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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 146 -
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146 an den Formen klebenden, von dem schöpferischen Geiste unmittelbarer Naturforschnng noch nicht berührten Scholasticismns bestand. Die Heilwissenschaft beruht auf Aberglauben, die Chemie sucht die Geheimnisse der Goldmachern und des Steins der Weisen (Alchymie), die Astronomie ist eine Ausgeburt der Phantasie und tritt in den Dienst der Wahrsagerei (Astrologie). Die höchste Wissenschaft der Schulen ist eine haarspalterische Dialektik, eine Form ohne Gehalt. Am nüchternsten ist noch die Rechtswissenschaft, der Liebling unserer Universi- täten, sowie die Geschichtschreibung. Schriftlich wurde letztere am meisten gepflegt, allerdings in trockener, chronikartiger Manier. Ein Franciscaner, Namens Marens, schrieb angeblich die mit Miniaturen verzierte sogenannte „Wiener Bilderchronik", ein anderer Namens Johann, Dechant von Küküllö, die Geschichte seiner Zeit. Beide bedienten sich der lateinischen Sprache, welche in jenem Zeitalter die alleinige Sprache der Wissenschaft und der Urkunden war. Die ungarische Geschichte besangen in ungarischer Sprache die „Hegedös" (Barden), die später ihre Gesänge auch niederschrieben; sie tauchten als solche zur Zeit des Königs Matthias auf und nahmen ihren Platz bei Gemein- und Hochadel und selbst an den glänzenden Höfen des Königs und der Prälaten ein. Einer von diesen mag das ungarisch- historische Lied von der „Belagerung von Szabäes" verfaßt haben. Diese Art Dichtung entsprach am meisten dem Bildungsgrade und den Bedürfnissen des damaligen kriegerischen und politisch aufgeweckten ungarischen Adels. Ebenso ist auf dem Gebiete der religiösen Dichtung die Katharinenlegende ein Zeugniß von dem lebendigen Glauben, der die Gesellschaft des Zeitalters des Königs Matthias beherrschte. Die Chronik des Johannes Thnröczy: „Geschichte der Ungarn von den Hunnen bis 1476" spricht schon zu gebildeteren Lesern in gelehrter lateinischer Sprache. Diese Chronik kennzeichnet das Auftreten des weltlichen Elementes auf geistigem Gebiete sowie die Einwirkung des Zeitalters, denn sie ist lebhafter und kräftiger geschrieben, als dies bei den geistlichen Schriftstellern des vorhergehenden Jahrhunderts der Fall war. Doch konnten auf diesem Gebiete die Ansprüche des Königs Matthias und des Hof- clerus nur durch die italienischen Humanisten befriedigt werden, die als Vorleser, Erzieher, Bibliothekare, Secretäre, Gesellschafter und Tischgenossen des Königs ihren ständigen Aufenthalt am Hofe hatten. Einer derselben, AntonBonfini, Hofgeschichtschreiber, verfaßte im Auftrag desKöuigs die Geschichte Ungarns und der Herrschaft des Matthias. Er schrieb in kräftiger, dem Livius abgelauschter lateinischer Sprache, mit lebhaftem Gefühl für das Charakteristische, obgleich er mit seinen abergläubischen Ansichten noch in der supranaturalistischen Methode des Mittelalters steckt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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