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verdreifacht. Wohl wurden nach dem Kriege immer wieder einzelne Regimenter aufgelöst,
aber der Stock blieb und die Regimenter, welche in jener Zeit am Rhein und in Ungarn
gefochten haben, sind heute noch Glieder der österreichischen Armee. Es war eine eiserne
Zeit und der Krieg selbst die Schule, in der sich Feldherrn wie Montecuceuli, Karl von
Lothringen, Ludwig vou Baden und Eugen von Savoyen bildeten. „Sie stammten nicht
aus österreichischem Blnte, aber sie lernten die Kriegskunst auf österreichischem Boden und
verwertheten ihre Kraft und Kunst in Österreich." Ihre Namen sind unvergeßlich, aber
keinen hat das Volk so in sein Herz geschlossen wie den Prinzen Eugeu von Savoyen, dessen
Ruhm seit seinem ersten Türkensiege dnrch vierzig Jahre anf jedem Blatte unserer
Geschichte prangt.
Eugen von Savoyen war ein Sohn des Grafen Eugen Moriz vou Soissous aus
der Nebenlinie des Hauses Savoyen-Cariguau und der Olympia Manciui, einer Nichte
des Cardinals Mazariu. Eugens Mutter hatte einst die lange Reihe jener Damen eröffnet,
welche sich rühmen konnten, die Neigung Ludwigs XIV., weuu gleich uur für kurze Zeit,
gewonnen zu haben. Als Olympia diese Neigung schwinden sah und wegen der Intriguen,
durch die sie sich in der Gunst des Königs zu behaupten suchte, vom Hofe verwiese» ward,
ertrug sie ihr Schicksal nicht mit Ruhe und Ergebung; sie suchte ihren Durst nach Rache
auch ihren Kindern einzuflößen, was ihr besonders bei Eugen gelang. Als jüngster Sohn
und wegen seiner schwächlichen Gestalt dem geistliche» Stande bestimmt, war Eugen
vielmehr schon in frühester Jugeud von unwiderstehlicher Neigung zun, Waffeiihaildwerk
erfüllt. Als daher Ludwig XIV. dem „kleine» Abbe", dessen Gesicht ihm „fatal" war, die
erbetene Reitercompaguie abschlug, kehrte er seinem Vaterlande deu Rücken und trat, dem
Beispiele zweier älterer Brüder folgend, in die Dienste des Kaisers Leopold. In einem
Reitertreffen bei Petronell fand er die erste Gelegenheit, sich die Sporen zu verdienen.
Für seinen Heldenmnth in der Schlacht, durch welche das vou den Türkei« belagerte Wieu
entsetzt wurde, zum Obersten eines Dragouer-Regimentes eruauut, nahm er au dem fort-
wogenden Türkenkriege und später an den Kämpfen gegen Frankreich mit solcher Auszeichnung
theil, daß er vom Kaiser zum Feldmarschall ernannt und ihm das Commaudo jeuer Armee
übertragen ward, die er zum Siege von Zenta führte. Mit Karl von Lothringen, feinem
Lehrer in der Kriegskunst, bietet Eugen manche Bergleichnngspnnkte dar: gleich diesem in
sich gekehrt uud wortkarg, giug er ganz iu der Erfüllung der schweren Pflichten seines
Bernfes auf. Auch er hielt nichts auf äußeren Schein, sein kapuziuerfarbeuer Überrock
mit Messingknöpfcn ist seit Zenta welthistorisch. Seine Feldherrnbegabnng ist nnbestritten,
so wie er auch als Hofkriegsrathspräsideut zu mauuigfacheu Verbesserungen im Heerwesen
den Anstoß gab. Doch war er nicht minder groß als Staatsmann nnd Diplomat. Und zu
dieser umfassenden öffentlichen Thätigkeit gesellte sich ein wirthschaftlicher Sinn, der, von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch