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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 232 -
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232 König von Ungarn nicht auch zugleich römischer Kaiser oder präsnmtiver Erbe dieser ersten Krone der Welt war. Die Stände traten in Anbetracht der neuen Verhältnisse mit neuen Forderungen hervor. Die Stellung, welche sie wenigstens stillschweigend den Würdenträgern des römischen Kaisers eingeräumt hatten, waren sie nicht geneigt auch den obersten Beamten der österreichischen Erblande zu gewähren. Ungarn, sagten sie, ist das größte Land der Dynastie. Es ziemt sich daher, daß es Einfluß nehme auf die gemeinsamen Angelegenheiten, daß dagegen die Königin die ungarischen Sachen ausschließlich mit ungarischen Räthen erledige. Maria Theresia langte am 20. Juni in ungarischer Tracht in Preßburg an. Den anderen Tag sprach sie zum ersten Male vom Throne zu den Ständen — lateinisch, nachdem der Hofkanzler die königlichen Propositionen ungarisch vorgetragen hatte. Vier Tage später ging die Krönung vor sich. Die Königin fuhr in ungarischer Tracht in einem sechsspännigen, mit grüner Seide überzogenen Wagen zum St. Martins- dom. Ihr voran trugen die Fahnen der ungarischen Nebenländer ein Batthyany, Ghillänyi, Eszterhäzy, Erdödy, Balassa, Kollouics, Patachich, Csäky, Ungarns weiße Fahne aber, die größte von allen, Graf Josef Keglevich. Die Krone setzte ihr aufs Haupt Emerich Eszterhäzy, der „Frater Emericus", der damals schon Erzbischof von Gran und ein körperlich zwar gebrochener, geistig aber noch rüstiger Greis war. Darauf begab sich die Königin, mit der Krone auf dem Haupte und begleitet von glänzendem Gefolge, theils zu Fuß, theils zu Wagen auf den traditionellen Rundgang. In der Franciscauerkirche vollzog sie den Ritterschlag. Vor der Kirche der Barmherzigen leistete sie den Eid, unter freiem Himmel, auf die Verfassung des Landes. An der Donau, beim Krönungshügel, stieg sie aus dem Wagen, setzte sich auf einen reich nach ungarischer Art geschirrten Rappen, sprengte den Hügel hinan und führte von hier aus mit dem königlichen Schwerte die alt- üblichen Hiebe gegeu die vier Weltgegenden. Brausende Begeisterung, Rufe: „Vivat!", , Vivat äomina rex noster", „es lebe unsere Frau, unser König!" begleiteten sie überall, doch als die Feierlichkeit vorüber war, — kam dennoch keine Vereinbarung zwischen Königin und Landtag zustande. Die Stände planten zur Sicherung der gesetzlichen Unabhängigkeit des Landes hinsichtlich seiner inneren Administration, seiner Cameral- und Kriegs- angelegenheiten eine Art von ungarischem Ministerium; Maria Theresia jedoch weigerte sich alles dies, so wie man es verlangte, zu gewähren. „Ich halte meinen Schwur, den ich auf die Rechte der Nation ablegte", sagte die Königin zu einem Führer der Opposition, dem Banns, General und jetzt euriae Josef Eszterhäzy, dessen Bruder Anton als unerschütterlicher Anhänger Räköczy's in Rodofto zur ewigen Ruhe bestattet war. „Ich weiß, daß meine deutschen Minister im Allgemeinen die Ungarn nicht lieben. In Betreff der ungarischen Angelegenheiten schenke ich ihnen daher kein Gehör; ich erledige selbst Alles; was aber das Laud von mir verlangt, sieht einem förmlichen Mißtrauen gleich."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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