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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 170 -
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170 zu vereinigen, welche heute lehrten und jegliche Wissenschaft pflegten, morgen aber das Buch niederlegten und nach Osten und Westen gingen, um sich zu mühen, zu leiden und wenn es sein mußte, zu sterben im Interesse der katholischen Religion. In Tyrnan erwarben sie ein Haus (1561). Als aber nach sechs Jahren das Hans sammt der Stadt abbrannte und sich Niemand fand, der es wieder aufrichtete, nahmen die Jesuiten den Wanderstab in die Hand und verließen das Land, in welchem sogar sie zu jener Zeit noch nicht durch- dringen konnten. Das alte Ungarn, in welchem zur Freude des armen Stesan Verböczy noch vor der Mohäcser Schlacht der Gesetzartikel: „I^utkeram comburantur" geschaffen wurde, hatte also aufgehört zu bestehen. Aber auch die politische Lage war eine ganz andere geworden, als diejenige war, in welcher Verböczy das Land gesehen und die er ihr gewünscht hatte. Ferdinand und seine Nachfolger waren nicht solche ungarische Könige wie Albrecht, Ladislans V. oder die Jagellonen, deren Hauptreich damals Ungarn gewesen war. Ungarn war kaum noch ein Land, es war nur ein kleines Stück Boden, „ein Fetzen", wie man damals sagte, der durch die Fluten der türkischen Eroberung fortwährend auf engeren Raum zurückgedrängt wurde; es war sozusagen nur noch eine Festung oder vielmehr ein Glacis, welches den schrecklichen, unerbittlichen Feind von den Erbländern, von Deutschlaud und Böhmen fernhielt, welches seine Söhne mit Vergießung ihres Herzblutes vertheidigten, dessen Erhaltung aber auch im Interesse der Nachbarn lag. Diese Letzteren gaben daher, soviel eben anging, an Geld und Soldaten zur Vertheidigung der ungarischen Festungen her. Aber die Soldaten waren Fremde, standen unter fremden Officieren und dem kaiserlichen Hofkriegsrath, der im Hinblick auf die Nothwendigkeit einheitlicher Vertheidigung seine Macht auch auf die ungarischen Truppen erstreckte. Auch die kaiserliche Schatzkammer, welche das Geld hergab, mischte sich in Vieles. Die cardinalsten Rechte des Landes feierten. Das Recht der freien Königswahl wurde bei jedem Thronwechsel in Frage gestellt, doch wurde es erhalten. Dagegen wnrde die Palatinswürde seit dem Tode des „krummen" Bäthory (1530) 24 Jahre lang nicht besetzt und nach dem Tode seines Nachfolgers Thomas Nädasdy (1554 bis 1562) regierten abermals 44 Jahre lang ernannte königliche Statthalter — Kirchenfürsten — statt der durch die Nation gewählten Palatine, unter ihnen Georg Draskovich, Cardinal-Erzbischos von Kalocsa (1585 bis 1587), Neffe des Frater Georg, ungarischer Schriftsteller, der die ungarische Kirche beim Tridentiner Concil vertrat und auf dessen Rath Rudolf (1576 bis 1608), Nachfolger des Königs Maximilian, die Jesuiten abermals ins Land rief (1586). Ein noch größeres Übel für Ungarn als diese Verfassungsverletzungen waren die fortwährenden Raubzüge der Türken, welche sich stetig, wenn auch im geringen Maße, aus- breiteten. Das Land hatte dem Sultan nicht wie Siebenbürgen gehuldigt. Aber Ferdinand
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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