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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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290 der Benennung von Personen stets den Familiennamen (beziehungsweise das Adels- prädieat) zuerst und den Taufnamen zuletzt setzen, das heißt, daß wir sagen: Sarväri 8?ecker>xi Istvän und nicht auf arische Weise: Ltepkanus Läi vür. Die Ursache davon ist sehr einfach. Der magyarische Verstand geht bei der Betrachtuug immer vom Äußeren aus und schreitet zum Inneren, zum Wesen vor; daher ist es im Magyarischen Grundprincip, daß das Epitheton gewöhnlich dem Worte, das es näher bestimmt, voransteht. Deshalb setzt man auch bei den Benennungen von Personen den Familiennamen als Bestimmungswort dem Taufnamen, als dem zu Bestimmenden, voraus. Und diese Sprache, die ein so seltenes Interesse darbietet, hat sich hauptsächlich im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts bereits auf eine so hohe Bildungsstufe erhoben, daß es keinen Gedanken und keine Empfindung, weder eine Wissenschaft, noch eine Knnst gibt, die man magyarisch nicht entsprechend, ja elegant verdolmetschen könnte. Der thätige Eifer der zahlreichen wissenschaftlichen Vereine, die Wirksamkeit der Zeitungs- und Fachliteratur nach tausend Richtungen, die gefeierte Schar unserer großen, auch im Auslande gewürdigten Dichter, die Kanzel, die Schule, kurz jeder Factor des geistigen Lebens wirkt begeistert mit, nicht nur an der Bereicherung der nationalen Sprache, sondern auch an der fortwährenden Verfeinerung der Sprache, welche übrigens, was ihr Wortschatz und die Macht ihres Kunststils vermögen, schon durch die eine Thatsache glänzend beweist, daß Shakespeare, Mokiere, Aristophaues u. s. w. vollständig, und zwar in ebenso treuer als poetischer Übersetzung ins Magyarische verpflanzt sind. Bei alledem hat, wie die Nation selbst, auch ihre Sprache mancherlei Fährlichkeiten überstanden. Besonders schlecht erging es ihr im XVIII. Jahrhundert, als das nationale Bewußtsein, zumal bei den gebildeten Ständen, in eine Ohnmacht verfallen war, welche fast dem Tode gleichkam. Der größte Theil des Hochadels huldigte der Mode einer fremden Bildung; der niedere Adel aber und die im allgemeinen sogenannte Honoratiorenclasse betrachteten die lateinische Sprache als den würdigsten Dolmetsch der Bildung und benützteu sie häufig sogar im Alltagsgespräch. So wurde jene Sprache, welche im XVI. und ganz besonders im XVII. Jahrhundert sich schon einer wirklich glänzenden Literatur rühmen konnte, jetzt wieder zu einer bloßen Sprache des Volkes und blieb das auch bis gegen das letzte Viertel des Jahrhunderts, wo auf die Zeit des Verfalls plötzlich eine Wiedergeburt folgte, welche alles Versäumte nachzuholen bestrebt war, so daß die magyarische Sprache, durch eine Schar von Dichtern, Schriftstellern und Gelehrten in verhältnißmäßig kurzer Zeit zu neuem und glänzendem Leben erweckt, schon in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ihreu siegreichen Einzug auf alle Gebiete des privaten und öffentlichen Lebens hielt, ja seit 1847 sogar in den Königshallen ein danerndes Heim gefuudeu hat.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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