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Spanien nnd Schweden, um dem Übergewichte Frankreichs zu begegnen, ein Büuduiß ab.
Auch war es für Ludwig XIV. eiu harter Schlag, daß eben damals die Herrschaft des ihm
verbündeten Hauses Stuart gestürzt ward uud Wilhelm von Oranien, die Seele aller gegen
ihn gerichteten Verbindungen, den englischen Thron bestieg, und nicht minder tief mochte
er sich durch die römische Königswahl, welche ans Leopolds Sohn Josef fiel, getroffen
fühle«, da sie seiue eigenen Pläne auf deu deutschen Thron vernichtete. Anch nahm der
Krieg zur See für Ludwig eiueu höchst ungünstigen Verlauf. Aber zu Lande bewährte sich
noch einmal die kriegerische Überlegenheit Frankreichs, zumal es dem Köuig gelang, die
eingeleiteten Friedensverhandlungen der Pforte mit dem Kaiser zu durchkreuzen. Dies konnte
ans die Führung des Krieges nicht ohne Rückwirkung bleiben, da sich der Kaiser gezwungen
sah, die Streitkräfte auf zwei Schauplätze — im Osten nnd im Westen — zn vertheilen.
Die Eroberungen in Serbien gingen verloren, der Tod Karls von Lothringen war ein
nicht minder herber Verlust. War auch mittlerweile ein neuer Türkensieger in dem Mark
grasen Ludwig von Baden, dem Helden von Szlankamen (1691) herangereift, so zeigten,
da dieser an den Rhein abberufen werden mußte, doch die nächsten Jahre im Osten einen
bedauerliche» Rückschritt der kaiserliche» Waffeu. Aber auch der Krieg gegeu Frankreich
nahm einen unglücklichen Verlauf. Erst als dieser zu Ende neigte, konnte der Kamps wider
die Türken noch einmal mit allem Nachdruck ausgenommen werden und zugleich trat zum
erste» Male au die Spitze der kaiserlichen Truppen der Mann, mit dessen Eingreifen sich
hier die Sachlage wie mit einein Zanberschlage ändern sollte. Aus der demoralisirten,
verwahrlosten Armee des Kaisers bildete Eugen von Savoyen ein kampffreudiges Heer,
mit welchem er den wunderbare» Sieg bei Zenta (1697) erfocht, worauf er eiueu Streifzug
«ach Bosnie» bis Sarajevo unternahm. Im nächsten Jahre sollte der letzte Halt der
Türkenherrschaft in Ungarn, Temesvar uud dessen Gebiet, an die Reihe komiueu. Aber die
türkenfreundlicheu Westmächte Euglaud und Holland legten sich ins Mittel; sie bewirkten
den Friedenseongreß zu Karlovitz, aus welchem der gleichnamige Friede 26. Januar 1699
hervorging. Durch diesen Frieden wurden mit Ausnahme des Banates alle übrigen
Besitzungen der Pforte auf dem Boden Ungarns an den Kaiser abgetreten. Während früher
Neuhäusel und Gran die türkischen Grenzposten gegen die Macht des Hauses Habsburg
gebildet hatten, sahen sie sich nun anf Temesvar u»d Belgrad zurückgewiesen. Aber anch
Siebenbürgen fiel damals durch die Thronentsagung des jüngeren Apafy dem Kaiser zu.
Bei seinem Regierungsantritte beherrschte Leopold ein Gebiet, das an Umfang etwa
der Hälfte der heutigen Monarchie entsprach. Wien war eine befestigte Grenzstadt nnd
Ungarn in seinen besten Theilen ein türkisches Paschalik. Unter Leopold fiel (1665) Tirol
vertragsmäßig an die Hanptlinie des Habsburgischen Hauses zurück. 1675 wurdeu die
durch deu Tod des letzten Piasten erledigten schlesischen Fürstenthümer Liegnitz, Brieg und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch