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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 303 -
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303 adelige Wittfrau konnte bei den Amtsneuwahlen (Restaurationen) mit den Männern zusammen stimmen und den Töchtern sicherte das Gesetz einen Pslichttheil ans dem väterlichen Erbe; bei den Szeklern konnte man die Tochter geradezu männlich erklären lassen, wenn die Eltern keinen Sohn hatten, und ein solches Mädchen nannte man (Sohntochter). Wer mit seiner Hand das Bein einer anständigen Frau antastete, wurde schwer gestraft, und wer eiue Frau raubte, büßte es mit zwölf Stück Jungvieh. Hingegen hatte das gefallene Mädchen schwere Buße zu bestehen, welche kövLtvs" (Kirchenbuße) hieß; es stand dabei in der Kirchenthüre, einen Federnkranz auf dem Haupte. Einer Frau von anstößigem Lebenswandel wurde das Haar abgeschnitten und sie wurde gestäupt. Gegenwärtig behandelt man sie schon milder, doch geht die Nachsicht keineswegs so weit, daß diese Art von Frauen eine eigene Welt (oder Halbwelt) bilden könnte; in das gesellschaftliche Leben spielen sie öffentlich nicht hinein, wie in manchen anderen Läudern. In einer kriegerischen Vergangenheit nahmen die Frauen au der Männer Seite sogar au Schlachten theil, so z. B. bei der siegreichen Vertheidigung von Erlau, daher es denn noch heute als Ehrentitel gilt, „ein Erlauer Weib" genannt zu werden: heutigentags bewegt sich die öffentliche Wirksamkeit der Frauen in der Richtung der Wohlthätigkeit und der weibliche Eifer findet in Kriegszeiten Aulaß, sich bei dem humaueu Wirken des Rothen Kreuzes zu bethätigen. Die Kindererziehung läßt sich der Magyare besonders angelegen sein; er schickt seine Söhne uud Töchter zur Schule und nährt nnd kleidet sie gut; er ehrt und schätzt auch die Volksschullehrer. Noch im erste« Drittel des Jahrhunderts bestand die Sitte, für die Lehrer der Reihe nach in allen Häusern zu kochen, woraus ihnen das fertige Mahl durch zwei Bettelstudenten (menckilcüs ckiäk) in einem großen Korbe an einer über die Schultern gelegten Stange überbracht wurde; die ärmeren Hänser schössen das Erforderliche zusammen: das eine lieferte die Knödel, das andere das gefüllte Krant, das dritte die Pflaumentäschchen, je uach Übereinkunft. Dieser Brauch ist seither abgekommen und mau bezahlt bar. Man pflegt die Kinder auch in Tausch zu geben, indem man magyarische Knaben in deutsche Ortschaften schickt, von wo man dafür deutsche iu die magyarischen Häuser versetzt. An beiden Orten wird das Tauschkind wie ein Familienmitglied gehalten und so entsteht häufig zwischen magyarischen und deutschen Tauschgeschwistern ein Band geistiger Verwandtschaft und dauert lebenslang fort. Und dabei eignet sich jedes die nothwendige fremde Sprache ohne alle Mühe an. Dieser Gebrauch ist auch jetzt noch überall im Schwange. Die Zusammengehörigkeit der Familien erstreckt sich manchmal auf eine ganze Stadt oder gar auf das Eomitat, was mit einem lateinischen Worte nexus genannt wird.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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