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Geld und Truppen sandte. Der österreichische General Khevenhiller drang, begleitet von
den Pandurenführeru Menzel und Treuk, in Baiern ein, durch dessen Besitz Maria Theresia
sich für den Verlust vou Schlesien, der ihr sehr zu Herzeu ging, schadlos zu halten dachte.
In denselben Tagen, da Karl VII. in Frankfurt zum Kaiser gekrönt wurde, zogeu die
Österreicher in seine Hauptstadt Müucheu ein. Das französische Hauptheer mußte unter
großen Verlusten Prag und Böhmen räumeu, worauf Maria Theresia sich in Prag krönen
ließ. Die von England aufgestellte „pragmatische Armee" siegte nnter König Georg II. bei
Dettingen (am Main) über eine französische Armee und auch iu Italien nahm der Krieg
gegen die Spanier einen für die Österreicher, welche Graf Tränn befehligte, günstigen
Verlauf. Schon stand Maria Theresias Schwager, der Prinz Karl von Lothringen, im
Begriffe, den Rhein zu überschreiten und Frankreich anzugreifen, als Friedrich II. von
Preußen ueuerdings zu den Waffen griff.
Zu diesem zweiten schlesischen Kriege veranlaßte ihn die Besorgniß, daß Österreich
das errungene Übergewicht wohl auch dazu benützen werde, ihm Schlesien wieder zu
entreißen. Friedrich schloß mit Karl VII. einen Bund ab, dem auch Frankreich beitrat,
angeblich, nm Maria Theresia zur Anerkennung des Kaisers zn zwingen, in Wahrheit zur
Eroberung Böhmens, in dessen Besitz er sich mit Karl VII. theilen wollte. Dagegen fand
diesmal Maria Theresia Unterstützung bei den Sachsen. Karl von Lothringen mußte
infolge der Schilderhebung Friedrichs den Rhein verlassen und eilte uach Böhmen, wo er
sich mit einem sächsischen Armeecorps vereinigte. Friedrich, der in Böhmen eingefallen war,
sah sich durch die feindliche Stimmung der Bevölkerung uud durch die geschickten Manöver
Trauus, der dem Prinzen von Lothringen als erfahrener Rathgeber zur Seite stand,
genöthigt, nnverrichteter Dinge abzuziehen.
Die Nothwendigkeit, alle verfügbaren Truppen Friedrich II. als dem gefährlichsten
Gegner entgegen zu werfen, hatte die Folge, daß Karl VII. nach Abzug der Österreicher
nach Müucheu zurückkehren konnte, wo er bald darnach starb. Sein Sohn Maximilian
Josef, den er sterbend ermahnte, sich mit dem Hause Österreich auszusöhnen und jeden
Gedanken an die Kaiserkrone aufzugeben, erhielt im Vertrage zu Füßen am Lech von
Maria Theresia sein Land gegen den Verzicht auf alle Ansprüche auf Österreich zurück.
Auch wurde jetzt Franz Stefan, Maria Theresias Gemal, zum Kaiser gewählt und dadurch
der Plau Friedrichs II. vou Preußen vereitelt, Österreich aus Deutschland hinauszudrängen
und mit Baiern vereint selbst die Vormacht des Reiches zu bilden. Während aber Maria
Theresia fortan dem Gedanken entsagte, sich auf Kosten Baierns für den Verlust vou
Schlesien zu entschädigen, legte sie umso größereu Nachdruck auf den Krieg gegen Friedrich,
indem sie hoffte, ihm Schlesien wieder zu entreißen. Allein der fernere Krieg nahm bei
dem überlegenen Feldherrntalente des preußischen Königs für die österreichischen und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch