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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Seite - 180 -
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180 wurde. Der jüngere Sohn Leopold wurde Großherzog von Toscana, welches Land der Habsburgischen Secundogenitnr zugewiesen ward. Ferdinand, der viertgeborene, erwarb durch seine Heirat mit der Erbtochter des Hauses Este das Herzogthum Modena. Von den Töchtern wurde Caroline Königin von Neapel, Maria Antoinette Königin von Frankreich. Glücklicher als diese beiden war ihre Schwester Maria Christine, bekannt durch das herrliche Grabmal in der Augustinerkirche zu Wien, welches ihr der Herzog Albrecht von Sachsen- Teschen, ihr Gemal, durch Canova errichten ließ. 1765 fand zu Innsbruck die Vermälnng des Erzherzogs Leopold mit einer spanischen Jnsantin statt. Während der damit verbundenen Festlichkeiten ereilte den Kaiser der Tod. Eben aus der Oper zurückgekehrt starb er, vom Schlage getroffen, in den Armen seines Sohnes Josef. Maria Theresia war untröstlich; sie legte die Trauerkleider nicht wieder ab. Maria Theresia überlebte ihren Gemal noch fünfzehn Jahre. In der letzten Zeit fühlte sie sich vielfach vereinsamt. Von ihren Kindern waren mehrere in der Fremde, von den Männern, die sie einst mit Rath und That unterstützt hatten, rief der Tod einen nach dem anderen ab. Mit Schmerz nahm sie wahr, wie oft ihre Ansichten und jene ihres Sohnes — namentlich in religiösen Dingen —auseinandergingen. Wohl hatte sie die Genugthuung, manch edles Saatkorn, das sie einst ausgestreut, noch reifen zu sehen, allein sie fühlte doch, wie die Welt ringsum allmälig eine andere wurde. Früher heiter und gesellig, zog sie sich jetzt gänzlich von Vergnügungen zurück; stundenlang verweilte sie im Oratorium des Stefansdomes oder in der Kapuzinergruft am Sarge ihres Gemals im Gebete. Zunehmende Beleibtheit erschwerte ihr die Bewegung im Freien. Von den Blattern, die sie 1767 befallen hatten, abgesehen, war Maria Theresia selten krank gewesen; aber darüber konnte sich Niemand täuschen, daß sie weit über ihre Jahre gealtert war. Am 15. October 1780 machte sie ihr Testament, aber erst am 20. November nahm die Erkrankung, die sie bald darnach befallen hatte, eine ernstere Gestalt an. Am 25. empfing sie das Altar- sacrament, am 28. nahm sie ergreifenden Abschied von ihren Kindern, am 29. November war sie eine Leiche. Auf die Nachricht von ihrem Tode schrieb Friedrich II. von Preußen: „Der Tod der Kaiserin hat mich geschmerzt; sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht; ich habe sie bekriegt, bin aber nie ihr Feind gewesen." Klopstock aber, der große deutsche Dichter des „Messias", besang ihrenTod mit den Worten: „Schlaf' sanft, Du größte Deines Stammes, weil Du die menschlichste warst! Die wärest Du und das gräbt die ernste Geschichte, die Todtenrichterin, in ihren Felsen. Dein Sohn mag forschen, strebend, ringend, dürstend, weinend vor Ehrbegier, ob er Dich erreichen könne? Friedrich mag sein graues Haupt hinsenken in die Zukunft: ob von ihm Erreichung melden werde die Felseninschrift der Todtenrichterin?"
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
Band
3
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1887
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.64 x 22.39 cm
Seiten
278
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch

Inhaltsverzeichnis

  1. Geschichtliche Übersicht der österreichisch-ungarischen Monarchie 1
    1. Ethnographische Einleitung 1
    2. Geschichtliche Übersicht 33
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild