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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 147 -
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147 Aus diesem Kreise stammt der ungarische Humanist und Kirchenfürst Johann Csezmiezei, Bischof von Fünfkirchen (mit seinem poetischen Namen Janns Pannonius), dessen Verse zwar die römischen Classiker nachahmen, gleichwohl aber aus echter Dichter- brust quellen und ihren Autor auch in Italien berühmt machen. Mit dem Tode des Königs Matthias hört auch die Bevorzugung der italienischen Gelehrten auf. Allmälig verlassen alle den verarmten Hof des Königs Wladislaw II. Die darauf folgende unruhigere Zeit konnte kein bedeutenderes literarisches Werk hervorbringen. Nur das eine „Tripartitum" Verböezys, die systematische Ordnung des mittelalterlichen ungarischen Gewohnheitsrechtes, ragt noch hervor als das einzige Prodnct dieses in staats- und privatrechtliche Streitigkeiten versunkenen, proceßlustigen Zeitalters. Die Kunst steht namentlich im XIV. Jahrhundert gleichfalls im Dienste der Religion. Am entwickeltesten ist die korporativ organisirte Baukunst, deren Wirkung durch Malerei und Bildhauerkunst gehoben wird. Der kräftige Glaube des Jahrhunderts ließ zahlreiche kirchliche Kunstdenkmäler in dem der religiösen Andacht am besten entsprechenden Spitzbogenstil entstehen. Das größte Meisterwerk in dieser Richtung ist der bis heute aufrechtstehende, renovirte Kaschaner Dom aus den Zeiten der Anjous. Ei« Zeugniß von dem Reichthum und dem entwickelten Geschmacke unserer Könige war das prächtige Schloß zu Visegräd, welches noch im folgenden Jahrhundert von einem mit feinem Verständniß begabten Italiener das irdische Paradies genannt wird; ferner das ebenfalls im gothischen Stil erbaute Ofener Schloß des Königs Sigmnnd, sowie Johann Huuyadis theilweise noch heute erhaltene Vajda-Hnnyader Burg mit ihren Senlpturen, Glasmalereien und Freskogemälden, welche weltliche Gegenstände darstellen. Seit der Mitte dieses Jahrhunderts verändert sich der Geschmack. Classische Muster, italienischer Einfluß werden herrschend selbst in der Kunst. König Matthias läßt seit den Sechziger-Jahren seine hochberühmte Ofener Burg schon im italienischen Renaissance- stil bauen. Der Eingang am heutigen St. Georgsplatz wurde durch eine Herkulesstatue, der Hof durch einen Apollo, eine Diana und durch eine Pallas-Athene über einem prachtvollen Wasserbassin, weiterhin durch die Bronzestatuen Johann Hunyadis und seiner Söhne Ladislans und Matthias geziert; die Corridore, Thüren, Säle waren durch die größten Meisterwerke der verweltlichten und kräftigen italienischen Plastik und Malerei, durch die Werke eines Verrochio, Majano, Filippo Lippi und Leonardo da Vinci geschmückt. Die Folianten seiner weltberühmten Bibliothek, der Corvina, wurden durch die hervorragendsten italienischen Meister — unter ihnen Attavante aus Florenz — mit noch heute glänzenden Randverzierungen und Miniaturmalereien versehen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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