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mit dem Verluste von ganz Unteritalien, das in eine parthenopäische Tochterrepublik
Frankreichs verwandelt wurde; auch der sardinische Thron wurde umgestürzt. Aber das
russisch-österreichische Hanptheer unter Suwarow und Melas machte durch den Sieg bei
Cassano über Moreau der cisalpiuischeu Republik ein Ende und ihren weiteren Siegen an
der Trebbia über Macdonald und bei Novi über Joubert folgte der Sturz der partheno-
päischeu Republik. Erzherzog Karl aber nöthigte durch die Siege bei Osterach und
Stockach (1799) Jourdan zum Rückzug über den Rhein, woraus er in die Schweiz ein-
drang und den General Massena aus seiner festen Stellung bei Zürich vertrieb. Noch
einmal jubelte das befreite Deutschland dem „Retter Germaniens" zu und zugleich tauchten
auch praktische Vorschläge, die Reichseinheit unter Österreichs Führung wieder herzustellen,
auf. Aber diese Hoffnung brach zusammen, als der russische Kaiser Paul von der Allianz
zurücktrat und Suwarow in seine Heimat abberief, und als Bonaparte, der inzwischen aus
Egypten nach Frankreich zurückgekehrt war, nach dem Sturze der Directorialregiernng zum
ersten Cousul erhoben, das Commando in Italien übernahm, mit seinen Truppen den
St. Bernhard überstieg, den Österreichern in den Rücken fiel und dem herbeieilenden Melas
unweit Alessandria bei dem Dorfe Marengo die Entscheidungsschlacht lieferte (1800). Da
auch in Deutschland, nachdem Erzherzog Karl das Commando niedergelegt hatte, das
Glück den österreichischen Waffen nicht günstig war, vielmehr Karls jüngerer Bruder,
Erzherzog Johann, bei Hohenlinden (in Baiern) durch Moreau eine blutige Niederlage
erlitt, sah sich der Kaiser genöthigt, im Frieden von Luneville den Frieden von Campo
Formio zu erneuern, das linke Rheinufer nochmals förmlich an Frankreich abzutreten und
die Verwandlung der cisalpinischen in eine italienische Republik unter Bonaparte als
Präsidenten anzuerkennen.
Mit dem Tage von Hohenlinden traf auch Thuguts System, das schon seit Campo
Formio erschüttert war, ein letzter entscheidender Schlag. Er selbst zwar hielt mitten im
Unglück sein Haupt noch immer hoch; „Wien sei noch nicht die Monarchie", meinte er,
als sich der Feind bereits der österreichischen Hauptstadt näherte. Aber der Kaiser gab
dem Sturme der öffentlichen Meinung nach und trng zugleich der veränderten Weltlage
Rechnung, indem er den Minister entließ, welchen seine Gegner als den „Kriegsbaron"
haßten, der durch seine „weltverheerende, unsinnige Hartnäckigkeit" die Monarchie an den
Rand des Verderbens gebracht habe und den seine Bewunderer mit jenem Pitt verglichen,
dem er, wenn auch nicht au Größe, so doch an Beharrlichkeit gleichkam.
Der Friede von Luneville (9. Februar 1801) war nicht mehr Thuguts Werk,
sondern wurde von dem zu seinem Nachfolger designirten Grafen Ludwig Eobeuzl
abgeschlossen, der erst im Herbst des Jahres 1801 als Hof- und Staatsvicekanzler das
Ministerium wirklich übernahm. Bis dahin glich der Staat einem stenerlosen Schisse, und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil, Band 3
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, 1. Abteilung: Geschichtlicher Teil
- Band
- 3
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1887
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.64 x 22.39 cm
- Seiten
- 278
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch