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Geiz wie thörichter Verschwendung gleich weit entfernt, ihm die Mittel an die Hand gab,
um, als Ersatz für das Glück eines Familienlebens, das er nie genossen, in der Förderung
künstlerischer nud wissenschaftlicher Bestrebungen Erholung und Trost zu finden. Seine
beiden Paläste zu Wien, im Belvedere und in der Himmelpfortgasse, waren würdige
Stätten für seine kostbare Kunstsammlung und seine auserlesene Bibliothek. Der bedeutendste
Gelehrte jener Zeit, Leibnitz, widmete ihm eines seiner Hauptwerke, die Monadologie, und
es war nicht Eugens Schuld, daß der vou dem großen Philosophen gehegte Plan, in
Wien eine Akademie der Wissenschaften zu errichten, nicht verwirklicht wurde. Engen ver-
einigte in sich die edelsten Eigenschaften zweier Nationen, die er als „dreier Kaiser trener
Diener" seinem Adoptivvaterlande widmete und die zugleich „von einem Charakter getragen
winden, dessen Adel und fleckenlose Reinheit die höchste Bewunderung verdienen".
Engen hatte durch deu Sieg bei Zeuta seinen Ruhm begründet; nene Lorbeeren
pflückte er im spanischen Erbfolgekriege, welcher ausbrach, weil sowohl Ludwig XIV. als
auch der Kaiser auf die durch das Erlöschen der spanischen Habsburger erledigte spanische
Monarchie Anspruch erhoben.
Die Frage, wer nach dem Tode des letzten spanischen Habsburgers, des Königs
Karl II., Erbe der spanischen Monarchie werden sollte, beschäftigte seit langem die
Diplomaten. Da Karls ältere Schwester Maria Theresia, welche mit dem König von
Frankreich Ludwig XIV. vermält war, auf die Erbfolge Verzicht geleistet hatte, so wäre
Margaretha Theresia, die Gemalin Kaisers Leopold I. und jüngere Schwester Karls,
Erbin gewesen, denn sie hatte bei ihrer Heirat nicht verzichtet. Sie war aber schon 1673
gestorben, nachdem sie dem Kaiser eine Tochter, Maria Antonia, geboren hatte, welche mit
dem Kurfürsten Maximilian Emannel von Baiern vermält war. Obgleich nun Maria
Antonia wie ihre Tante, die Königin von Frankreich, auf die spanische Kroue verzichtet
und ihr Erbrecht ihrem Vater und ihren Stiefbrüdern überwiesen hatte, erhob dennoch
der Münchener Hof Ansprüche zu Gunsten ihres Sohnes, des Kurprinzen Josef Ferdinand.
Auch Ludwig XIV. erklärte die Verzichtleistung seiner Gemalin für ungiltig und forderte
Spanien für einen seiner Enkel, während zugleich der Kaiser seine und seines Hauses
Ansprüche geltend zu machen suchte. Dagegen wollten die Seemächte England und Holland
die uugetheilte spanische Monarchie weder an Frankreich noch an Österreich kommen lassen,
wodurch das europäische Gleichgewicht gestört worden wäre. Sie wünschten eine Theilung
der Erbschaft. Ludwig XI V. sah eiu, daß er bei dem Widerstreben der Seemächte nicht leicht
die ganze Erbschaft werde erreichen können. Daher ging er anf den englischen Theilungs-
plan ein, wonach der baierische Kurprinz Spanien, die Colonien und die Niederlande, der
Dauphiu die italienischen Besitzungen, Erzherzog Karl, des Kaisers zweitgeborener Sohn
hingegen nur Mailand erhalten sollte. Da aber der Kurprinz bald darnach starb, wurde
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch