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der josefinischen Grund- und Lagerbücher erreicht, welche die Reform, der sie ihren Ursprung
verdankten, überdauerten und eine feste Grundlage für die Rechtszustände in Österreich
geworden sind. Was aber jene Agrarreformen betrifft, welche als Erbschaft Josefs über-
gingen auf die nächstfolgende Zeit, so blieben die Früchte und der Segen derselben nicht
aus. Wo die Erbpacht eingeführt wurde, stiegen wie mit einem Zauberschlage neue Häuser
und Dörfer empor.
Am tiefsten mußten Josefs Reformen das Verhältniß des Staates zur Kirche berühren.
Zwar hatte sich dieses Verhältniß schon unter Maria Theresia zu Gunsten des Staates
verschoben; eifersüchtig hatte die ergebene Tochter der Kirche über die Rechte des Staates
gewacht. Aber im Grunde hatte es sich zunächst doch nur sozusagen um eine Reguliruug
Relief vom Zauner'schen Kaiser Josef-Denkmal in Wien: der Kaiser als Förderer des Ackerbaues.
der beiderseitigen Gebiete gehandelt, wobei der Staat seine Grenzpfähle möglichst weit in
den kirchlichen Machtbereich vorschob, um alte, längstvergessene Rechte zu reviudicireu.
Weit umfassender war die Idee, welche der Kirchenpolitik Josefs zu Grunde lag. Hatte
früher die Kirche, wie alle anderen Lebensformen, so auch den Staat mit ihrem Geiste zu
durchdringen und zu erfüllen gesucht, so ging jetzt umgekehrt der Staat darauf aus, wie
alles Andere, so auch die Kirche seinen Zwecken dienstbar zu machen. Der allmächtigen
Kirche der früheren Zeit trat infolge einer natürlichen Reaction der allmächtige Staat gegen-
über. Wir begegnen zwar dieser Erscheinung auch in den übrigen katholischen Staaten jener
Zeit, so namentlich in Deutschland, wo jene Richtung in dem Febronianismns und in dem
Nuutiatureustreite zu scharfem Ausdrucke gelangte. Nirgends aber zeigte die Emancipation
des Staates von der kirchlichen Gewalt ein so eigenthümliches Gepräge als in den Staaten
Josefs, weßhalb man die ganze Richtung als die josefinische zu bezeichnen pflegt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch