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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 284 -
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284 Verkünder. Welche der beiden philologischen Parteien, die mittlerweile zn richtigen Lagern angewachsen sind, irgend einmal siegreich bleiben werde, das ist noch immer ein Geheimniß der Zuknnft. Ans dem bisherigen Verlauf des hochinteressanten Streites hat sich schon einstweilen klar genug ergeben, daß die magyarische Sprache, als gleichfalls der großen Familie der altaischen Sprachen angehörig, sowohl zur finnisch - ugrischen als znr türkisch-tatarischen Sprachgrnppe in verwandtschaftlichem Verhältnisse steht. Die Frage ist nur uoch, ob unsere Sprache ihrem Ursprnnge nach der finnisch-ugrischen Sprach- grnppe angehöre, die türkisch-tatarische Verwandtschaft aber nur das Ergebniß späterer Einwirkungen sei, oder ob sie umgekehrt türkisch-tatarischen Ursprunges sei uud die finnisch- ugrische Verwandtschaft sich durch die erhaltende Berührung mit den hierher gehörigen Sprachen gebildet habe. Übrigens ist es sogar noch denkbar, daß sich durch fernere Forschungen eine dritte Möglichkeit Heransstellen werde, nämlich daß diese Sprache sich ans dem gemeinsamen altaischen Stamme selbständig ausgesondert habe, als dritter Zweig, der infolge von später eingetretenen geographischen nnd ethnographischen Verhältnissen keine Nebenzweige treiben konnte. Keinen geringen Vorschub leistet dieser Annahme die in der Entwicklung der magyarischen Sprache zu Tage tretende starke Selbständigkeit, deren Macht alles Entlehnte vollständig dem Geiste der Sprache anzupassen vermocht hat nnd vermag, und zwar selbst in phonetischer Hinsicht so sehr, daß nicht selten mir die allseitige Zergliederung und höchst umsichtige Vergleichnug des Sprachforschers imstande ist festzu- stellen, ob das eine und andere unserer Wörter urmagyarischer Abstammung oder nur eine afsimilirte Entlehnung sei. Unbedingt fest steht also nur, daß die magyarische Sprache zu den agglut inirenden Sprachen gehört und auch unter diesen eine derjenigen ist, bei denen der Wortstamm und die modifieirenden Wortbeftaudtheile (Bilduugssilbeu, Flexions- endungen) nach Form und Bedeutung aufs genaueste vou einander zu unterscheiden sind. Ihrer individuellen Natur nach gehört die magyarische Sprache zu denjenigen, welche den schönsten Klang, den vollkommensten Bau und die klarste Präcision des Aus- druckes besitzen. Ihr eigeuthümlicher Wohllaut rührt nicht nur daher, daß sie sogar literarisch vierzig rein articulirte Sprachlaute gebraucht, sondern auch daher, daß alle diese Laute, iu so und so viele regelmäßige Aceorde zusammengefügt, sich zu Worten gruppireu. Es ist uämlich eine der wesentlichsten Eigenthümlichkeiten dieser Sprache, daß ihre Vocale in solche der hohen, tiefen und mittleren (leichten, schweren und neutralen) Stufe zerfallen (e, S, 6, ü, ü, n, ä, o, 6, u, ü e, e, i, i), und daß in den einfachen magyarischen Wörtern, mag nuu die Zahl ihrer Silben durch Bilduugssilbeu und Flexionsendungen noch so groß werden, stets nnr Vocale der nämlichen Stufe zusammentreffen können. Diesen großen und starren Gegensatz gleichen die mittelstufigen Töne insofern ans, als sie sich zu hohen und tiefen Tönen gleicherweise gesellen dürfen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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