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Aufgabe vorerst auf die Erwerbung des Nächstliegenden beschränken, nnd wir werden kaum
fehlgehen, wenn wir in diesem Beschlusse zugleich eiueu Compromiß der sich bekämpfende»
Parteien des Wiener Hofes erblicken.
So war denn der erste Waffengang Eugens in Italien, der mit dem vielbewnnderten
Zug über die Alpen begann und durch die beiden Siege von Carpi und Chiari gekrönt
wurde, bereits erfolgt, ehe noch das Büuduiß des Kaisers mit den Seemächten zustande
kam. Da war es Ludwig XlV. selbst, der diese dem Kaiser in die Arme trieb. Durch die
Beseitigung der Klausel des Testamentes in Betreff der Trennung der beiden Kronen von
Spanien und Frankreich, durch den Übermnth, mit dem er sich über den znm Schutze
Hollauds errichteten Barrieren-Traetat hinwegsetzte, durch die Schädigung des Handels
der Seemächte, durch die wortbrüchige Auerkenuuug des Sohnes Jakobs II. als König von
England, die er in dem Augenblicke aussprach, als König und Parlament in England
gesetzlich die Thronfolge feststellten, durch alles dies hat Ludwig XIV. selbst den ersten
jener Successionskriege entzündet, welche von nun an das XVIII. Jahrhundert erfüllen.
Wilhelm III. erlebte noch in dem gewaltigen Umschwünge der öffentlichen Meinung
Englands uud in dem Abschlüsse der „großen Allianz" der Seemächte mit dem Kaiser
(7. September 1701) den Sieg seiner Sache, die er sterbend seiner Nachfolgerin Anna
empfahl, indem er ihr zugleich als deu Vollstrecker feiues Testamentes den Mann
bezeichnete, der wie kein anderer eingeweiht war in die Entwürfe uud Aussichteu der
orauischeu Politik, John Churchill, Grafen, später Herzog von Marlborough. Fortan
waren Marlborough, Eugen von Savoyen und Heinsins (der holländische Rathspensionär)
die Seele des Krieges. Sie bildeten das Triumvirat, welches alle Elemente des Wider-
standes gegen Frankreich um sich sammelte.
Schon früher hatten der Kurfürst Friedrich III. (I.) vou Brandenburg nnd der
Herzog Ernst August von Hannover ihre Hilfe zugesagt — jener im Kronvertrage (1700)
gegen die Anerkennung seines preußischen Königstitels, dieser gegen die Verleihung der
(neunten) Kurwürde. Zuletzt erklärte auch das deutsche Reich an Frankreich den Krieg;
nur der Kurfürst vou Baiern nnd dessen Brnder, der Knrerzbischos von Köln, schlössen sich
Ludwig XIV. an. Jenen köderte Ludwig durch die Aussicht auf eiueu Läuderzuwachs uud
den Königstitel. Max Emannel selbst dachte ernstlich daran, dem Hause Habsburg die
römische Kaiserkrone zu entreißen. Auch iu Italien wußte Ludwig XIV. Bundesgenossen
zu gewinnen. Hier standen die Herzoge von Savoyen und Mantna auf seiner Seite. Damit
nahm auch der Krieg, dessen Schauplatz sich auf verschiedene Länder — Italien, Deutsch-
land, Spanien, die Niederlande — vertheilte, einen europäischen Charakter an.
Zu dem Zustandekommen der großen Allianz hatten die Waffenerfolge Eugens in
Italien nicht wenig beigetragen. Wenn trotzdem Eugen sich bald darnach in seinen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch