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Ganz bedeutungslos ist aber die Mitregeutschaft Josefs II. keineswegs geblieben.
Wenigstens auf den ihm übertragenen Gebieten entfaltete Josef eine rastlose Thätigkeit.
Nicht nur iu mannigfachen Einschränkungen des Hofhaltes, sondern noch mehr in wichtigen
Maßregeln auf dem Gebiete des Kriegswesens nnd der Finanzen kündigte sich der Einfluß
des Mitregenten an. Dem trostlosen Zustande der Finanzen — eine Folge des sieben-
jährigen Krieges — gegenüber faßte Josef den hochherzigen Entschluß, das große Privat-
vermögen, das er von seinem
Vater geerbt, dem Staate zur Re-
duciruug der öffentlichen Schuld
zu überlasse». Unterstützt von
seinem Lehrmeister nnd Liebling,
dem Feldmarschall Lach, schritt
Josef an eine Armeereorganisa-
tion, deren Vorzug darin bestand,
daß sie zugleich ausehuliche
Ersparuugeu und bessere Bewaff-
nung und Bekleidung der Truppeu
erzielte. Aber auch in manchen
anderen Fragen der inneren und
äußeren Politik war es doch
wieder gerade Josefs gewichtige
Stimme, welche deu Ausschlag
gab, so daß die Jahre seiner Mit-
regentschaft als die Übergangs-
periode von dem theresianifchcn
System zum Josefinismus zu be-
zeichne» sind. Es war dies umso
mehr der Fall, als sich der augeseheuste Rathgeber der Krone, Fürst Kaunitz, nicht selten
anf die Seite des junge» Kaisers schlug.
Zwar hatte es aufaugs den Anschein, als ob anch Josef nnd der Staatskanzler
nicht zn einander passen würden. Jedenfalls darf man das merkwürdige Entlafsungsgesnch
des letztereu (1766) wohl eher mit de» durch Josefs Eintritt in die Geschäfte veränderten
Verhältnissen als mit dem konventionellen Vorwande erschütterter Gesundheit in Verbindung
bringen. Aber so wie es häufig geschieht, daß zwei sehr verschieden angelegte Menschen
sich dauernd zu verständigen vermögen, sobald nnr ihre Eigenschaften sich ergänzen und
das Zngeständniß wechselseitigen Gewährens anf dem Bewußtsein geistiger Ebenbürtigkeit
Feldmarschall Graf Moriz von Lacy.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch