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Die Verhältnisse erlaubten es nicht, daß die Königin diesen Palast in Ofen bewohnte;
die englischen Fräulein und ein Mädchen-, bald auch ein Knabenerziehungsinstitut, das
ungarische Theresiannm, nahmen darin Platz; endlich schenkte die Königin den Palast der
Wissenschaft, der Universität. Die Installation geschah nach ausdrücklichem Wunsche der
Königin an dem vierzigsten Jahrestage ihrer Krönung (am 25. Juni 1780). Zu ihrem
Vertreter bei diesem feierlichen Acte erkor sie den ungarischen Hofkanzler Grafen Franz
Eszterhäzy, Enkel der Schwester Emerich Thökölyi's, Gründer des Csekleszer Eszterhäzy-
zweiges, ihre rechte Hand in vielen und wichtigen Angelegenheiten; und als denselben
Krankheit verhinderte, schickte sie den Vicekanzler Grafen Karl Pälfsy, den Urgroßneffen
des Palatins Johann, später der erste Fürst Pälfsy, nach Ofen. Baron Adam Patachich,
Erzbifchof von Kaloesa, Nachkomme eines der Szigethvärer Helden, hielt als Präses des
akademischen Senates im Prunksale der Universität im königlichen Schlosse die schwung-
volle Dankrede für die große Gnade der Königin und Anton Brnnszvik, Referendar der
ungarischen Hofkanzlei, las die Hauptpunkte der feierlichen Urkunden vor, in welchen die
Königin, auf ihre ganze Laufbahn zurückblickend, alle jene Schenkungen, welche sie zu
Guusteu des zur Erhaltung der Universität und der in der Studienordnung geplanten
Lehranstalten bestimmten Studieusoudes gemacht hatte, zusammenfaßte. Die damals reiche
Dotation der Universität rührte aus den Gütern mehrerer erloschenen geistlichen Beneficien
her; der Studienfond wurde aus dem auf drei Millionen geschätzten Vermögen des vom
Papste im Jahre 1773 aufgehobenen Jesuitenordens gebildet.
Gegen die Entwicklung der Theresianischen Regierungszeit wird von der Gegenwart
mit Recht ein Vorwurf erhoben. Dieselbe war weit weniger ungarisch als diejeuige
der vorhergegangenen Jahrhunderte oder der neueren Zeit.
Die ungarische Sprache, das Orgau der schwächeren ungarischen Civilisation, war
unentwickelter als die Sprachen des Westens. Das XVI. Jahrhundert brachte, wie wir
sahen, auch hierin eine Wendung hervor. Das mit der Reformation verbnndene regere
geistige Leben und die literarische Bewegung wirkten auch auf die ungarische Sprache
wohlthätig ein. In Siebenbürgen — obwohl dort allein auf dem ganzen Gebiete der
ungarischen Krone eine fremde Nationalität (die Sachsen) als solche ein staatsrechtlicher
Factor werden konnte — wurde die nngarische Sprache zur diplomatischen. In dem
geschwächten Mutterlands gelang dies nicht vollständig. Die Verbindung mit dem
Auslande, mit den österreichischen Erbländern machte jedoch die lateinische Sprache
unentbehrlich.
Das XVIII. Jahrhundert war nicht dazu geeignet, in dieser Richtung irgend eine
Besserung herbeizuführen, vielmehr gesellten sich zu den alten noch neue Schwierigkeiten.
Neue Ideen, neue Forderungen des Lebens und des Staatswesens tauchten auf, zu deren
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch