte. Es waren die berüchtigten Rennionen, denen zufolge er alle jene Gebiete in Anspruch nahm, welche einst zu den Ländern gehört hatten, die in den letzten Friedensschlüssen an Frankreich abgetreten worden waren. Auf diese Weise fiel ihm die Perle des Reiches, Straßburg, in die Hände, während Ludwig zugleich durch die Wegnahme von Casale auch in Italien festen Fuß zu fassen suchte. Es gab kein europäisches Gleichgewicht mehr. Wie ein reißendes Gewässer unauf- hörlich an seinen Ufern nagt, so fiel der Grenzsaum des Reiches Stück um Stück jener Theorie zum Opfer; wer mochte sagen, wann und wo sich derselben ein schützender Damm entgegensetzen werde? Wieder, wie in den Tagen Karls V. und Ferdinands, mußte der kaiserliche Doppelaar wachsam nach Westen und Osten blicken. Es ist nicht richtig, wenn man behauptet, der Kaiser habe die Interessen des Reiches den eigenen hintangesetzt. In Wahrheit verhielt es sich vielmehr so, daß Leopold bis zum letzten Augenblick den Frieden im Osten zu erhalten suchte, um seine Kräfte für den Kampf mit dem als weit gefährlicher erachteten Feinde im Westen aufzusparen. Diesen Standpunkt des Kaisers hat am besten Graf Königsegg bezeichnet, als er in vertraulichem Gespräche mit dem brandenburgischen Gesandten die politische Lage Europas erörterte. „Im Osten," sagte er, „handelt es sich nm einige Eomitate in Ungarn, im Westen um die Kaiserkrone. Darum wird es Niemand dem Kaiser verargen dürfen, daß er lieber etwas im Osten preisgibt, was seine Vorfahren nicht besessen haben, als daß er nach Westen hin Alles aufs Spiel setzt. Der Kaiser ist so erregt, daß die Minister, um nicht einen Verdacht aus sich zu laden, nur mit großer Vorsicht das Wort Friede
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
Band
3
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1887
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.64 x 22.39 cm
Seiten
278
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Geschichtliche Übersicht der österreichisch-ungarischen Monarchie 1
    1. Ethnographische Einleitung 1
    2. Geschichtliche Übersicht 33
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild